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wulfman
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student will einen nebenjob... (bürokratie-rant)

Mo, 15. Sep 2003, 21:33

..und muss anscheinend in die selbstständigkeit stolpern.

um von vorne anzufangen: eigentlich will ich nur ein paar stunden pro wochen neben dem studium arbeiten, um neben familienbeihilfe & studienbeihilfe noch etwas mehr geld auf dem konto zu haben. nach einem vierwöchigen ferialjob ist mir dann von einer firma auch etwas angeboten worden: ab und zu bei probennahmen mitfahren, durchführung von internetrecherchen & etwas büroarbeit, teilweise von daheim, teilweise in der firma. hört sich natürlich für einen studenten sehr gut an. arbeitsklima ist auch gut, warum also nicht? ich soll auf basis eines freien werksvertrages eingestellt werden (firma zahlt fast keine lohnnebenkosten, ich muss mich um versicherung & steuern kümmern). will erst einmal auf urlaub fahren und mich danach informieren - vor september kann ich ohnehin nicht anfangen.
gehe heute also zur wirtschaftskammer, um mich mal etwas umzuhören - und komme aus dem staunen nicht mehr heraus. erzählt mir der gute mann da doch, dass ich einen gewerbeschein brauche und selbstständig werden muss, um den werksvertrag unterschreiben zu können. ein unternehmen gründen, gewissermaßen. alles ganz einfach, gibt ja genug junge gründer heutzutage. ein paar minuten später das erste problem: auf meine tätigkeitsbeschreibung passt kein gewerbe. plötzlich fängt er an, in alten akten zu kramern:

zitate:

"unternehmensberatung könnte passen" (vorraussetzung: einige jahre einschlägige erfahrung im managment, befähigungsprüfung, abschluss eines einschlägigen studiums - BWL oä). also doch nicht ganz das wahre.

"dann vielleicht technisches büro, das hört sich ganz gut an" (vorraussetzung: 6 jahre einschlägige tätigkeit, befähigungsprüfung, siehe oben)

"tja, was machen wir denn da?" - kramt weiter. "achja, sie könnten ja einen gewerberechtlichen geschäftsführer einstellen. den müssten sie dann zwar für 20 wochenstunden bezahlen, was bei einem mann mit entsprechender qualifikation sicher nicht billig wird, aber es wäre eine möglichkeit." mein gesichtsausdruck hat wohl bände gesprochen...

"*brummel**nuschel* naja, vielleicht passt ja edv-dienstleister, das wäre sogar ein freies gewerbe (anmerkung: gewerbeschein wird billiger). für die internetrecherchen könnte das ja passen. man kann das ja lockerer sehen." (mir kommt das zwar etwas spanisch vor - was hat probennahme in lebensmittelbetrieben mit edv-dienstleistung zu tun - aber bitte.)

dann folgen noch ein paar anmerkungen wie "schreibkraft...hm... vielleicht" oder "zur verfügung stellen eines büros... würden sie zwar nur sich selbst zur verfügung stellen, aber theoretisch..."

die unterhaltung dreht sich dann noch etwas um finanzielle dinge. abgesehen von den einkommensgrenzen, die ich mir ohnehin selber setzen muss (schließlich will ich die studienbeihilfe - vgl. bafög, nur nicht zum zurückzahlen - & familienbeihilfe nicht verlieren) erfahre ich dann, dass wenn ich mehr als 3600€ gewinn/einkommen im jahr habe, etwa 1800€ für die sozialversicherung zahlen soll. bitte?

hilfreicher tipp von ihm: "wenn sie sehen, dass es mit dem limit knapp wird, dann kaufen sie einfach noch schnell einen drucker um 360€, den können sie dann absetzen und das wirkt direkt gewinnmindernd." :arg:

von anderen ausführungen über unternehmergeist ("seien sie offen für neue ideen, vielleicht wird ihr unternehmen (ich will doch gar kein unternehmen sein, ich will nur arbeiten...) bald wachsen. in den ersten 12 monaten gibt es auch ermäßigungen bei den lohnnebenkosten für eventuelle angestellte" :irre:) will ich jetzt gar nicht reden.

und jetzt sitze ich da, wühle mich durch unterlagen über buchführung, steuerrecht und bin mir wirklich nicht mehr sicher, was ich überhaupt will. eine eigene firma... pft. danke fürs zuhören. :irre:

mfg
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Mo, 15. Sep 2003, 22:13

Kann ja nur ein Missverständnis sein. Ein Unternehmen kann doch problemlos jemanden frei beschäftigen. Da braucht's keinen Gewerbeschein.

Nur fällt die ganze Sache dann halt in keinen Kollektivvertrag rein - das musst du dann mit deiner firma ausmachen.
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Mo, 15. Sep 2003, 22:27

Du hattest es zwar im ICQ schon angedeutet wulfman aber das ist ja wirklich der absolute Hammer. Hattest du vielleicht das Gefühl dass ein leicht alkoholisierter Geruch in der Luft lag als du mit dem Typen sprachst? Vielleicht kamen ja sogar weiße Rauchschwaden durch die Tür aus dem Nachbarzimmer hereingeschwebt? Oder hast du dich im Haus geirrt und bist aus Versehen in die Nervenheilanstalt gestolpert?

Ist ja wirklich nicht zu fassen. Man kann seinen Beruf anscheinend imens übertreiben, so dass es fast schon ins Lächerlich-Irrsinnige abgleitet.

cu
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Mo, 15. Sep 2003, 22:39

Early hat geschrieben:
Kann ja nur ein Missverständnis sein. Ein Unternehmen kann doch problemlos jemanden frei beschäftigen. Da braucht's keinen Gewerbeschein.

Nur fällt die ganze Sache dann halt in keinen Kollektivvertrag rein - das musst du dann mit deiner firma ausmachen.

theoretisch gäbe es die möglichkeit, "neuer selbstständiger ohne gewerbeschein" zu werden, allerdings gefällt das der wirtschaftskammer nicht so (rechtliche dunkelgrau-zone). ansonsten muss ich noch ein paar meinungen holen, die sache hätte ja auch vorteile: pc teilweise absetzbar, einkäufe ohne Ust... ;)

anscheinend war in der firma vor ein paar jahren schon eine studentin mittels freiem werkvertrag beschäftigt, da gibt es einige steuerliche vorteile für die firma. es kann sein, dass sich da in den letzten jahren einiges geändert hat.

mfg
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Early
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Mo, 15. Sep 2003, 22:58

wulfman hat geschrieben:
Early hat geschrieben:
Kann ja nur ein Missverständnis sein. Ein Unternehmen kann doch problemlos jemanden frei beschäftigen. Da braucht's keinen Gewerbeschein.

Nur fällt die ganze Sache dann halt in keinen Kollektivvertrag rein - das musst du dann mit deiner firma ausmachen.

theoretisch gäbe es die möglichkeit, "neuer selbstständiger ohne gewerbeschein" zu werden, allerdings gefällt das der wirtschaftskammer nicht so (rechtliche dunkelgrau-zone). ansonsten muss ich noch ein paar meinungen holen, die sache hätte ja auch vorteile: pc teilweise absetzbar, einkäufe ohne Ust... ;)

anscheinend war in der firma vor ein paar jahren schon eine studentin mittels freiem werkvertrag beschäftigt, da gibt es einige steuerliche vorteile für die firma. es kann sein, dass sich da in den letzten jahren einiges geändert hat.


Klar, für die Firma ist die ganze Sache natürlich günstig. Ob die ganze Sache der WK gefällt oder nicht kann dir ja eigentlich auch egal sein. Probleme sollte es bei sowas allerdings normal nicht geben. Solange du und deine Firma zufrieden sind, gibt's auch keine Zores.

Im äußersten Notfall würde ich bei deinem Arbeitgeber sogar eher anfragen ob man die ganze Sache nicht gleich etwas auf die nicht gaaanz legale Art machen kann. Wir sind ja schließlich in Österreich! :)
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Mo, 15. Sep 2003, 23:04

Ich kenn mich in Ösi-Verhaltnissen nicht so aus, aber gibt es bei euch keine Jobs auf 400€ Basis (oder ähnlichen Betrag) = Steuerfrei? Als Student und junger Springinsfeld solltest du mit Kram wie Sozialversicherung etc. eh nichts am Hut haben müssen.
 
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Mo, 15. Sep 2003, 23:52

Deutschland ist zwar schlimm, aber Studenten-Werksverträge sehen doch deutlich einfacher aus. Ich glaube, der Mann hat Dir keine zutreffende Rechtsauskunft gegeben. Frag' mal Deine Firma, wie das läuft. Die hatten sicher schon Studenten mit Werksvertrag. Das ist ja absurd.

Daß man acht Wochen auf die Baugenehmigung für ein Klingelschild wartet, ja, das hätte ich jetzt ohne weiteres als Wahr angenommen. :roll: Aber diese Story ist ja doch selbst für Österreich ein wenig sehr bizarr.
 
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Di, 16. Sep 2003, 00:34

Ich habe seit einigen Jahren auch ein Gewerbe angemeldet. Ist für meinen "Hauptauftraggeber" natürlich einfacher, wenn ich ihm Rechnungen ausstelle, als wenn er mich irgendwie anders einstellen müsste...
 
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wulfman
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Mo, 26. Jan 2004, 17:55

und auch dieser thread findet ein gutes ende.

nach 4 monaten hat die firma mir einen vertrag vorgelegt: minderer angestellter (oä), dh. pensions/krankenversichert, 13/14tes gehalt, ... und eine wunderschöne jobbeschreibung: technischer assistent.

was habe ich daraus gelernt? einfach abwarten...

mfg
wulfman
Zuletzt geändert von wulfman am Mo, 26. Jan 2004, 18:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Mo, 26. Jan 2004, 18:00

Na sehr gut! Sei froh, dass deine Jobbeschreibung nicht "minderer Angestellter" lautet. :wink:
CU Early

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