the_korben hat geschrieben:Tja, dann werde ich meinen Senf wohl auch dazugeben - auch wenn ich jetzt schon weiß, dass dir Diskussion wohl aufgrund meiner Meinung aus den Fugen geraten wird
Ohoh, da zeichnet sich wirklich eine heftige Diskussion ab.
Also:
the_korben hat geschrieben:1.FPÖ : eh klar. Was für eine Spaßpartei...während des Wahlkampfes die Parteispitze zu wechseln (und die jetzige Konstellation bleibt auch nur bis zum Sonntag, das könnt ihr mir glauben), die FPÖ als Unschluldslamm, was den Regierungsbruch betrifft, zu charakteriesieren, die widersprüchlichen Aussagen, die rechte Scheiße (ich drück das mal so aus), die letzten 2 1/2 Jahre und nicht zuletzt diese ganze Partei an sich, hindert mich hier am Kreuzerl.
FPÖ ist sicher auch für mich unwählbar. Über diese Haiders und Stadlers zu diskutieren ist glaube ich unnötig, denn da sind wir uns wohl alle einig.
Andererseits muss ich sagen: Solange Blau in der Regierung war, haben sie einen immer besseren Eindruck auf mich gemacht. Nämlich je mehr Grasser, Riess-Passer & Co. zu sagen gehabt hatten. In meinen Augen alles fähige Menschen die glaube ich wirklich fähige Minister abgaben. Nur leider hat der Knittelfelder Putsch ja alles zerstört. Wenn der umgekehrt ausgegangen wäre (sprich: Haider, Stadler, etc. weg aber wirklich weg), wäre für mich die FPÖ sogar dieser Nicht-Wähl-Zone entwichen (was aber nicht heißt, dass ich sie dann auch wirklich gewählt hätte).
the_korben hat geschrieben:2.ÖVP : Ist ja wirklich toll, wie Schüssel sich und die ÖVP hier dreht und wendet, um sich als Stabilitätsfaktor und richtige Wahl darzustellen. Aber der liebe Wolfi kann noch so oft betonen, was nicht alles geschafft wurde (Ambulanzgebühr, Studiengebühr, radikale Zusammenkürzung des Sozialstaats mit ein paar Alibi-Neuvorstellungen a la Kindergeld, gebrochene Versprechen -siehe Studiengebühr, siehe 3. = Opposition-), er bleibt ein verlogener Opportunist. Sicher, jeder Politiker ist manchmal ein solcher, aber bitte, so seriös und staatsmännisch Schüssel jetzt tut, so verschlagen und strategisch, machtgierig und rücksichtslos ist er in Wirklichkeit. Man braucht sich ja nur mal die diversen Vorfälle, hauptsächlich was die FPÖ betrifft, in den letzten 2 1/2 Jahren anschauen, bei denen es sich als BK gehört hätte, dazu Stellung zu nehmen und Konsequenzen zu ziehen - tja, nur hätte das dem Wolfi die Regierung gekostet. So hat er halt einen Stadler, diverse Ministeriumsfehlbesetzungen, Regierungsunfähigkeit der Koalition während interner Streitigkeiten - all das, mit einem Schweigen erduldet, um seinen Sessel nicht zu riskieren. Hätte Wolfi nämlich vor dem Knittelfelder Vorfall die Regierung (zu recht, und nach den ursprünglichen christlich-sozialen Werten gemessen unbedingt notwendig) aufgekündigt, wären ihm nicht die Scharen von Wirtschafts-orientierten FPÖ-Wählern entgegengerannt, so wie das jetzt der Fall ist. Nein, Schüssel ist nicht ernstzunehmen, und selbst wenn wir mal einen Schüssel außen vor lassen : einen Kohl, einen Strasser, eine Gehrer oder eine Rauch-Kallat wähle ich sicher nicht. Dazu kommt noch, dass mir das Verhalten der Partei in Nationalratsvollversammlung seit der ersten Sitzung, die ich mitverfolgt habe, übel aufgestoßen ist. Das hat imho nichts mehr mit Politik zu tun - das ist Streiterei ohne jedlichen Willen zum Kompromiss (allein wenn man bedenkt, dass in der Sondersitzung zur Flutkatastrophe sinnvolle Hilfsmaßnahmenpakete der Opposition nicht verwirklicht werden konnten, weil FPÖVP dagegen gestimmt haben, während die vorgeschlagenen Maßnahmen der Regierung auch von Rot und Grün unterstützt wurden, kommt einem nur noch das Grausen). Von dem Wahlkampf, den die ÖVP führt ("Wer, wenn nicht er ", "Das haben wir für sie geschafft"...das sind alles Punkte, die zeigen, warum ich ÖVP nicht gewählt hätte, nix steht aber darüber, warum ich denn bitteschön für die nächste Legislaturperiode diesen Dollfuß-Verschnitt wählen soll) möcht ich gar nicht erst anfangen...da ist ja selbst das Phrasendreschen auf den lustigen FPÖ-Plakaten noch gehaltvoller...
Über Ambulanzgebühr und Studiengebühren habe ich eh schon geschrieben: Ich finde sie recht sinnvoll. Was beide im Endeffekt für einen finanziellen Nutzen fürs Budget haben, sei dahingestellt. Da sagt die einen dies und die anderen jenes. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass wenn es zu einer rot-grünen Koalition kommt, auch diese Gebühren bleiben. Kann mir dann schon vorstellen wie das klingt: "Diese Gebühren sind leider ein fixer Bestandteil unseres Budgets - es wird ganz schwer irgendwo einen Ersatz dafür herzubekommen."
Wo wurde denn der Sozial-Staat zusammengekürzt? Geht's jetzt irgendwem extrem schlechter als vor zweieinhalb Jahren? Außerdem: Nur weil wir die Jahre davor mehr ausgegeben haben als eingenommen und deshalb vielleicht ein paar Sozial-Leistungen mehr hatten (unter einer rot-schwarzen Regierung!), heißt das nicht, das das ebenso weitergehen kann.
Was ist schlecht am Kindergeld?
Und zu den gebrochenen Versprechen: Was glaubst du wird Gusenbauer machen wenn er Zweiter wird? Sicher auch erst einmal alles daran setzen, dass er in eine Regierung kommt.
Und auch sonst kann ich zu den Schwarzen nur sagen, dass ich eigentlich mit dem Großteil ihrer Entscheidungen und Gesetzgebungen übereinstimme.
Besonderes Lob gibt's von mir für die neue Abfertigung (und das hilft den "kleinen" Leute sicherlich mehr als die Abschaffung der Ambulanzgebühren).
Auch für die Zukunft scheint die ÖVP IMHO das bessere Programm zu haben. Da muss ich mir nur die Planungen der jeweiligen Parteien für die Reform für das Pensionssystem anschauen (wobei die SPÖ ja nicht einmal ein Reförmchen vorzuweisen hat). Das Drei-Säulen-Prinzip, welches die Schwarzen unbedingt vorantreiben wollen, sehe ich auch als einzige mögliche finanzierbare Variante für die Zukunft.
Dann fällt mir noch das Thema Abfangjäger ein: Die ÖVP ist da die einzige Partei die keinen Zickzack-Kurs fährt. Was glaubst du denn warum die Roten auf einmal so dagegen sind? Wenn die in den letzten zweieinhalb Jahren in der Regierung gewesen wären, hätte es den Kauf sicher gegeben. So macht sich die SPÖ echt nur lächerlich. Und auch die Grünen übrigens: Kann mich noch gut vor zwei Monaten erinnern, als Van der Bellen bei einer PK gesagt hatte, dass man laut der Verfassung wohl doch die Abfangjäger brauchen wird. Einen Tag später hat ihn die grüne Partei zurückgepfiffen und schon war er wieder dagegen. Soviel zum Opportinismus der anderen Parteien.
the_korben hat geschrieben:1. Grüne - tolles Programm, gute Politiker, weltoffene Ansichten, nicht konservativ aber doch sozial und wertesichernd - mehr brauch ich dazu gar nicht sagen.
Grün war für mich lange Zeit eine Option. Habe mich aber nun doch dagegen entschieden, da
1. bei starken Grünen "Gusi" Kanzler wird - ihn halte ich nicht für Kanzlerfähig.,
2. absoluter Straßenstopp - sehr sinnvoll kurz vor einer EU-Ost-Erweiterung.,
3. Abkehr vom Sparkurs mit den Roten,
4. hat mich der fehlende Sport in deren Partei-Programm gestört. Das kann doch nicht sein, dass solche Themen unter den Tisch fallen und keinem fällt's auf. Da frage ich mich doch wirklich wie dies mit einigen anderen Themen, die ebenfalls nicht gleich so wichtig erscheinen, aussieht.
5. wenn ich an diese idiotischen Donnerstags-Demos zurückdenke, kriege ich sowieso einen Hass. Sowas unnötiges!
6. In Wirtschaftsfragen hat die ÖVP für mich das bessere Programm
the_korben hat geschrieben:2. SPÖ - ich schätze Gusenbauer wirklich. Auch wenn allerseits versucht wird, ihn als lächerlich darzustellen : wer seine Nationalratsbeiträge hört, weiß auch, dass er etwas von Politik versteht - dafür das er nicht der Schönste ist, und es nicht nötig hat, sich dauernd hinter Metaphern zu verstecken um gscheit zu klingen, kann er nix. Ich unterstütze praktisch jeden einzelnen Punkt des vorgeschlagenen Regierungsprogramms - ob sich das so finanzieren lässt, wie sich Gusi das vorstellt (also durch Arbeitsplatzschaffung, Konjunkturbelebung und teilweise ausgabenseitiger Ersparnis), darauf bin ich mal gespannt - aber ich finde, diese "neue" SPÖ hat eine Chance verdient, um zu zeigen ob die Konzepte aufgehen - denn, wenn wir uns ehrlich sind (und da werden mir wohl auch die ÖVPler zustimmen) - ein gutes Gesundheitssystem, ein gestärktes Pensionssystem, weniger Arbeitslosigkeit und ganz wichtig : endlich wieder mehr soziale Wärme - das ist doch etwas, was sich jeder nur wünschen kann. Das personelle Potenzial ist da, nur zögern viele Wähler aufgrund der Altlasten - doch ich finde, man sollte die SPÖ wie sie jetzt ist beurteilen, und da schneidet sie außerordentlich gut ab. Jeder der sich die SChüssel-Gusi-Diskussion angeschaut hat, wird gemerkt haben, dass Schüssel (objektiv betrachtet) größtenteils nur persönliche Angriffe und alte Kamellen (EG-Beitrittsdebatte) bringen konnte, es ihm aber kaum möglich war, die gegenwärtige Politik der SPÖ zu kritisieren.
Du hast es eh schon angesprochen: Die Finanzierungs-Frage! Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gusenbauer dies alles durchbringt.
Auch Gusis Team kann mich bis auf Broukal und Petritsch nicht wirklich überzeugen. Da hat die ÖVP eindeutig mehr zu bieten.
Zum Abschluss noch die Koalitionen mit denen ich am ehesten könnte:
1. Schwarz-Grün: Wohl leider nicht möglich da Grün zu stur
2. Schwarz-Blau: Klingt zwar auf den ersten Blick heftig, doch wie gesagt: Was ist in den letzten zweieinhalb Jahren so schlecht gelaufen? Ich finde es ist mehr passiert (zum positiven) als in den letzten zehn Jahren unter Rot-schwarz.
3.Schwarz-Rot: Nicht wirklich wünschenswert, aber unter Schwarz stelle ich mir mehr positive Effekte vor als unter Rot.
4. Rot -Grün: Überraschenderweise vor Rot-Schwarz. Warum? Ganz einfach aus diesem Grund, dass ich glaube das die Zeit der großen Koalitionen vorbei ist. Sie sind einfach zu unflexibel und zu langsam. Außerdem würd's mich wirklich interessieren wie sich die grünen in der regierung machen. bei manchen leuten kommen mir da nämlich Zweifel auf. Ich persönlich glaub zwar nicht, dass wir tolle Änderungen erwarten könnten - aber ich würde mich gern positiv überraschen lassen.
5. Rot-Schwarz: Bitte nicht! Die letzten 30 Jahre haben es gezeigt: So kann's nicht weitergehen.