Dirty Harry hat geschrieben:Ich verstehe Deinen agressiven Ton nicht so ganz, aber gut.
War nicht aggressiv gemeint, aber vielleicht haben wir da 'na andere Wahrnehmung.
Komisch finde ich allerdings daß Du einerseits die Palästinenser (im anderen Beitrag) für Ihre Selbstmordattentate verurteilst und forderst sie sollen friedlichen Widerstand nach Ghandis Vorbild leisten, andererseits aber Krieg als Mittel zur Konfliktlösung billigst nur weil er von einem demokratischen Staat geführt wird.
Nein, das habe ich nicht sagen wollen. Natürlich wäre es besser gewesen, wenn sich die Irakis 1991 gemeinschaftlich einfach nur hingesetzt hätten und gesagt hätten, "Wir stehen erst wieder auf, wenn Hussein gegangen ist."
Da hätte man sich viel Ärger ersparen können. Insofern stimme ich ja auch der These zu, daß bei langfristiger Betrachtung jedes Volk die Regierung hat, die es verdient. Im Nachhinein betrachtet wäre es vielleicht auch klüger gewesen, man hätte es gewagt, den Aufstand der Schiiten zu unterstützen - aber es ist müßig, darüber zu spekulieren, denn man kann Vergangenes nicht ändern.
Krieg ist nicht erstrebenswert, auch das habe ich immer wieder betont. Nur gehe ich nicht so weit zu sagen, es dürfe unter gar keinen Umständen je zu Krieg kommen, denn Krieg kann ja sehr wohl Lösungen herbeiführen, zu denen man ohne nicht käme. Allerdings müssen es schon sehr schwerwiegende Probleme sein, wenn man ein so problematisches Instrument wie einen Armeeeinsatz zur Lösung heranziehen will. Ob dies im vorliegenden Fall wirklich so notwendig war, darüber kann man geteilter Meinung sein. Ich glaube, daß sowohl die Zielsetzung als auch die Methode zulässig waren (auch wenn ich mir eine friedliche Lösung gewünscht hätte (mit der Betönung auf
Lösung)), und ich kann eine Vielzahl von Argumenten der Kriegsgegner nicht teilen - aus den dargelegten Gründen.
Ich wähne mich nicht im Besitz letztgültiger Wahrheiten. Jedoch hat sich meine Meinung zum Konflikt über die letzten Monate gewandelt, weil ich aus dem Lager der Kriegsgegner letztlich kein überzeugendes Argument gehört habe, wie man denn anders zu einer
Lösung kommen könne. Viele bestreiten ja noch immer, daß es überhaupt ein Problem gegeben habe - nun ja, auch 'ne Art, es zu sehen. Leider nicht hilfreich, denn wenn die Regierung der einzigen Weltmacht das anders sieht, sollte man sich überlegen, wie man zu einer Lösung des von ihr wahrgenommenen Problems beiträgt, anstatt sich in sinnloser Obstruktion zu ergehen.
Auch hat mich die Einseitigkeit der Argumentation USA=Bush=böse abgestoßen, insbesondere in Verbindung mit dem naiven Glaubenssatz, Frankreich und Rußland seien aus allgemeiner Menschenfreundlichkeit gegen den Krieg.
Daß demokratisch gewählte Regierungen weniger Krieg führen als totalitäre Regime möchte ich anzweifeln
Lies' bitte genauer: Demokratien führen
untereinander weniger Krieg, das war meine Aussage. Und die stimmt auch. Daß Demokratien gegen nicht demokratisch verfaßte Staaten Krieg führen, ist auch unvermeidlich, wenn sie sich dem Imperativ der Förderung von Menschenrechten verpflichtet fühlen und die Aggressoren in den besagten Diktaturen und sonstigen totalitären Regimes sitzen.
Zum Thema Uranmunition: In dem kurzen Beitrag in der Tagesschau darüber wurde gesagt daß sie von der UN geächtet ist
Das wäre mir absolut neu. Ich kann mir wohl vorstellen, daß es eine Empfehlung der UN zu dem Thema gibt, der sich gewiß auch alle Staaten anschließen, die nicht die technologische Fähigkeit haben, solche Munition überhaupt herzustellen.
Einen internationalen Vertrag wie das Chemiewaffen-Abkommen oder den Atomwaffensperrvertrag, selbst ein Zusatzprotokoll zu den Genfer Konventionen ist mir zu diesem thema nicht bekannt.
Ich will nicht ausschließen, daß es das trotzdem gibt, hätte dann aber gern noch ein paar genauere Hinweise, wo das stehen soll. Bei Betrachtung der verschiedenen "Glanzleistungen" von Panorama, Monitor und ähnlichen Magazinen, die immer wieder mal ungetrübt von jeder Sachkenntnis Falschnachrichten verbreiten, wenn sie denn nur der rechten Gesinnung förderlich sind, bin ich mittlerweile sehr zögerlich geworden, vorbehaltlos zu glauben, was mir das Fernsehen so vorsetzt. Und das sind ja oftmals dieselben Redakteure, die halt mal für Monitor und dann wieder für die Tagesschau Beiträge liefern. Und wenn es dann irgendein unverbindliches Papier gibt, daß vorschlägt, auf die Verwendung von Uran zu verzichten, wird das zum Zweck der 90-Sekunden-pro-Beitrag - Grenze sicher schon mal "verdichtet wiedergegeben".
Fakt ist daß der Uranstaub der dabei entsteht Krebs auslöst
Nein. Er erhöht das Risiko, an Krebs zu erkranken, aber das tut auch das Mineralwasser aus der Eifel oder der Asbeststaub im Klassenzimmer usw.
Es mag wie Sophisterei klingen, ist es aber nicht. Eine zweifelsfreie Kausalität läßt sich beim Krebs fast nie aufstellen. Das heißt nicht, daß man alle Vorsicht fahren lassen kann, und ich weiß auch nicht, wie oft ich hier noch sagen muß, daß ich dU auch nicht so sonderlich toll finde - aber ich muß auch gestehen, daß wenn ich als Soldat im Einsatz konkret vor zwei Munitionshaufen stehen würde mit der Wahl, zweitklassige Munition zu laden und mit einem reinen Umweltgewissen zu sterben oder erstklassige Munition zu bekommen und mir dafür noch fünfzig Jahre bis zu meinem Hinscheiden Vorwürfe machen zu können, daß ich zur bösen dU-Munition gegriffen habe - also, da fiele mir die Wahl schon schwer. Man hat ja insbesondere nicht nur Verantwortung für sich selbst, sondern auch für seine Besatzung, seinen Zug, die Kompanie ... oder, wenn man Verteidigungsminister ist, für seine Armee insgesamt. Und da stellt sich die Frage, wie man der Witwe und den beiden fünf und acht Jahre alten Waisen erklären soll, daß Papi nie wieder nach Hause kommen wird, weil in einem fernen Land voller Feinde der eigenen Nation ein geringes Umweltrisiko nicht in Kauf genommen werden sollte.
Ich will damit sagen, daß solche Entscheidungen nicht so einfach getroffen werden können, wie ihr es beliebt zu unterstellen.
Zu Deiner These 1: Genau so wie die Amerikaner das in Hiroshima und Nagasaki gemacht haben???
Nun, zwischen Hiroshima und Auschwitz gibt es in der Tat einen fundamentalen Unterschied: Auschwitz diente dem politischen Ziel, eine Minorität auszulöschen, also Menschen aufgrund ihrer Herkunft zu töten. Hiroshima hat die Notwendigkeit beseitigt, eine äußerst verlustreiche und auch für die Bevölkerung verheerende Landung in Japan durchzuführen, was ansonsten notwendig gewesen wäre.
Ja, Hiroshima war notwendig und gerechtfertigt, weil die sonst unvermeidliche Landungsschlacht wie in der Normandie ebensoviele Tote durch konventionelle Munition hervorgerufen hätte wie der Nuklearwaffeneinsatz. Es sollte vielleicht auch darauf hingewiesen werden, daß die USA in den Tagen vor dem Einsatz eine Flugblattkampagne mit der Warnung, die Stadt zu verlassen, durchführten - unter beachtlichem Risiko für die Besatzungen der Flugzeuge, die diese Flugblätter abwarfen. Die japanische Regierung hielt es für weise, für das Lesen von US-Flugblättern Gefängnisstrafen mit Auspeitschen und andere Nettigkeiten auszusprechen und auch die Warnung selbst zu ignorieren. Und man spekulierte nach dem Abwurf in Hiroshima darauf, es werde nicht zu einem zweiten Schlag kommen, weil die USA nur eine einzige dieser Bomben zur Verfügung hätten, wodurch die zweite Demonstration der Fähigkeiten notwendig wurde.
Aus Verantwortung vor der eigenen Bevölkerung und den eigenen Soldaten, ja möglicherweise sogar zur Schonung der restlichen japanischen Bevölkerung im Sinne meiner 1. These war es tatsächlich die richtige Lösung in einer schrecklichen Zeit. Ich beneide niemanden, der damit zu tun hatte, denn so eine Entscheidung - egal wie sie ausfällt- ist fürchterlich. Aber dennoch mußte eine Entscheidung getroffen werden, um den Krieg zu beenden, der geführt wurde, damit wir uns heute trefflich darüber streiten können.
etc.pp.: Der völkerrechtswidrige Krieg
...von dem selbst Friedensheld Joschka gesagt hat, daß 1441 hinreichend ist, um loszuschlagen. Das hatten wir schon.