Abdiel hat geschrieben:Holla!
Eine interessante Frage! Das Grundprinzip der Demokratie finde ich eigentlich sehr ansprechend und als Regierungsform vollauf geeignet die gemeinsamen Interessen eines Volkes durchzusetzen.
Wenn aber, wie heute, Politik zum reinen Marketing verkommt und die breite Masse (ja sie ist dumm!) auch noch mit Absicht im Unklaren über bestimmte Verhältnisse gelassen wird, sind die daraus resultierenden Entscheidungen mehr als fragwürdig. Nun kann man nicht von jedem Menschen verlangen sich in die herrschenden Verhältnisse einzuarbeiten und sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Vielmehr setzt das Vertrauen in die Politiker auch die Annahme voraus, über den aktuellen Stand auf dem Laufenden gehalten zu werden. Diese Annahme, auf die sich viele Leute noch stützen, ist jedoch Nonsens, da im Endeffekt das politische Programm einer Partei regelrecht vermarktet wird. Wir wissen ja alle wie glaubwürdig solche vollmundigen Versprechen des Marketing sind (und zwar in allen Bereichen).
Was mir fehlt, ist irgendwie der Idealismus, den die Betreibung von Politik eigentlich zwingend mit sich bringt. Man hat mehr das Gefühl die Parteien streiten auf einem Markt um die höheren Anteile, das hat doch nichts mehr dem Regieren zu tun! Statt dem Dienst am Volk, betreibt man lieber Imagekampagnen fürs eigene Konto. Zudem werden die Wähler auch noch von der Richtigkeit dieser Vorgehensweise überzeugt, das macht es fast unmöglich für "ehrliche" Parteien (gibts nicht, ich weiss) sich zu etablieren. Am Beispiel von Herrn Schill sieht man doch wie man Stimmen erwirbt...
@Ssnake: Ich würde Politikverdrossenheit und Zynismus in bezug auf die Politik trotzdem trennen. Viele Leute sind heutzutage nämlich meist deshalb verdrossen, weil sie die Vorgänge häufig nicht begreifen. Der Zyniker weiss jedoch ganz genau, was auch seinen Zynismus begründet!
mfg
Abdiel
PS: Im Falle des WI's würde ich sagen, dass diese Leute im Gegensatz zu meiner Sparte (reiner Ingenieur) noch ein gutes Stück mehr an Hintergrundwissen erworben haben und die Sache auch häufig aus der wirtschaftlichen Sicht heraus beurteilen. Ingenieure konzentrieren sich da eher auf den rein technischen Part...
Das Problem mit unserem Parteiensystem ist, daß es die Demokratie eigentlich verwässert. Denn wir werden ja nicht ausschließlich von der Mehrheitsmeinung regiert. Ein Beispiel: Die SPD hat bei der vorletzten Wahl am meisten Stimmen bekommen, also soll sie nach der demokratischen Idee regieren und tut das auch (leider, aber egal). Soweit schön und gut. Aber um regieren zu können muß sie mit einer anderen Partei koalieren. Das hat sie auch getan, und zwar mit den Grünen, die aber leider nur lächerliche 10% bekommen haben. (Für die Grünen schon viel, ich weiß aber trotzdem.) Die Grünen setzen nun eine Menge Ideen durch, obwohl sie nur von 10% der Wähler einen Auftrag dazu bekommen haben. (Deshalb finde ich es immer witzig (oder eigentlich eher anmassend) wenn die Grünen von einem Regierungsauftrag sprechen). Die zweitstärkste Partei (CDU) hat nichts mehr zu melden und kann nur Opposition betreiben. Wo ist bei diesem System die Herrschaft der Mehrheit???? (Was Demokratie ja eigentlich sein sollte.) Noch krasser war es bei der letzten Wahl, da hier CDU und SPD praktisch gleichviele Stimmen bekommen haben. Nur weil die FDP eingebrochen ist haben wir jetzt eine Rot-Grüne Regierung.
Ich weiß aber leider auch keine bessere Regierungsform als die Demokratie, wobei ich manchmal in letzter Zeit mich frage ob eine Monarchie nicht wieder besser wäre....