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Chellie
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Do, 10. Apr 2003, 11:12

Dirty Harry hat geschrieben:
Zumindest nicht bevor alle anderen politischen Mittel ausgeschöpft sind.


Das ist ein markanter Punkt der ganzen Sache. Die Frage lautet hier einzig. Gibt es andere politische Mittel?

Szenario 1: Embargo, Sanktionen -> Not der Bevölkerung -> Tote über einen längeren Zeitraum
Szenario 2: Embargo, Sanktionen -> Not der Bevölkerung -> Aufstand der Bevölkerung -> Tote wärend Embargo, Sanktionene + Tote bei Aufstand -> Ausgang fragwürdig
Szenario 3: politischen Druck ausüben -> Gefahr nicht ernst genommen zu werden -> kein Ergebnis -> Leid der Bevölkerung
Szenario 4: militärischer Druck + politischer Druck -> Gefahr der Verzögerungstaktik um zu erfahren, ob es denn ernst ist -> Frage: 'Ja ist es denn Ernst' -> Antwort 'Naja eigentlich nicht, wir wollen ja keinen Krieg' -> Gefahr nicht ernst genommen zu werden -> Über den ganzen Zeitraum hinweg Leid der Bevölkerung.
Szenario 5: militärischer Druck -> Verzögerungstaktik -> militärisches Durchgreifen -> Tote innerhalb der Bevölkerung

Irgendwie kommt es mir so vor, als würde jede Variante das gleiche Ergebnis bringen.
Um ehrlich zu sein, hat noch niemand eine Lösung für solche Probleme erarbeiten können, die nicht dieses Ergebnis bringt.
Die Frage ist jetzt, ob ich mich in Zukunft jahrelang darüber aufrege was geschehen ist oder ob ich diese Jahre dazu verwende eine Lösung zu finden. Im Moment sieht es nach Ersterem aus so leid mir das selber tut.

cu
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Wir die Willigen, geführt von den Unwissenden, tun das Unmögliche für die Undankbaren.
Wir haben so lange so viel mit so wenig getan, dass wir inzwischen in der Lage sind, mit nichts alles zu tun.
 
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Do, 10. Apr 2003, 12:16

Ssnake hat geschrieben:
(...)man denke beispielsweise an Frau Silke Otto, die in den Banküberfall mit Geiselnahme in Gladbeck verwickelt wurde und schließlich zu Tode kam,(...)


Bist du sicher, dass du nicht eher Silke Bischof meinst?
 
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Do, 10. Apr 2003, 12:26

Es gibt schon noch andere Möglichkeiten.

Innere Zersetzung z.B. indem man die Regimefeindlichen Kräfte im Land unterstützt.

Der Ausgang ist natürlich immer offen, das ist es aber auch bei einem Krieg. Zumal das ganze womöglich noch gar nicht zu Ende ist, das mit den Aufständen, Partisanen und dem damit verbundenen Leid der Bevölkerung kommt ja alles möglicherweise noch. Zumal es jetzt ein Machtvakuum gibt daß die Clans womöglich auszunutzen trachten.

Wie gesagt, bei der DDR war auch kein Einmarsch von Westdeutschen Truppen notwendig. Bei der Wirksamkeit des Embargos gebe ich Dir teilweise recht, aber immerhin ging vom Irak keine Bedrohung nach außen mehr aus. Und der militärische Druck von außen hat ja gerade begonnen Wirkung zu zeigen, also ein halbes Jahr Geduld wäre schon noch angebracht gewesen.

Fest steht: Die Toten die es jetzt gegeben hat hat nicht Saddam Hussein verschuldet, sondern einzig und allein die Führung der USA (und England).
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Do, 10. Apr 2003, 13:23

Ssnake hat geschrieben:
Jeder, der sich als Reporter in ein Kriegsgebiet mit intensiven Kampfhandlungen begibt, weiß, daß es eine lebensgefährliche Sache ist. Das Gewese um "freie Presse unter Beschuß" kann ich nicht nachvollziehen, da ist nun mal eine Menge Metall in der Luft. Natürlich ist es nicht schön, aber kaum jemals voll vermeidbar.


ja, das ist klar. die leute verdienen sowieso respekt. was ich aber meinte, war der "präzisions"-bomben angriff (lt. berichten) auf die büros von al-dschasira. einmal kann das ja passieren. aber zweimal? in bagdad und in kabul? something smells fishy...

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Do, 10. Apr 2003, 13:53

Dirty Harry hat geschrieben:
Irgenwie erinnert mich das an das Zitat aus der Kolonialzeit: "Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln".

Haben die USA ihren Einmarsch nciht auch mal als "erzwungene Diplomatie" bezeichnet? Da war ich echt sprachlos.
Wobei ich mal vermuten möchte daß zu dieser Zeit der Krieg wahrscheinlich noch humaner war weil die Zvilbevölkerung weniger in Mitleidenschaft gezogen wurde. (Zumindest gab es damals noch keine Flächenbombardements)


Nun gut, Bombardements gab es damals noch nicht, aber ob die Kriege deswegen "humaner" waren... Natürlich waren das andere Verhältnisse, aber ich deke trotzdem, dass Krieg schon immer grausam war und auch Zivilisten in Mitleidenschaft gezogen wurden. Vor 50 Jahren (z.B.) sicher noch mehr als heute (Stichwort "Präzisionsangriff").
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Do, 10. Apr 2003, 15:00

Ganon2000 hat geschrieben:
Dirty Harry hat geschrieben:
Irgenwie erinnert mich das an das Zitat aus der Kolonialzeit: "Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln".

Haben die USA ihren Einmarsch nciht auch mal als "erzwungene Diplomatie" bezeichnet? Da war ich echt sprachlos.
Wobei ich mal vermuten möchte daß zu dieser Zeit der Krieg wahrscheinlich noch humaner war weil die Zvilbevölkerung weniger in Mitleidenschaft gezogen wurde. (Zumindest gab es damals noch keine Flächenbombardements)


Nun gut, Bombardements gab es damals noch nicht, aber ob die Kriege deswegen "humaner" waren... Natürlich waren das andere Verhältnisse, aber ich deke trotzdem, dass Krieg schon immer grausam war und auch Zivilisten in Mitleidenschaft gezogen wurden. Vor 50 Jahren (z.B.) sicher noch mehr als heute (Stichwort "Präzisionsangriff").


Ich meinte ja auch die Zeit vor dem ersten Weltkrieg, das ist dann eher an die 100 Jahre her.
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Do, 10. Apr 2003, 15:12

Dirty Harry hat geschrieben:

Ich meinte ja auch die Zeit vor dem ersten Weltkrieg, das ist dann eher an die 100 Jahre her.


Das "vor 50 Jahren" bezog sich ja auch wirklich nur auf meinen letzten Satz. In dem Zusammenhang fällt mir auch mein alter Geschichtslehrer ein, der meinte, so Aussaggen wie "Das 20. Jahrhundert war das Grausamste aller Zeiten" wären Unsinn, denn inhumane Kriege gab es schon immer zuhauf. Das war es auch, was ich meinte.
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Do, 10. Apr 2003, 15:26

Jeder Krieg ist inhuman, nur je effektiver die Waffen werden desto schwieriger wird es sich deren Wirkung zu entziehen.
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Do, 10. Apr 2003, 16:45

fflood hat geschrieben:
Ssnake hat geschrieben:
(...)man denke beispielsweise an Frau Silke Otto, die in den Banküberfall mit Geiselnahme in Gladbeck verwickelt wurde und schließlich zu Tode kam,(...)


Bist du sicher, dass du nicht eher Silke Bischof meinst?
O Gott wie peinlich. Ja, natürlich. Die Biathlon-Athletin erfreut sich hoffentlich weiterhin guter Gesundheit... :oops:
 
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Do, 10. Apr 2003, 17:35

Ssnake hat geschrieben:
fflood hat geschrieben:
Ssnake hat geschrieben:
(...)man denke beispielsweise an Frau Silke Otto, die in den Banküberfall mit Geiselnahme in Gladbeck verwickelt wurde und schließlich zu Tode kam,(...)


Bist du sicher, dass du nicht eher Silke Bischof meinst?
O Gott wie peinlich. Ja, natürlich. Die Biathlon-Athletin erfreut sich hoffentlich weiterhin guter Gesundheit... :oops:


Meinst du vielleicht die Rodlerin?

Zu der Sache mit den Reportern. Es stimmt natürlich, daß die Reporter ein Risiko eingehen, Respekt dafür, aber es geht ja darum, daß (gezielt) Einrichtungen von Fernsehsendern angegriffen wurden, die schon lange bekannt sind und sogar gekennzeichnet sind. Auch der Schuß in den 15. Stock eines bekannten Hotels ist wohl ziemlich fragwürdig.

Dirty Harry hat geschrieben:
Innere Zersetzung z.B. indem man die Regimefeindlichen Kräfte im Land unterstützt.


Ich fürchte, das ist eine Alternative die wirklich nicht funktionieren konnte. Saddams Geheimdienst war perfekt, jeder, der auch nur im Verdacht stand etwas zu planen oder Agent zu sein, wurde eliminiert. Das macht es praktisch unmöglich, so etwas aufzubauen.

ciao
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Do, 10. Apr 2003, 18:39

Ssnake hat geschrieben:
Es gibt kein offizielles Verbot oder eine internationale Konvention zum Verzicht auf uranhaltige Munition.

Stimmt, ich habe extra nochmal danach gesucht. Dabei wurde in dem Beitrag eindeutig gesagt, dass diese Munition international geächtet ist. Da ist scheinbar wirklich Medienmache mit im Spiel.

Erstmal danke für die ausführliche Erklärung. Allerdings gibt es zu dem Thema in gesundheitlicher Hinsicht auch andere Ansichten. In dem Bericht jedenfalls hat der Reporter einen Geigerzähler an ein Einschußloch eines Panzerwracks gehalten. Das Ding knatterte los wie ein russisches MG. Wenn ich jetzt noch an die Bilder denke, wo Kinder im Kosovo in diesen Wracks spielen, hab ich Zweifel, ob das wirklich ungefährlich ist. Die Teile stehen dort ja immer noch an jeder Straßenkreuzung rum. Auch wenn die Strahlung noch so leicht abzuschirmen ist, wenn es nicht gemacht wird, nützt das herzlich wenig. Ich finde, es wäre Aufgabe des Militärs (und damit der Amerikaner) gewesen, die Wracks wenigstens wegzuräumen. Von der Zivilbevölkerung kann man das mangels Gerät ja wohl nicht erwarten.

Da steht für mich die Frage im Raum, ob es nicht auch ohne diese Munition gegangen wäre. Es gibt ja auch andere panzerbrechende Waffen, wie z.B Raketen. Die sind natürlich teurer als einfache Geschosse und können von den entsprechenen Einheiten nicht in so großer Zahl mitgeführt werden. Angesichts der Überlegenheit der amerikanischen Truppen wäre das aber wohl zu verschmerzen gewesen. Andererseits könnte man argumentieren, dass jeder Soldat ein Anrecht auf bestmögliche Ausrüstung hat. Dann kämen allerdings noch ganz andere Waffen in Betracht, die tatsächlich auch nicht eingesetzt wurden.

Ciao,

Doc SoLo
 
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Do, 10. Apr 2003, 19:44

Doc SoLo hat geschrieben:
Ssnake hat geschrieben:
Es gibt kein offizielles Verbot oder eine internationale Konvention zum Verzicht auf uranhaltige Munition.

Stimmt, ich habe extra nochmal danach gesucht. Dabei wurde in dem Beitrag eindeutig gesagt, dass diese Munition international geächtet ist. Da ist scheinbar wirklich Medienmache mit im Spiel.


Wieso Mediemache? Soweit ich weiß, heißt geächtet nicht verboten. Der Reporter hat also nix falsches gesagt. Er hat, so wie du, nur die Frage gestellt, ob sowas sein muß. Genau so, wie der Einsatz von Streubomben.

ciao
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Do, 10. Apr 2003, 19:56

Animal hat geschrieben:
Wieso Mediemache? Soweit ich weiß, heißt geächtet nicht verboten. Der Reporter hat also nix falsches gesagt.
Eben doch. Scheinbar ist das Zeug nicht mal geächtet, ausser verschiedener Initiativen zu diesem Zweck hab ich nix gefunden.

Ciao,

Doc SoLo
 
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Do, 10. Apr 2003, 20:05

1. Im Originalthread ist noch ein Beitrag gelandet, der hierhin gehört. Bitte noch umschieben - da haben sich die Teuilung und meine Antwort überschnitten.

[Edit] Bitte, gerne. Hier ist der Beitrag.

Dirty Harry hat geschrieben:
Es gibt schon noch andere Möglichkeiten.

Innere Zersetzung z.B. indem man die Regimefeindlichen Kräfte im Land
unterstützt.
In den Fällen, in denen die USA das gemacht haben, sind
sie auch heftig attackiert worden. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das
wirklich die bessere Lösung ist, ein Land in einen womöglich
jahrzehntelangen Bürgerkrieg zu treiben. Wenn's so wie jetzt im Irak relativ
schnell geht, ist so eine Lösung ehrlicher und auch für die Betroffenen
durchschaubarer als ein Stellvertreterkrieg à la El Salvador, Afghanistan,
Angola, ...
Der Ausgang ist natürlich immer offen, das ist es aber
auch bei einem Krieg. Zumal das ganze womöglich noch gar nicht zu Ende ist,
das mit den Aufständen, Partisanen und dem damit verbundenen Leid der
Bevölkerung kommt ja alles möglicherweise noch. Zumal es jetzt ein
Machtvakuum gibt daß die Clans womöglich auszunutzen trachten.
Das
kriegst Du aber auch beim Fördern des Staatsstreichs. Zumal das im Irak
keine ernsthaft durchführbare Lösung gewesen wäre. Einen Diktator auf dem
Höhepunkt seiner Macht stürzt man nicht einfach so, dafür hat er schließlich
seine Geheimpolizei und was an sonstigen Unterdrückungsinstrumenten noch so
bereit steht.
Wie gesagt, bei der DDR war auch kein Einmarsch von
Westdeutschen Truppen notwendig.
Das waren aber auch besondere
Umstände. Die Sowjettruppen waren zur Unterdrückung stets notwendig, und zum
Zeitpunkt der Revolte war absehbar, daß die Sowjetunion keinen ernsthaften
Willen mehr hatte, die DDR "in Besitz" zu halten. 1953 ist es
schiefgegangen, ebenso 1956 in Ungarn, '68 in Prag.
Grundsätzlich teile ich natürlich die Auffassung, daß jedes Volk -bei
langfristiger Betrachtung- die Regierung hat, die es verdient. Aber wenn wir
Demokratien die Menschenrechte tatsächlich für universell halten, dann
ergibt sich daraus auch der Handlungsimperativ, etwas für ihre Verbreitung
zu tun. Im konkreten Fall: Die Herrschaft eines skrupellosen Potentaten zu
beenden, der sein Volk unterdrückt, zu Massenmord nachweislich fähig ist,
und eine nach außen aggressive Politik verfolgt.

Bei allen Vorbehalten, die ich gegen "Präsident" Bush und sein zwielichtiges
Kabinett habe, kann ich in letzter Konsequenz doch auch positive Aspekte an
ihrem Handeln erkennen. Die Parole "Kein Blut für Öl" fällt letztlich auf
Frankreich und Rußland zurück, deren Widerstand gegen eine Einigung im
Sicherheitsrat offenkundig auf eigennützigen wirtschaftlichen Erwägungen
basierte, die man praktischerweise mit einem humanitären Feigenblatt tarnen
konnte - zumindest in Europa. Daß die amerikanische Bevölkerung darauf
einigermaßen erbost reagiert, kann ich nachvollziehen - Doppelzüngigkeit ist
überall.
Bei der Wirksamkeit des Embargos gebe ich Dir teilweise
recht, aber immerhin ging vom Irak keine Bedrohung nach außen mehr
aus.
Der endgültige Nachweis dafür steht aus. Denn es ist nun mal die
Natur von Chemiewaffen und biologischen Reagenzien, daß sie im Verhältnis zu
ihrer Wirkung ein äußerst geringes Volumen haben und zudem ohne größeren
Aufwand produziert werden können (wogegen man für Nuklearwaffen einen
erheblich höheren apparativen Aufwand benötigt). Es heißt sich selbst zu
betrügen, wenn man annimmt, daß Inspektoren innerhalb von Wochen oder auch
Monaten Resultate bringen könnten, oder daß im Verlauf der militärischen
Eroberung nun sofort Ergebnisse kommen müßten.
Das Chemiewaffenpotential kann u.U. in einem einzigen turnhallengroßen
Gebäude oder einer Vielzahl von kleinen Hinterhofgaragen und Kellern, oder
auch auf Lastwagen versteckt sein. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit dafür
spricht, daß sich diese Lagerstätten in der Nähe von Bagdad befinden, kann
es ohne irakische Mithilfe sehr lange dauern, bis man diesen Lagerstätten
auf die Spur kommt. Denn, auch das sei in Erinnerung gerufen, Saddam hatte
ja jahrelang Zeit, die Methoden der Inpektoren um Butler zu studieren und
Gegenmaßnahmen zur Täuschung und Verschleierung zu entwickeln. Die sind ja
auch nicht doof, die Irakis, insbesondere nicht Saddam Hussein. man wird
nicht erfolgreicher Tyrann, wenn man nicht wenigstens brutal und schlau ist.
Und der militärische Druck von außen hat ja gerade begonnen Wirkung
zu zeigen, also ein halbes Jahr Geduld wäre schon noch angebracht
gewesen.
Hätte fast genausoviel gekostet wie der Krieg (die
"Verbündeten" hätten sich an den Stationierungskosten sicher nicht
beteiligt), den Krieg selbst nur um 6 Monate hinausgezögert, noch mehr
schlechte PR für die USA bedeutet - nee, aus Sicht der US-Regierung war es
rational und vernünftig, das Elend nicht noch länger hinauszuzögern. Wie
gesagt, ich persönlich bedaure, WIE sich die Ereignisse so entwickelt haben,
und gewiß haben "Präsident" Bush und seine Minister sich nur wenig Mühe
gegeben, auf die Meinung anderer einzugehen. Dennoch: Eine realistische und
erfolgversprechende Alternative vermag ich nicht zu erkennen.
Fest
steht: Die Toten die es jetzt gegeben hat hat nicht Saddam Hussein
verschuldet, sondern einzig und allein die Führung der USA (und
England).
Au contraire!
Die Vermengung von Kombattanten und Zivilbevölkerung ist von den Baathisten
betrieben worden, die Unterbringung von Kampfpanzern und Munition in der
Nähe von oder in Krankenhäusern, Moscheen und Wohngebieten ebenfalls - alles
klare Verstöße gegen die Genfer Konventionen - der Mißbrauch von Kennzeichen
humanitärer Organisationen (namentlich Rotem Kreuz/Rotem Halbmond)
ebenfalls. Zudem verdichten sich die Hinweise, daß einige erhebliche
"Kollateralschäden" auf Sprengungen der Iraker zurückzuführen sind, die dann
der Koalition untergeschoben wurden.

Gewiß: Es hat Opfer unter der Zivilbevölkerung gegeben, das waren nicht
alles nur die Baathisten. Aber eine Mitverantwortung tragen sie, das ist
ebenso eindeutig, manche Opfer hätten sich vermeiden lassen. Eine
unterschiedslose Bombardierung von Zivilbevölkerung und legitimen Zielen
durch die Koalition kann ich jedenfalls nicht erkennen, nach allem, was ich
mitverfolgt habe - wohl aber Fedajin, die Flüchtlinge in Basra mit dem MG
niedergemäht haben. Eine Mitschuld der Briten habe ich da jedenfalls nicht
erkennen können.

2. Argh! Es wird ja immer schlimmer mit meiner Senilität. Natürlich rodelt die gute Frau... :oops:

Doc SoLo hat geschrieben:
Ssnake hat geschrieben:
Es gibt kein offizielles Verbot oder eine internationale Konvention zum Verzicht auf uranhaltige Munition.

Stimmt, ich habe extra nochmal danach gesucht. Dabei wurde in dem Beitrag eindeutig gesagt, dass diese Munition international geächtet ist. Da ist scheinbar wirklich Medienmache mit im Spiel.

Erstmal danke für die ausführliche Erklärung. Allerdings gibt es zu dem Thema in gesundheitlicher Hinsicht auch andere Ansichten. In dem Bericht jedenfalls hat der Reporter einen Geigerzähler an ein Einschußloch eines Panzerwracks gehalten. Das Ding knatterte los wie ein russisches MG.
Das könnte ja ein weiteres Indiz dafür sein, daß tatsächlich allgemeiner Atommüll druntergemischt wird - zweifelsfrei ein schweres Verbrechen, und auch das Hauptargument, warum ich auch für einen Verzicht auf Uranmunition bin, weil es die Atommafia dazu einlädt, sich so des Strahlenmülls zu entledigen. Endlagerung ist schließlich teuer - so kriegt man noch Geld dafür.
Wenn ich jetzt noch an die Bilder denke, wo Kinder im Kosovo in diesen Wracks spielen, hab ich Zweifel, ob das wirklich ungefährlich ist.
Im deutschen Sektor würdest Du das nicht zu sehen bekommen, weil das erste, was die Bw-Pioniere gemacht haben, der Abschub der Wracks gewesen ist. In anderen Sektoren gammeln sie tatsächlich noch heute 'rum. Ich stimme Dir zu, das gehört natürlich zum Verantwortungsbereich einer Schutztruppe, und nicht jede Nation wird dem gerecht.
Da steht für mich die Frage im Raum, ob es nicht auch ohne diese Munition gegangen wäre. Es gibt ja auch andere panzerbrechende Waffen, wie z.B Raketen.
Die aber nicht überall eingesetzt werden können (z.B. wenn Bewuchs die Sichtlinie und Flugbahn behindert), und die zudem natürlich auch viel teurer sind. Last but not least ist die Möglichkeit, Flugkörpern auszuweichen, größer, als das für Geschosse gilt, die mit Mach fünf ankommen. Andere Argumente hast Du ja auch schon angeführt.
 
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Do, 10. Apr 2003, 20:18

Animal hat geschrieben:
Wieso Mediemache? Soweit ich weiß, heißt geächtet nicht verboten. Der Reporter hat also nix falsches gesagt. Er hat, so wie du, nur die Frage gestellt, ob sowas sein muß. Genau so, wie der Einsatz von Streubomben.
Die auch nicht verboten sind und von allen Armeen bevorratet werden, einschließlich der Bundeswehr. Der Sinn der Submunition ist ja gerade eine möglichst gleichmäßige Splitterdichte im Zielgebiet zu erreichen, weil man erstens so eine höhere Wirksamkeit gegenüber abgesessener Infanterie erreicht und zugleich die sonstige Schadwirkung auf die Umwelt begrenzt wird. Natürlich kann man wie Anno '17 vor Verdun auch Landschaftsgestaltung per Artillerie betreiben. Auch da würde die Zivilbevölkerung leiden. Bomblets aber lassen die Hütten, Straßen, Brücken, Eisenbahnschienen usw. stehen und wirken vor allem gegen weiche Ziele oder aber (bei der Verwendung von Hohlladungsbomblets) vor allem gegen gepanzerte Gefechtsfahrzeuge.

Wann immer kämpfende Truppe in der Nähe von Zivilbevölkerung ist, wird es unweigerlich zu Opfern unter der Zivilbevölkerung kommen, weil diese ja am schlechtesten geschützt sind. Wenn es denn nun schon zum Krieg kommen muß, kann man aber nicht nur deswegen auf die Bekämpfung der feindlichen Truppen verzichten, weil sie in der Nähe der Bevölkerung sind; das erkennen die Genfer Konventionen ja auch ausdrücklich an.

Es gibt einen ernstzunehmenden Einwand gegen Submunition, und das ist die hohe Blindgängerrate. Die eingesetzen Munitionstypen weisen regelmäßig zwischen 5 und 20% Blindgänger auf. Diese können aber, am Boden liegend, immer noch ausgelöst werden und wirken daher wie ein nicht gekennzeichnetes Minenfeld. Dies ist der zentrale Kritikpunkt, den man bei Streumunition vorbringen kann. Soweit ich das weiß, hat die Bw Munition beschafft, die mit Selbstzünder ausgestattet sind, so daß nicht explodierte Munition sich wenige Minuten nach Aufschlag selbst vernichten soll. Inwieweit das zuverlässig funktioniert, weiß ich aber nicht. Ob US-Submunition ebenfalls mit diesen Vorrichtungen ausgestattet ist, kann ich auch nicht sagen.
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