Ansonsten stimme ich Early zu: Das Internet hat nach wie vor ein enormes Potential. (Ja! Mit zwo "t"!!!
). Allein schon wenn ich mal eSim Games als Beispiel nehme: Programmierer in San Francisco, Grafiker in Norwegen, Verwaltung in Deutschland, und den Sound-Engineer in Texas hat noch nie jemand persönlich getroffen. Seit gut sechs Jahren arbeiten wir per eMail zusammen und haben uns gerade mal achtmal getroffen.
- Ohne Internet hätten wir uns nie getroffen
- Ohne Internet wäre eine Zusammenarbeit undenkbar
- Ohne Internet hätte es die Firma eSim Games nie gegeben
- Durch das Internet sind unsere Betriebskosten so niedrig, daß wir gewinnbringend einen Nischenmarkt mit Software bedienen können, dessen Bedarf sonst gar nicht hätte befriedigt werden können.
Das Internet ist primär als Rationalisierungsinstrument nützlich; es senkt Transaktionskosten jedweder Art dramatisch. Darüber hinaus ist es aber auch eine Infrastruktur mit Multiplikator-Effekt wie Straßen- und Schienennetze - natürlich nicht für den Gütertransport, sondern für den Informationsaustausch. Je zuverlässiger und leistungsfähiger die Sache wird, desto mehr Nutzen entwickelt sich daraus. Als 1840 die ersten Eisenbahn-Inseln in England entstanden hätte man auch argumentieren können: Naja, für lokale Lösungen ganz brauchbar. Nichts, was man nicht auch irgendwie mit Pferdefuhrwerken hätte erledigen können, aber ja, OK, ist ein bißchen schneller und billiger. Fein, fein. Den ICE, das Schnellzugnetz von Moskau bis Portugal oder Kopenhagen bis Neapel - das war als ferne, verschwommene Vision aber auch schon 1840 im Grunde vorstellbar. Natürlich hat es dann noch 150 Jahre gedauert bis es annähernd soweit war, aber im Kern war die Sache angelegt.
Auch um 1840-1880 hat es einen Börsenrausch in Eisenbahngesellschaften gegeben. Selbstverständlich sind die meisten Eisenbahngesellschaften pleite gegangen. Aber das Konzept der Eisenbahn blieb davon unberührt - schneller, kostengünstiger Massentransport von Gütern und Personen.
Dank des Internets habe ich heute Zugriff auf die Bestände von Antiquariaten in Ohio und Massachusetts (Amazon z-Shops). Dadurch kann ich mir endlich Bücher zulegen, die in Deutschland praktisch nicht erhältlich sind (jedenfalls nicht mit vertretbarem Kostenaufwand zu finden). Daß die Atlantik-Verschiffung die Bücherpreise annähernd verdoppelt spielt keine Rolle - hierzulande hätte ich noch höhere Kosten beim Abklappern der Antiquariate und Vervielfältigen von Sammlerlisten.
Modding von Computerspielen - ohne Internet undenkbar.
Virtuelle Unternehmen - erst durch Internet möglich.
Ersatz klassischer Vertriebswege - durch Internetdownload werden Plattenläden verschwinden.
Fernsteuerung und -wartung, pervasive computing, ... Ich weiß nicht, was noch kommen wird und was sich als nützlich durchsetzt. Vielleicht werden Filmfirmen die TV-Sender der Zukunft dank Streaming und Breitband. Warum sollten Warner Bros. ihre Filme über Händler an Fernsehsender verhökern, wenn in 2050 der Film direkt vom Warner-Server in mein Wohnzimmer gestreamt werden kann? Noch ist es nicht so weit, aber es ist definitiv vorstellbar.
Nein, die Zukunft des Internet ist ungebrochen. Wir sind noch nicht am Ende der Geschichte. Noch lange nicht.