Abdiel hat geschrieben:Wenn ich von natürlichem Gleichgewicht rede, ist keines wegs ein zementierter Status Quo gemeint. Natürlich unterliegt die Natur bestimmter Schwankungen und selbstrverständlich gibt es auf lange Sicht teils gravierende Veränderungen (schon die übergroßen Reptilien vergessen?).
Das hervorzuhebende Merkmal ist jedoch, dass sich immer wieder ein Gleichgewicht einstellt...
Also, das ist zunächst mal von der Größe des betrachteten Systems abhängig und dann vom Zeitraum - gerade Du, der Du die Reptilien ins Gespräch gebracht hast, solltest das doch wissen. Denn letztlich kann man ihnen kaum "Nachhaltigkeit" nachsagen - ebensowenig aber wohl auch, daß sie sich selbst zugrundegerichtet hätten (zumindest nach dem, was wir wissen). Wenn also Nachhaltigkeit bedeutet, daß wir unseren Kindern eine identische Welt übergeben, hätte sich nie was entwickeln dürfen. Wenn es heißt, daß wir ihnen eine bessere Welt übergeben dürfen: Hurra, das haben wir schon. 1968, als ich sie erhalten habe, war die Luft schmutziger, die Flüsse biologisch tot, DDT überall, überirdische Nuklearwaffentests gang und gäbe. Seitdem hat sich aber so einiges zum besseren gewendet, obwohl die Menschheit sich von der reinen Kopfzahl mehr als verdoppelt hat und 1972 mit den "Grenzen des Wachstums" die Apokalypse für spätestens 1990 angekündigt wurde.
Folgt man Attac und anderen Spinnern, dann sind wir heute genauso gewissenlose Plünderer unseres Planeten wie damals, wenn nicht sogar noch schlimmer. Komisch, wenn DIES hier schlimmer ist als 1968, dann kann es nach meiner Meinung ruhig weiter "bergab" gehen.
..., wie eben bei den fünfzackigen Meeresbewohnern, die halt keine Ahnung von Wirtschaft haben. Es wird am Ende fast immer ein Optimum erreicht, was den gegebenen Umständen Rechnung trägt, genau das, was ich bei der Menschheit eben noch zu einem gewissen Teil vermisse.
Was konkret vermißt Du?
Welches "Optimum" siehst Du gegenwärtig bei den Seesternen? Die krepieren gerade alle! Wenn das "optimal" ist, möchte ich glaube ich Deine Idealvorstellung einer Welt nicht kennenlernen...
Was wir versuchen sollten - und da sehe ich die Menschheit auf einem insgesamt ermutigenden Weg - ist doch, ein Überschießen des Bevölkerungswachstums über die Ressourcen, die der Planet bietet, zu vermeiden und stattdessen auf einem tragbaren, hohen Niveau die Bevölkerungszahl zu stabilisieren. Bittesehr: In nahezu allen Ländern verlangsamt sich das Bevölkerungswachstum. Natürlich nimmt die absolute Zahl immer noch zu und das wird auch für die nächsten zwanzig Jahre noch so bleiben, aber bei ca. 11 Milliarden Menschen könnten wir ein Plateau erreichen, das wir nach heutigem Wissen auch versorgen können.
Obwohl die Zahl der Menschen seit meiner Geburt von unter drei auf über sechs Milliarden gestiegen ist, hat sich die weltweite Acherbaufläche nur um 20% vergrößert, und der Anteil unterernährter Menschen hat sich nahezu halbiert. Große Seuchen sind zurückgegangen, die Umweltverschmutzung geht nach allem, was wir wissen, nach einer Phase der intensiven Industrialisierung zurück, wenn die jeweilige Nation wohlhabend wird. Demokratien führen gegeneinander nahezu niemals Krieg, also erscheint auch dieses Problem bei einer zunehmenden Demokratisierung der Welt lösbar.
Ich finde, auf diese Bilanz kann man als Mensch dieses Planeten verdammt stolz sein (ohne deswegen jetzt die Hände in den Schoß zu legen) - wenn wir immer nur nörgeln und die Apokalypse beschwören, verlieren wir den Überblick und am Ende womöglich Zuversicht, Mut, und Tatkraft. Das wiederum können wir bestimmt nicht gebrauchen.
Und als führende Wissenschafts- und Wirtschaftsnation dieses Planeten stehen wir eigentlich auch in der Pflicht, tatkräftig Lösungen für die Probleme von morgen zu entwickeln. Leider sehe ich, daß in diesem Land eine irrationale Technikfurcht um sich gegriffen hat, die in allem Neuen zunächst nur die Risiken, nie aber die Chancen erkennt und diskutiert. Damit stehen wir uns selbst und unserem künftigen Wohlergehen im Weg, das muß sich ändern.