Am besten beginne ich mal ganz vorn und entschuldige mich gleich im Voraus, falls ich über etwas sülze, das ich schon mal bei anderer Gelegenheit erwähnt habe oder anderweitig bekannt ist.
Bis 1995 gab es in den USA nur eine Top-Formelserie, die IndyCar Championship, benannt nach dem berühmten Indianapolis Motorspeedway. Dessen Erbe Tony George hatte sich schon seit geraumer Zeit mit der hinter den IndyCars stehenden Team-Vereinigung CART (Championship Auto Racing Teams) verkracht, weil er der Meinung war, ihm stünde mehr Geld zu. Als CART seine Forderungen nicht erfüllte, baute er um das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis, das Indy 500, 1996 eine Konkurrenzserie auf, die IRL (Indy Racing League). CART verlor also sein berühmtestes Rennen und die Rechte am Namen "IndyCar", führte seine Rennserie aber unter dem Namen CART Championship bzw. mittlerweile ChampCar World Series fort.
Dabei wurden zwei unterschiedliche Philosophien verfolgt: CART setzte auf das klassische Konzept: Turbogetriebene Hightech-Formelwagen, die auf einer Mischung von Ovalen, permanenten Rennstrecken und Straßenkursen fahren. Die IRL fährt nur auf Ovalen, und das mit deutlich schwächeren Wagen, die so ausgelegt sind, daß niemand ernsthaft einen Vorsprung erzielen kann: Die völlig überdimensionierten Flügel erzeugen so extreme Windschatten, daß alle Fahrzeuge extrem dicht beieinander gehalten werden. Weil die Karren auch noch lächerlich einfach zu fahren sind, können auch schwache Piloten vorne mitmischen.
Dazu kommen noch regelrechte Manipulationen: Als z.B. der Favorit von Tony George, Sam Hornish jr., letztes Jahr drauf und dran war, die Meisterschaft zu verlieren, erlaubte George dessen Motorenlieferanten, Verbesserungen am Triebwerk vorzunehmen - der Konkurrenz wurde das aber kurzerhand verboten, mit dem Ergebnis, daß Horish im nächsten Rennen ein völlig überlegenes Auto hatte.
Ein ziemlicher Skandal war auch als der ChampCar-Fahrer Paul Tracy 2002 als Gaststarter beim Indy 500 antrat und gewann, ihm der Sieg aber von Tony George unter Berufung auf ein angeblich illegales Überholmanöver (das nicht nachgewiesen werden konnte) nachträglich aberkannt wurde. Wen wundert's: George versucht der Rennsportgemeinde seit Jahren in seinem "Vernichtungskrieg" gegen die ChampCar-Serie zu verklickern, die IRL sei "die anspruchsvollste Rennserie der Welt". Da kam es ihm natürlich ungelegen, daß ein ChampCar-Fahrer das ganze IRL-Feld in Grund und Boden fuhr...
In der Formel 1 wurde nach der Ferrari-Dominanz 2002 natürlich nicht über solche Manipulationen diskutiert, aber es war eine Zeit lang die Rede davon, Zusatzgewichte für siegreiche Fahrer einzuführen, um so dominante Teams künstlich einzubremsen, was für mich doch ziemlich absurd wäre: Klar, es würde die WM künstlich in die Länge ziehen, aber irgendwie geht mir das Prinzip, für gute Leistungen bestraft zu werden, ziemlich gegen den Strich.
Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001