1. Im Originalthread ist noch ein Beitrag gelandet, der hierhin gehört. Bitte noch umschieben - da haben sich die Teuilung und meine Antwort überschnitten.
[Edit] Bitte, gerne. Hier ist der Beitrag.
Dirty Harry hat geschrieben:Es gibt schon noch andere Möglichkeiten.
Innere Zersetzung z.B. indem man die Regimefeindlichen Kräfte im Land
unterstützt.
In den Fällen, in denen die USA das gemacht haben, sind
sie auch heftig attackiert worden. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das
wirklich die bessere Lösung ist, ein Land in einen womöglich
jahrzehntelangen Bürgerkrieg zu treiben. Wenn's so wie jetzt im Irak relativ
schnell geht, ist so eine Lösung ehrlicher und auch für die Betroffenen
durchschaubarer als ein Stellvertreterkrieg à la El Salvador, Afghanistan,
Angola, ...
Der Ausgang ist natürlich immer offen, das ist es aber
auch bei einem Krieg. Zumal das ganze womöglich noch gar nicht zu Ende ist,
das mit den Aufständen, Partisanen und dem damit verbundenen Leid der
Bevölkerung kommt ja alles möglicherweise noch. Zumal es jetzt ein
Machtvakuum gibt daß die Clans womöglich auszunutzen trachten.
Das
kriegst Du aber auch beim Fördern des Staatsstreichs. Zumal das im Irak
keine ernsthaft durchführbare Lösung gewesen wäre. Einen Diktator auf dem
Höhepunkt seiner Macht stürzt man nicht einfach so, dafür hat er schließlich
seine Geheimpolizei und was an sonstigen Unterdrückungsinstrumenten noch so
bereit steht.
Wie gesagt, bei der DDR war auch kein Einmarsch von
Westdeutschen Truppen notwendig.
Das waren aber auch besondere
Umstände. Die Sowjettruppen waren zur Unterdrückung stets notwendig, und zum
Zeitpunkt der Revolte war absehbar, daß die Sowjetunion keinen ernsthaften
Willen mehr hatte, die DDR "in Besitz" zu halten. 1953 ist es
schiefgegangen, ebenso 1956 in Ungarn, '68 in Prag.
Grundsätzlich teile ich natürlich die Auffassung, daß jedes Volk -bei
langfristiger Betrachtung- die Regierung hat, die es verdient. Aber wenn wir
Demokratien die Menschenrechte tatsächlich für universell halten, dann
ergibt sich daraus auch der Handlungsimperativ, etwas für ihre Verbreitung
zu tun. Im konkreten Fall: Die Herrschaft eines skrupellosen Potentaten zu
beenden, der sein Volk unterdrückt, zu Massenmord nachweislich fähig ist,
und eine nach außen aggressive Politik verfolgt.
Bei allen Vorbehalten, die ich gegen "Präsident" Bush und sein zwielichtiges
Kabinett habe, kann ich in letzter Konsequenz doch auch positive Aspekte an
ihrem Handeln erkennen. Die Parole "Kein Blut für Öl" fällt letztlich auf
Frankreich und Rußland zurück, deren Widerstand gegen eine Einigung im
Sicherheitsrat offenkundig auf eigennützigen wirtschaftlichen Erwägungen
basierte, die man praktischerweise mit einem humanitären Feigenblatt tarnen
konnte - zumindest in Europa. Daß die amerikanische Bevölkerung darauf
einigermaßen erbost reagiert, kann ich nachvollziehen - Doppelzüngigkeit ist
überall.
Bei der Wirksamkeit des Embargos gebe ich Dir teilweise
recht, aber immerhin ging vom Irak keine Bedrohung nach außen mehr
aus.
Der endgültige Nachweis dafür steht aus. Denn es ist nun mal die
Natur von Chemiewaffen und biologischen Reagenzien, daß sie im Verhältnis zu
ihrer Wirkung ein äußerst geringes Volumen haben und zudem ohne größeren
Aufwand produziert werden können (wogegen man für Nuklearwaffen einen
erheblich höheren apparativen Aufwand benötigt). Es heißt sich selbst zu
betrügen, wenn man annimmt, daß Inspektoren innerhalb von Wochen oder auch
Monaten Resultate bringen könnten, oder daß im Verlauf der militärischen
Eroberung nun sofort Ergebnisse kommen müßten.
Das Chemiewaffenpotential kann u.U. in einem einzigen turnhallengroßen
Gebäude oder einer Vielzahl von kleinen Hinterhofgaragen und Kellern, oder
auch auf Lastwagen versteckt sein. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit dafür
spricht, daß sich diese Lagerstätten in der Nähe von Bagdad befinden, kann
es ohne irakische Mithilfe sehr lange dauern, bis man diesen Lagerstätten
auf die Spur kommt. Denn, auch das sei in Erinnerung gerufen, Saddam hatte
ja jahrelang Zeit, die Methoden der Inpektoren um Butler zu studieren und
Gegenmaßnahmen zur Täuschung und Verschleierung zu entwickeln. Die sind ja
auch nicht doof, die Irakis, insbesondere nicht Saddam Hussein. man wird
nicht erfolgreicher Tyrann, wenn man nicht wenigstens brutal und schlau ist.
Und der militärische Druck von außen hat ja gerade begonnen Wirkung
zu zeigen, also ein halbes Jahr Geduld wäre schon noch angebracht
gewesen.
Hätte fast genausoviel gekostet wie der Krieg (die
"Verbündeten" hätten sich an den Stationierungskosten sicher nicht
beteiligt), den Krieg selbst nur um 6 Monate hinausgezögert, noch mehr
schlechte PR für die USA bedeutet - nee, aus Sicht der US-Regierung war es
rational und vernünftig, das Elend nicht noch länger hinauszuzögern. Wie
gesagt, ich persönlich bedaure, WIE sich die Ereignisse so entwickelt haben,
und gewiß haben "Präsident" Bush und seine Minister sich nur wenig Mühe
gegeben, auf die Meinung anderer einzugehen. Dennoch: Eine realistische und
erfolgversprechende Alternative vermag ich nicht zu erkennen.
Fest
steht: Die Toten die es jetzt gegeben hat hat nicht Saddam Hussein
verschuldet, sondern einzig und allein die Führung der USA (und
England).
Au contraire!
Die Vermengung von Kombattanten und Zivilbevölkerung ist von den Baathisten
betrieben worden, die Unterbringung von Kampfpanzern und Munition in der
Nähe von oder in Krankenhäusern, Moscheen und Wohngebieten ebenfalls - alles
klare Verstöße gegen die Genfer Konventionen - der Mißbrauch von Kennzeichen
humanitärer Organisationen (namentlich Rotem Kreuz/Rotem Halbmond)
ebenfalls. Zudem verdichten sich die Hinweise, daß einige erhebliche
"Kollateralschäden" auf Sprengungen der Iraker zurückzuführen sind, die dann
der Koalition untergeschoben wurden.
Gewiß: Es hat Opfer unter der Zivilbevölkerung gegeben, das waren nicht
alles nur die Baathisten. Aber eine Mitverantwortung tragen sie, das ist
ebenso eindeutig, manche Opfer hätten sich vermeiden lassen. Eine
unterschiedslose Bombardierung von Zivilbevölkerung und legitimen Zielen
durch die Koalition kann ich jedenfalls nicht erkennen, nach allem, was ich
mitverfolgt habe - wohl aber Fedajin, die Flüchtlinge in Basra mit dem MG
niedergemäht haben. Eine Mitschuld der Briten habe ich da jedenfalls nicht
erkennen können.
2. Argh! Es wird ja immer schlimmer mit meiner Senilität. Natürlich rodelt die gute Frau...
Doc SoLo hat geschrieben:Ssnake hat geschrieben:Es gibt kein offizielles Verbot oder eine internationale Konvention zum Verzicht auf uranhaltige Munition.
Stimmt, ich habe extra nochmal danach gesucht. Dabei wurde in dem Beitrag eindeutig gesagt, dass diese Munition international geächtet ist. Da ist scheinbar wirklich Medienmache mit im Spiel.
Erstmal danke für die ausführliche Erklärung. Allerdings gibt es zu dem Thema in gesundheitlicher Hinsicht auch andere Ansichten. In dem Bericht jedenfalls hat der Reporter einen Geigerzähler an ein Einschußloch eines Panzerwracks gehalten. Das Ding knatterte los wie ein russisches MG.
Das könnte ja ein weiteres Indiz dafür sein, daß tatsächlich allgemeiner Atommüll druntergemischt wird - zweifelsfrei ein schweres Verbrechen, und auch das Hauptargument, warum ich auch für einen Verzicht auf Uranmunition bin, weil es die Atommafia dazu einlädt, sich so des Strahlenmülls zu entledigen. Endlagerung ist schließlich teuer - so kriegt man noch Geld dafür.
Wenn ich jetzt noch an die Bilder denke, wo Kinder im Kosovo in diesen Wracks spielen, hab ich Zweifel, ob das wirklich ungefährlich ist.
Im deutschen Sektor würdest Du das nicht zu sehen bekommen, weil das erste, was die Bw-Pioniere gemacht haben, der Abschub der Wracks gewesen ist. In anderen Sektoren gammeln sie tatsächlich noch heute 'rum. Ich stimme Dir zu, das gehört natürlich zum Verantwortungsbereich einer Schutztruppe, und nicht jede Nation wird dem gerecht.
Da steht für mich die Frage im Raum, ob es nicht auch ohne diese Munition gegangen wäre. Es gibt ja auch andere panzerbrechende Waffen, wie z.B Raketen.
Die aber nicht überall eingesetzt werden können (z.B. wenn Bewuchs die Sichtlinie und Flugbahn behindert), und die zudem natürlich auch viel teurer sind. Last but not least ist die Möglichkeit, Flugkörpern auszuweichen, größer, als das für Geschosse gilt, die mit Mach fünf ankommen. Andere Argumente hast Du ja auch schon angeführt.