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Abdiel
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Goldfieber?
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Wachtmeister Drombusch

Mi, 13. Aug 2003, 13:27

Holla!

Schon seit längerer Zeit beglückt mich unsere Tageszeitung in unregelmässigen Abständen mit Geschichten über den Kampf eines Polizeibeamten gegen die Tücken der modernen Welt. Heute habe ich beschlossen, mal die aktuelle Geschichte hierher zu stellen. Sagt mir, was Ihr davon haltet (hab noch mehr in petto):

Ringtauschfahndung (Wachtmeister Drombusch 12)
von Mario Ulbrich (12.08.2003)


Drombusch sorgte sich um den Revierleiter. Seit Wochen hatte der Chef keine Befehle mehr erteilt. Er verschanzte sich in seinem Büro hinter einigen Büchern. Dr Wachtmeister hatte einen Blick riskiert. Die Titel lauteten: „Die Gefährten“, „Die zwei Türme“ und „Die Rückkehr des Königs“. Später hatte Drombusch eine Bemerkung fallen lassen: „Weiterbildung?“
„Mmh“, machte der Chef. „Es geht um eine Ringfahndung.“ „Das trifft sich gut“, erklärte der Wachtmeister. „Dolonski ist fort.“ Wjatscheslaw Dolonski war der berüchtigte Brieftaschenschlitzer. Durch ein Versehen während der jüngsten Fahndung war er zum Bürgermeister gewählt worden. Nun hatte er es nicht mehr ausgehalten und war mit der Büroausstattung des Rathauses durchgebrannt. Drombusch zählte auf: Ein Computer, ein Monitor, ein Drucker, ein Zehnerpack Disketten und ein Zip-Laufwerk fehlten.

„Was ist ein Zip-Laufwerk?“ wollte der Chef wissen.
„Das ist zum Packen“, sagte der Wachtmeister. „Damit hat Dolonski vermutlich den Computertisch und den ergonomischen Drehsessel fortbewegt.“
Das klang nach einer großen Sache. Der Revierleiter schickte Drombusch und Polizeianwärter Kowalke zur Grenze. Sie sollten versuchen, den Dieb samt Computer und gezippten Möbeln abzufangen. Der Wachtmeister war in Rage und Kowalke wie immer eifrigst bei der Sache. Die beiden würden mit allem fertig werden, was ihnen über den Weg lief.
Der Chef setzte sich ans Funkgerät, um die Kollegen aus den Nachbarrevieren für den Gedanken zu gewinnen, den polnischen Brieftaschenschlitzer einzukreisen. Die anderen Beamten waren jedoch schon alle hinter dem einheimischen Kaffeekassenknacker Schlieder her. Schlieder hatte fünf Geldbüchsen aus Vereinsheimen geraubt. Dann hatte er sie auf eine Angelsehne gefädelt und die Dosenkette an den Auspuff des Kraftfahrzeuges vom Polizeipräsidenten geknotet. Der Revierleiter sah ein, dass diesem Fall Priorität zukam und drehte weiter am Regler des Funkgerätes.

Plötzlich hörte er polnische Laute. Er hatte die Kollegen des Nachbarlandes im Äther. Da kam ihm eine Idee. Die Polizei im Osten war im Rahmen einer EU-Spendenaktion kürzlich mit modernsten Fahndungscomputern ausgerüstet worden. Die Geräte waren handlich, leicht und transportabel. Der Revierleiter schilderte die Situation, und die Polen versprachen, mit allen verfügbaren Geräten zur Grenze vorzurücken. Die Aktion lief unter der Bezeichnung „Oder-Neiße-Freundschaftsfahndung.“ Der Chef lehnte sich zurück und las weiter in seinem Buch. Er wusste: Nun würde alles in Ordnung kommen.

Kurz vor Dienstschluss kehrten Drombusch und Kowalke zurück. Beide befanden sich in Hochstimmung. Sie waren schwer beladen mit mehreren ultramodernen, transportablen Rechnereinheiten.
„Dolonski war schon fort“, knurrte der Wachtmeister. „Dafür haben wir aber in Flussnähe ein paar Computerschmuggler aufgegriffen.“ Der Revierleiter nickte und schrieb ins Dienstbuch: „Ringfahndung knapp gescheitert. Ringtausch ein voller Erfolg.“


mfg
:borg: Abdiel
People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing. (Florence Foster Jenkins)

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