Cloud hat geschrieben:Hattori Hanso hat geschrieben:Gäbe es die Linke nicht hätten die "Linken-Wähler" wohl am ehesten die SPD gewählt und das Ergebnis sehe ganz anders aus.
Selbst unter der Annahme, dass alle Linken-Wähler die SPD gewählt hätten, hätte sich an den Mehrheitsverhältnissen überhaupt nichts geändert.
Rein rechnerisch hast Du natürlich recht, aber Du darfst die Überhangmandate nicht vergessen. SPD und Linke haben, wenn man davon ausgeht daß sie beide auf das gleiche Wählerpotential zurückgreifen, keine Chance Überhangmandate zu bekommen, die CDU / CSU hat dieses Mal 24 bekommen. Das verzerrt das Ergebnis wenn man sich die Sitze betrachtet.
Natürlich hätte Schwarz Gelb trotzdem die prozentuale Mehrheit, aber der Abstand zu Rot/Grün wäre viel geringer.
Und wer weiß wie viele Wähler sich zwischen den Linken und der SPD nicht entscheiden können und daher gar nicht wählen? Irgendwoher muß die schlechte Wahlbeteiligung doch herkommen. Grüne und FDP werden wohl am ehesten vom Bildungsbürgertum gewählt, und die gehen Wählen weil sie wissen daß Kopf in den Sand stecken nichts bringt. CDU und CSU werden eher von den Älteren und Konservativen gewählt, die gehen schon aus Gewohnheit und weil man das ebe muß zur Wahl. Aber die "kleinen Leute", die am ehesten SPD und Linke wählen, die sehen das vermutlich so daß hre Partei, egal ob sie jetzt eher SPD oder Linke wählen, doch eh keine Chance haben an die Macht zu kommen, da kann man sich die Mühe des Wählens doch auch sparen. Zumindest werden es bei diesem Teil der Bevölkerung prozentual mehr so sehen als bei den beiden anderen.
Gäbe es nur eine Sozialpartei wäre diese durchaus eine Macht (die sogar mehr Stimmen bekommen hätte als die CDU/CSU) und jedem wäre klar daß es eben doch darauf ankommt jetzt seine Stimme abzugeben.
(Ohne Überhangmandate: CDU/CSU:215 Sitze, Linke und SPD 222 Sitze)
Die Frage ist doch wofür man zwei Linksparteien braucht?
Wenn man es mal rational betrachtet bietet die Linke ja auch kein Programm an das realistisch umsetzbar wäre. Die SPD ist in den letzten Jahren mehr zur Mitte gewandert um sich von den Linken abzugrenzen, und hat damit sicher einen gutteil ihrer klassischen Wählerschaft eingebüßt oder an die Linke verloren.
Wenn sich beide Parteien weiter gegenseitig in Grabenkämpfen bekriegen anstatt gemeinsam eine vernünftige Opposition zu gestalten wird es in 4 Jahren wieder keine Alternative zu Schwarz Gelb geben.
Das ganze erinnert mich ein bißchen an die früheren Zeiten bei den Grünen wo sich die Realos und die Fundies noch gegenseitig in den Haaren lagen. Hätten die sich damals auch in zwei Parteien gespaltet gebe es heute vermutlich keine davon mehr.
Stattdessen haben sich die Grünen in Richtung der Realos orientiert und sind damit sogar mit der SPD an die Macht gekommen und konnten einen Teil ihrer Ziele umsetzen. Inzwischen sind die Grünen ja eine wirklich wählbare Partei geworden und nicht mehr nur eine Protestwahlpartei für die ganz Weltfremden.
Wenn die SPD und die Linke jemals regieren wollen täten sie also gut daran sich auf ihren gemeinsamen Nenner - eine soziale Politik - zu besinnen und ein gemeinsames und vernünftiges Programm zu machen.
Die SPD muß sich wieder etwas mehr auf ihre Wurzeln konzentrieren, und die Linken darauf auch ein realistisch umsetzbares Wahlprogramm zu haben. Aber dann gibt es vermutlich zwischen beiden keinen großen Unterschied mehr.