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Verfasst: So, 27. Sep 2009, 13:53
von Abdiel
Aus der Schnittmenge und dem Umstand heraus, dass bei uns die Piraten nicht antreten. Zudem ist die Linke mittlerweile die einzige Partei, die auch wirklich noch soziale Standpunkte vertritt. Der Rest hat sich durch sein Handeln leider schon lange selbst disqualifiziert. Ich persönlich habe seit der Wende noch keine fähige Regierung erlebt...

Verfasst: So, 27. Sep 2009, 14:41
von Ganon
Bei mir sind's nun die Piraten geworden, da ich derzeit einfach keiner der etablierten Parteien vertrauen kann. Ich denke schon, dass die über 1 % kommen können. Bei der Europawahl hatten sie schon 0,9 und in der Zwischenzeit sind sie noch wesentlich bekannter geworden. Und die Linken werden sicher ein Rekordhoch feiern können, auch wenn ich das nicht nachvollziehen kann. Das machen vermutlich die von der SPD enttäuschten aus.
Das Ergebnis der TV-Total-Umfrage gestern Abend (die anscheinend durchaus eine realistische Tendenz sein könnte) kam den "20 % für jeden" erschreckend nahe. Neben den Linken scheint die FDP der große Gewinner zu sein, aber es gab keine Zweierkoalitionsmöglichkeit, die eine absolute Mehrheit erreichen könnte, nichtmal Union/SPD. Also momentan sieht's echt übel aus, aber andererseits ist es vielleicht ein Zwischenschritt zu einem interessanten Trend, dass die bisherigen "großen" Parteien langsam von den "kleinen" (FDP, Grüne, Linke) abgelöst werden. Wer weiß, wohin das in den nächsten 20 jahren noch führt?

Verfasst: So, 27. Sep 2009, 23:04
von Cloud
So viel fehlt tatsächlich nicht mehr, dass alle Parteien in der Nähe von 20% landen. Die Entwicklung finde ich ziemlich gut und ich denke, dass sich die Parteien in vier Jahren noch näher kommen werden. Die 1,8% für die Piraten sind wirklich beachtlich. Das ist sogar mehr, als die Grünen bei ihrer 1. Bundestagswahl erreichen konnten, und die hatten damals deutlich weniger Konkurrenz als die Piraten heute. Trotzdem wird es natürlich sehr, sehr schwer das noch weiter auszubauen.

Verfasst: Mo, 28. Sep 2009, 01:04
von Abdiel
Ich denke eher, dass die nächsten vier Jahre den Rückhalt für diese Partei nur noch stärken werden. Der immer noch zunehmende Trend zur Wahlverweigerung stimmt allerdings auch sehr nachdenklich. Wenn fast zwei Millionen SPD-Wähler einfach keine Alternative mehr finden, ist das schon ein deutliches Zeichen...

Verfasst: Mo, 28. Sep 2009, 12:49
von Frogo
1,95% haben sie sogar (laut Tagesschau.de), und sind damit die stärkste "Sonstige", noch einen halben Prozentpunkt vor der NPD. Wenn die in ihrem ja noch jungen Kampf nicht nachlassen, ist da in den nächsten Jahren vielleicht durchaus noch mehr drin, wir werden es sehen. Wünschenswert wäre es.

Verfasst: Mo, 28. Sep 2009, 13:21
von Ganon
Der Anteil der "Sonstigen" ist gut 2% höher als letztes mal, die Piratenpartei hat knapp 2%... Zufall?
Ich bin auch mal gespannt, ob sie ihre Wählerschaft ausbauen können oder ob das nur ein einmaliges Srohfeuer bleibt. Vielleicht regiert ja bald Rot-Grün-Orange. :green:

Verfasst: Mo, 28. Sep 2009, 16:23
von Hattori Hanso
Abdiel hat geschrieben:
Aus der Schnittmenge und dem Umstand heraus, dass bei uns die Piraten nicht antreten. Zudem ist die Linke mittlerweile die einzige Partei, die auch wirklich noch soziale Standpunkte vertritt. Der Rest hat sich durch sein Handeln leider schon lange selbst disqualifiziert. Ich persönlich habe seit der Wende noch keine fähige Regierung erlebt...


Zum Thema Linke:
Ich denke daß die Linke die Interessen der "kleinen Leute" schon sehr gut vertritt, das Problem ist nur daß das einfach nicht mehr finanzierbar und sinnvoll umsetzbar ist. (zumindest nicht wenn man auch an zukünftige Generationen denkt).

Bislang war die SPD die Partei die diese Interessen vertreten hat, eben in einem etwas realistischeren Maßstab. Lustigerweise sorgen vermutlich die Linken dafür daß in Deutschland momentan keine "Soziale Politik" mehr stattfindet, weil sie die klassische SPD-Wählerschaft gespalten haben und so die SPD schwächen ohne selbst die Chance zu haben an die Macht zu kommen.

Gäbe es die Linke nicht hätten die "Linken-Wähler" wohl am ehesten die SPD gewählt und das Ergebnis sehe ganz anders aus.

Verfasst: Mo, 28. Sep 2009, 17:19
von Cloud
Hattori Hanso hat geschrieben:
Gäbe es die Linke nicht hätten die "Linken-Wähler" wohl am ehesten die SPD gewählt und das Ergebnis sehe ganz anders aus.

Selbst unter der Annahme, dass alle Linken-Wähler die SPD gewählt hätten, hätte sich an den Mehrheitsverhältnissen überhaupt nichts geändert.

Verfasst: Mo, 28. Sep 2009, 19:40
von songwriter
@cloud
Ich kann immer noch nicht nachvollziehen, was an "20% für alle" gut sein soll?!
Ich bin gottsfroh, eine Regierung ist gestern gewählt worden die auch regierungsfähig ist. CDU/FDP haben nicht nur die Mehrheit im Bundestag, sondern auch im Bundesrat. Das bedeutet die neue Regierung hat jetzt schärfere Konturen als zur Zeit der großen Koalition.

Bei Anne Will war gestern das Urgestein der SPD, Egon Bahr. Er hat die richtigen Worte gefunden: "Es ist das Beste passiert, was Deutschland passieren konnte. Diese Regierung hat 4 Jahre Zeit sich zu bewähren. Wenn das nicht funktioniert, haben die Wähler wieder eine klare Alternative." Mehr oder weniger wahrheitsgetreu wiedergegeben.
So könnte es wieder zu einem echten Konkurrenzkampf in Deutschland kommen. Dieser wäre ungemein wichtig um allen Parteien im Bundestag wieder schärfere Konturen zu verpassen. So könnte ein Teil der Nichtwähler wieder an die Wahlurne gebracht werden. Schmerzlich war für mich einzig die deutliche Schwächung der SPD (auch als "Nicht-SPD-Wähler). Sie hat neue Konturen bitter nötig, vielleicht sogar mit einer komplett neuen Führungsriege. Tiefer ist nicht mehr möglich...

Verfasst: Mo, 28. Sep 2009, 20:37
von Freakkiller
Cloud hat geschrieben:
Hattori Hanso hat geschrieben:
Gäbe es die Linke nicht hätten die "Linken-Wähler" wohl am ehesten die SPD gewählt und das Ergebnis sehe ganz anders aus.

Selbst unter der Annahme, dass alle Linken-Wähler die SPD gewählt hätten, hätte sich an den Mehrheitsverhältnissen überhaupt nichts geändert.


Ich denke das vor allem die Anzahl der Nichtwähler einen großen Einfluß hat. Da werden viele die noch ´98 ganz begeistert Schröder ge- und Kohl abgewählt haben 2002, 2005 und auch dieses Jahr einfach nicht wählen gegangen sein weil sie die anderen Parteien nicht als wählbare Alternative angesehen haben. Ich habe mal folgende Tabelle aus den Artikeln zu den Wahlen 1998 bis 2009 von Wikipedia erstellt (alle Zahlen in Millionen, gerundet auf eine Nachkommastelle).

Während Mitte-Rechts zwischen 2002 und 2009 halbwegs konstant geblieben ist, hat das linke Parteienspektrum 4,5 Millionen Wähler (-> Nichtwähler?) verloren. Und da das linke Spektrum aus 3 Parteien besteht, wobei mit der Linkspartei niemand regieren kann/will (und das obwohl die 25% der Stimmen des linken Flügels erhalten hat), ergibt sich halt das grottige Ergebnis der SPD.

bye Freakkiller



Edit:
Ich denke Egon Bahr hat recht. Die SPD hat jetzt 4 Jahre Zeit um mit sich selber ins Reine zu kommen. Wie geht man mit der Linkspartei um? Bleibt man bei Hartz IV? Steht man zur Rente ab 67?

Genug Zeit um auch personell was zu machen. Münte und Steinmeier werden vermutlich entsorgt; Gabriel, Nahles und Wowereit mehr Führungsrollen übernehmen. Und wer weiß, vielleicht gewinnt ja bis 2013 die SPD paar Landtagswahlen und "züchtet" sich paar neue Führungspersönlichkeiten ran.

CDU/CSU und FDP sind nun wirklich nicht um ihre Aufgabe zu beneiden. Mit Klimawandel, Wirtschaftskrise und der katastrophalen Haushaltssituation haben sie einiges zu bewältigen. Damit werden sie automatisch angreifbar für die Opposition werden.

Und ich denke auch nicht das es zu extremen sozialen Kahlschlägen kommen wird. Dafür sind Merkel, Seehofer und Rüttgers viel zu sehr sozialdemokratisch angehaucht. Egal ob echter Überzeugung oder weil sie ein Wiedererstarken der SPD verhindern wollen.

Verfasst: Mo, 28. Sep 2009, 20:59
von Cloud
songwriter hat geschrieben:
@cloud
Ich kann immer noch nicht nachvollziehen, was an "20% für alle" gut sein soll?!

Also erstmal sehe ich keinen Grund, wieso die großen Parteien mehr Stimmen bekommen sollten als die kleinen. Sie haben weder ein besseres Programm noch ein besseres Personal. Das einzige, was sie haben, sind viele ältere Wähler, die ihnen einfach aus Tradition ihre Stimme geben. Die großen Parteien hatten Jahrzehnte Zeit die Politik fast alleine zu bestimmen und sie haben es einfach nicht verdient, dies noch weiter in diesem Maße zu tun. Dass sie so langsam aber sicher an Macht verlieren, sehe ich absolut positiv.

CDU/FDP haben nicht nur die Mehrheit im Bundestag, sondern auch im Bundesrat. Das bedeutet die neue Regierung hat jetzt schärfere Konturen als zur Zeit der großen Koalition.

Das bedeutet aber auch, dass es keine Kontrolle mehr gibt.

Und ich glaube nicht, dass in vier Jahren ein Teil der Nichtwähler wieder zur Wahl gehen wird. Vielmehr werden dann die von der Politik "ihrer" CDU/FDP-Regierung gefrusteten Wähler zuhause bleiben und es wird ein neues Rekordtief bei der Wahlbeteiligung geben.

Verfasst: Di, 29. Sep 2009, 12:46
von Hattori Hanso
Cloud hat geschrieben:
Hattori Hanso hat geschrieben:
Gäbe es die Linke nicht hätten die "Linken-Wähler" wohl am ehesten die SPD gewählt und das Ergebnis sehe ganz anders aus.

Selbst unter der Annahme, dass alle Linken-Wähler die SPD gewählt hätten, hätte sich an den Mehrheitsverhältnissen überhaupt nichts geändert.


Rein rechnerisch hast Du natürlich recht, aber Du darfst die Überhangmandate nicht vergessen. SPD und Linke haben, wenn man davon ausgeht daß sie beide auf das gleiche Wählerpotential zurückgreifen, keine Chance Überhangmandate zu bekommen, die CDU / CSU hat dieses Mal 24 bekommen. Das verzerrt das Ergebnis wenn man sich die Sitze betrachtet.
Natürlich hätte Schwarz Gelb trotzdem die prozentuale Mehrheit, aber der Abstand zu Rot/Grün wäre viel geringer.
Und wer weiß wie viele Wähler sich zwischen den Linken und der SPD nicht entscheiden können und daher gar nicht wählen? Irgendwoher muß die schlechte Wahlbeteiligung doch herkommen. Grüne und FDP werden wohl am ehesten vom Bildungsbürgertum gewählt, und die gehen Wählen weil sie wissen daß Kopf in den Sand stecken nichts bringt. CDU und CSU werden eher von den Älteren und Konservativen gewählt, die gehen schon aus Gewohnheit und weil man das ebe muß zur Wahl. Aber die "kleinen Leute", die am ehesten SPD und Linke wählen, die sehen das vermutlich so daß hre Partei, egal ob sie jetzt eher SPD oder Linke wählen, doch eh keine Chance haben an die Macht zu kommen, da kann man sich die Mühe des Wählens doch auch sparen. Zumindest werden es bei diesem Teil der Bevölkerung prozentual mehr so sehen als bei den beiden anderen.
Gäbe es nur eine Sozialpartei wäre diese durchaus eine Macht (die sogar mehr Stimmen bekommen hätte als die CDU/CSU) und jedem wäre klar daß es eben doch darauf ankommt jetzt seine Stimme abzugeben.

(Ohne Überhangmandate: CDU/CSU:215 Sitze, Linke und SPD 222 Sitze)

Die Frage ist doch wofür man zwei Linksparteien braucht?

Wenn man es mal rational betrachtet bietet die Linke ja auch kein Programm an das realistisch umsetzbar wäre. Die SPD ist in den letzten Jahren mehr zur Mitte gewandert um sich von den Linken abzugrenzen, und hat damit sicher einen gutteil ihrer klassischen Wählerschaft eingebüßt oder an die Linke verloren.
Wenn sich beide Parteien weiter gegenseitig in Grabenkämpfen bekriegen anstatt gemeinsam eine vernünftige Opposition zu gestalten wird es in 4 Jahren wieder keine Alternative zu Schwarz Gelb geben.

Das ganze erinnert mich ein bißchen an die früheren Zeiten bei den Grünen wo sich die Realos und die Fundies noch gegenseitig in den Haaren lagen. Hätten die sich damals auch in zwei Parteien gespaltet gebe es heute vermutlich keine davon mehr.
Stattdessen haben sich die Grünen in Richtung der Realos orientiert und sind damit sogar mit der SPD an die Macht gekommen und konnten einen Teil ihrer Ziele umsetzen. Inzwischen sind die Grünen ja eine wirklich wählbare Partei geworden und nicht mehr nur eine Protestwahlpartei für die ganz Weltfremden. :wink:
Wenn die SPD und die Linke jemals regieren wollen täten sie also gut daran sich auf ihren gemeinsamen Nenner - eine soziale Politik - zu besinnen und ein gemeinsames und vernünftiges Programm zu machen.
Die SPD muß sich wieder etwas mehr auf ihre Wurzeln konzentrieren, und die Linken darauf auch ein realistisch umsetzbares Wahlprogramm zu haben. Aber dann gibt es vermutlich zwischen beiden keinen großen Unterschied mehr.

Verfasst: Di, 29. Sep 2009, 13:13
von Cloud
Hattori Hanso hat geschrieben:
Und wer weiß wie viele Wähler sich zwischen den Linken und der SPD nicht entscheiden können und daher gar nicht wählen? Irgendwoher muß die schlechte Wahlbeteiligung doch herkommen.

Das kannst du jetzt nicht Ernst meinen...

(Ohne Überhangmandate: CDU/CSU:215 Sitze, Linke und SPD 222 Sitze)

Nur hat die FDP 25 Sitze mehr als die Grünen, wodurch es selbst ohne Überhangmandate eine klare Sache wäre. Und das alles ja unter der Annahme, dass alle, die sonst die Linke wählen, dann die SPD wählen würden, wovon man aber eh nicht ausgehen kann.

Verfasst: Di, 29. Sep 2009, 14:40
von Hattori Hanso
Cloud hat geschrieben:
Hattori Hanso hat geschrieben:
Und wer weiß wie viele Wähler sich zwischen den Linken und der SPD nicht entscheiden können und daher gar nicht wählen? Irgendwoher muß die schlechte Wahlbeteiligung doch herkommen.

Das kannst du jetzt nicht Ernst meinen...

(Ohne Überhangmandate: CDU/CSU:215 Sitze, Linke und SPD 222 Sitze)

Nur hat die FDP 25 Sitze mehr als die Grünen, wodurch es selbst ohne Überhangmandate eine klare Sache wäre. Und das alles ja unter der Annahme, dass alle, die sonst die Linke wählen, dann die SPD wählen würden, wovon man aber eh nicht ausgehen kann.


Ich habs unten nochmal ewtwas erläutert, k.A. ob Du Deinen Post jetzt vor meinem Edit verfaßt hast.

Ich denke schon daß diese Teilung in zwei Parteien die nicht miteinander können obwohl Sie doch für die gleiche Grundidee einstehen durchaus die Klientel dieser Parteien demotivieren kann wählen zu gehen.
Keine der beiden hatte doch eine reelle Chance stark genug zu werden um an die Macht zu kommen, die einzige Möglichkeit wäre für die SPD gewesen wenn die FDP schwach abgeschnitten hätte. Und dann wäre auch wieder nur die ungeliebte Fortsetzung der großen Koalition die einzige Option gewesen.
Daß es zusammen mit den Grünen nicht langen wird war ja schon vor der Wahl klar.

Wozu soll man also Wählen gehen? Rot-Rot-Grün war keine Option, Rot-Gelb-Grün auch nicht (da die FDP da strategisch sicher richtig eine klare Aussage gemacht hat) und Rot-Schwarz wollte ja keiner mehr. Meinst Du nicht daß das vor allem potentielle SPD-Wähler demotivieren könnte erst gar nicht wählen zu gehen, wenn die beste Option die zu Erwarten gewesen wäre wieder eine ungeliebte große Koalition gewesen wäre?

Dahingegen wußte die Klientel von Schwarz-Gelb sehr wohl daß es da auf jede Stimme ankommt.

Verfasst: Di, 29. Sep 2009, 15:45
von Cloud
Das klingt schon plausibler. Die Frage ist halt, ob das im Endeffekt wirklich viele Stimmen ausmacht. Ich denke eher nicht. Sonst hätte es in der Vergangenheit, als der Ausgang vorher sogar noch klarer war, schlechte Wahlbeteiligungen gegeben. Gab es aber nicht, im Gegenteil.