Fr, 6. Sep 2002, 18:11
@FNT und Chellie: Danke, ich hab's hinbekommen.
Ich hab den Messebericht soweit fertig, schaut ihn euch mal an, und sagt mir, was ich eventuell noch ergänzen kann.
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Erstmals seit langem fand eine Spielemesse für Fans wieder in Deutschland statt, die Games Convention in Leipzig. Große Namen wie Electronic Arts, Microsoft oder Eidos riefen junge und alte Fans auf die Messe und präsentieren ihre kommenden Spiele für Weihnachten.
Leipzig mag eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Wahl für den Austragungsort einer Spielemesse sein. Bisher fand ja bis vor einiger Zeit alle paar Jahre die „Computer“-Messe in Köln statt, die aber stagnierte und sich nicht weiter entwickelte. Leipzig aber, relativ zentral in Deutschland und Europa gelegen, mit guter Autobahnanbindung und einem nagelneu aufgebauten Messegelände, das auch noch jede Menge Platz bietet, war der perfekte Austragungsort einer Spielemesse.
Mit der Games Convention gibt es nun ein solides Konzept, Konsolen- und PC-Spiele für den Verbraucher und das Fachpublikum schmackhaft zu machen. Presseleute und Großhändler können ohne größeren Aufwand (Stichwort: Anreise) neue Produkte der Hersteller antesten, der geneigte Fan kann sich quasi sein Weihnachtsgeschenk jetzt schon aussuchen und die Veranstalter verdienen noch jede Menge Kohle durch den Eintritt der darbenden Masse. Immerhin weit über 50.000 Besucher hat es gegeben, für eine Messe dieser (noch relativ kleinen) Größenordnung das beste Ergebnis, was man sich wünschen kann. Der Fortsetzung im nächsten Jahr (vom 21. bis 24. August) steht nichts im Wege.
Das Rahmenprogramm
Herzstück des Programms war die Deutsche Meisterschaft in den Disziplinen Counterstrike, FIFA2002, Age of Empires 2 und Stacraft. Das Turnier wurde die ganzen vier Tage über ausgetragen und ab Sonntag Mittag gab es schließlich die Final-Runden, die auf zwei großen Video-Leinwänden ausgetragen wurden.
Als mittlerer Skandal entpuppte sich die Unterbrechung des Counterstrike-Matches, weil ein Freak im Free-Games-Bereich eine simple „Hi“-Nachricht an alle PC’s im Netzwerk sandte und es zusammenbrechen lies. Trotzdem nahmen die beiden Clans da Spiel wieder auf und zeigten noch einige spektakuläre Situationen. Schließlich geht es, wie in den anderen Disziplinen auch, um eine Flugticket zur Weltmeisterschaft in Korea.
Gewissermaßen entschädigen tat das äußerst spannende Starcraft-Finale, in dem die Protoss gleich zu Beginn die menschliche Hauptbasis angriffen. Der konnte nur knapp abgewehrt werden und dann folgte eine beispiellose Wendung des Geschehens. Durch exzessiven Einsatz von Minen verlor der Protoss-Spieler immer mehr Einheiten und die nachrückenden Panzer zerlegten Stück für Stück seine Basen und er musste sich geschlagen geben.
Weiterhin zum Rahmenprogramm gehörten die täglich aufgezeichneten GIGA-Shows und die Abschlussmoderation von Kai Pflaume des „Stadtschleichers“ auf derselben Bühne. Ständige Ausstellungen waren von der GVU rund um die Raubkopierer-Szene da, Studio Oxmox zeigte lebensgroße Figuren (alles Prototypen) von z.B. Lara oder Spider-Man und die History of Games, welche die Entwicklung der letzten 30 Jahre im Hardware-, Software- und natürlich Videospiele-Bereich dokumentierte.
Die Aussteller
Die Messe war deutlich erfolgreicher, als die gleichzeitig stattfindende ECTS-Messe in London. Einige Hersteller, wie Vivendi/Blizzard, ärgerten sich im Nachhinein deutlich, nicht zur GC in Leipzig aufgetaucht zu sein. Dafür entschädigte die Anwesenheit von Microsoft, Ubi Soft, Akklaim, Konami, Sony und zahlreicher anderer Hersteller, die alle ihr kommendes Line-up für das Ende das Jahres präsentierten. Sogut wie jeder Stand versuchte sein eigenes Show-Programm zu machen. Mehr oder minder erfolgreich war dieses dann auch.
Electronic Arts beispielsweise hatte eine Moderatorin, welche diverse EA-Mitarbeiter zu den Features der neuesten Spiel, wie FIFA2003, NHL2003 oder C&C: Generals befragte. Deutlich peinlich war die Show Eidos’, die aus einem Klatscht-Beifall-für-unsere-Messe-Babes, einem wilden Rumhops-und-fuchtel-mit-den-Knarren-Tanz des Lara-Models und der anschließenden Präsentation des Tomb Raider 6 Trailers bestand. Zum Schluss wurden noch Demo-CD’s und T-Shirts in die Menge geworfen, welche sich fast darum schlug. Dafür war der Stand mit 90 Spiele-Stationen einer der größten der Messe und man hatte durchaus Gelegenheit diverse Titel ausgiebig anzuspielen.
Mehr oder minder größere Shows und Wettbewerbe machten auch alle andere Stände, wie THQ (ein DJ legte auf), Sony (Moderator, der die Produkte vorstellte), CDV (mit Anne von der Pop-Band Bellini als Moderatorin), Akklaim (Wettbewerb mit dem Spiel Burnout 2 und Skater-Show), Koch Media (Erstpräsentation von Voodoo Island), Microsoft (im eigenen Kinosaal) und Ubi Soft, Infogrames, Codemasters. Mehrere davon zeichneten sich vor allem dadurch aus, ein paar Gimmicks und Werbegeschenke in die Massen zu werfen und die Leute damit an den (kleinen) Stand zu binden. Schließlich gab es in gewissen Zeitabständen wieder etwas zum Abgreifen und die Fans mussten bis dahin teils schauderliche Moderationen über sich ergehen lassen.
Die Spiele
Tatsächlich waren PC-Spiel schon ein wenig unterrepräsentiert auf der Messe. Microsoft hatte gleich 70 Xbox-Stationen aufgebaut und Sony war mit der Playstation 2 auch nicht gerade klein. Im Prinzip gab es auf der Messe nichts wirklich neues zu sehen, man kannte alles schon aus diversen Previews bekannter Spiele-Magazine. Hier und da gab es eine fortgeschrittenere Version oder eine erste spielbare Demo (Tomb Raider 6) zu sehen, oftmals zeigten die Hersteller aber auch nur Trailer über eine Video-Leinwand, die manchmal sogar nur aus den Zwischensequenzen zusammengeschnitten war.
Trotzdem wollen wir hier ein paar wenige PC-Titel kurz ansprechen einen Eindruck wiedergeben:
CDV präsentierte das Online-Rollenspiel Neocron, in dem man in eine futuristische Welt versetzt wird, die man aus der Ich-Perspektive betrachtet. Das Spiel hat zwar Potential, mit Sicherheit lässt sich das aber erst nach dem Erscheinen fest stellen.
Codemasters zeigte nur Spiele für Playstation 2 und Xbox. Darunter auch Colin McRae Rally 3, welches einen hervorragenden optischen Eindruck macht. Ebenfalls gab es eine „Vielleicht“-Ankündigung für Operation Flashpoint 2. Die Programmierarbeiten daran haben aber noch nicht begonnen.
Electronic Arts bzw. EA Sports zeigten vor allen Dingen ihre neuen Sportspiele, welche da FIFA2003 und NHL2003 wären. Leider gibt’s bei beiden Spielen sogut wie keine Neuheiten zu vermelden, sie gleichen sich mit den Vorgängern fast haargenau. Fifa Fußball Manager 2003, entwickelt von Gerald Köhler, zeigt sich ebenfalls schon in bester Verfassung und trumpft mit Originalspieler und Vereinen auf. Auch zu sehen war eine Version von Need for Speed 6, ein längere Trailer von C&C: Generals und Sim City 4. Gerade C&C: Generals kann durchaus mit einer prächtig weiterentwickelten Grafik- und Game-Engine auftrumpfen, und in Sim City 4 darf man seine Figuren aus The Sims importieren und damit in eine selbstgebaute Stadt versetzen. Nur einen durchaus netten Trailer gab es dann noch von Anno 1503 zu sehen.
Eidos präsentierte auf der Messe sein neues Spiel Frontline Attack: War over Europe, ein Echtzeit-Strategiespiel mit 3D-Grafik. Es gilt einige historische Schlachten aus dem Jahre 1944 in Europa nachzuspielen und zu gewinnen. Seit Freitag letzter Woche ist das Spiel im Handel erhältlich. Großes Gedöhnst wurde natürlich um Tomb Raider 6: Angel of Darkness gemacht. Allzu viel hat sich aber nicht getan, die Kamera ist etwas flexibler, Lara hat ein paar mehr Funktionen (von hinten Anschleichen) und die Grafik wurde wieder ein wenig verbessert. In dem Sinne ist es keine Sensation, aber der „Lara-Effekt“ wird die Verkaufszahlen schon richten. Immerhin hört sich ja die Story recht spannend an. Preatorians ist ebenfalls ein Echtzeit-Strategiespiel im angelehnten Stile von Frontline Attack, es spielt nur in der Antike und man übernimmt die Rolle eines römischen Feldherrn. Hitman 2 wurde nur im Ab18-Bereich präsentiert. Verständlich, ist es ja nahezu identisch zum Vorgänger. Hitman hat ein par neue Figur-Texturen spendiert bekommen, ansonsten macht die Grafik den Eindruck, nicht sonderlich optimiert worden zu sein.
Koch Media’s Voodo Islands wurde erstmals au der Messe gezeigt. In dem Fantasy-Spiel muss man zum Herrscher der Karibik aufsteigen und bekämpft mit seinem Schiff allerlei Gegner nicht nur mit Kanonen, sondern auch mit Voodoo-Zaubern.
Auf dem Stand von Microsoft waren zwei PC-Titel besonders interessant: Freelancer und Age of Mythology. Freelancer beeindruckt vor allen Dingen durch eine phantastische Weltall-Grafik. Die Sicht wird nur durch ganz wenige Anzeigen versperrt, dafür fliegt so einiges an Schrott durchs All. Planeten und Nebel sehen weiterhin äußerst realistisch und dreidimensional aus. Die Ballerei macht deutlich Lust auf mehr, leider scheint es aber bis jetzt der einzig fertig programmierte Teil zu sein. Age of Mythology dagegen wird mit der bewährten AoE2-Engine ausgestattet und zeigt sich wieder im Iso-Look. Ein solides Spielgefühl ist damit gegeben.
Ubi Soft zeigte u.a. eine Fortsetzung von Rainbow Six: Rouge Spear, nämlich Raven Shield. In bewährter Manier wird ein Anti-Terrorteam in aller Welt eingesetzt und es müssen z.B. wieder Geiseln befreit werden. Splinter Cell, ebenfalls von einer Vorlage Tom Clancy’s, ist schon eher ein Ego-Shooter mit vielen Schleich-Elementen, in dem man allein auf die Pirsch geht, und dabei alles mögliche an Spezialgeräten, wie eine Wärmebild-Kamera, mit sich trägt. In eine Verschwörung wird man in XIII verwickelt, der Spieler sucht nämlich verzweifelt seine Identität. Das Spiel hat eine leicht außergewöhnliche comicartige Grafik und die Gegner sehen hier wieder reichlich zweidimensional aus.
Fazit
Für eine Erstlingsmesse war die Games Connvention ein voller Erfolg und eine gute Erfahrung. Auch wenn sich viele der gerade jüngeren Messebesucher hauptsächlich für die Gimmicks zu den diversen Spielen interessierten und die Shows mancher Aussteller nur darauf ausgerichtet waren, konnte man durchaus in aller Ruhe neue Spiele ein wenig anspielen und genießen. Natürlich „musste“ die Messe gerade auf die jüngere Zielgruppe ausgerichtet sein, schließlich sind das die Abnehmer der Video-Spiele. Gerade deswegen war der PC als Spieleplattform ein wenig unterrepräsentiert im Vergleich zu allen Konsolen, obwohl Nintendo noch fehlte. In der Hinsicht, und bei in der Masse der Aussteller ist die Messe in jeden Fall noch ausbaufähig. Mit Sicherheit werden nächstes Jahr noch einige Entwickler mehr auf de GC anzutreffen sein, und damit wird es auch mehr Premieren geben. Um einer Messe quasi-amerikanischen Standards zu entsprechen durften natürlich auch die vielen Messe-Babes nicht fehlen, sowie eine „passende“ Lautstärke der einzelnen Stände.
Alles in allem eine gelungene Sache, für das nächste mal muss es aber mehr zu sehen geben.
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