Sa, 8. Feb 2003, 00:52
Geschichten die das Forum Schreibt:
Heute: „Zweiter Kontakt“
Erinnert sich noch jemand? Der Urwald? Na dämmert es wieder? Wie die Zeit doch verfliegt nicht war?
Jaja alles ändert sich, so wie die Jahreszeiten und obwohl ein ungemütlich Lüftchen durch die Straßen fegt, sind sie doch nicht so verlassen, wie man denken mag. Doch etwas wundert doch blickt man als Außenstehender auf dieses Treiben. Auf einer windgeschützten Bank die guten Blick auf das Geschehen zulässt, sitzt trotz der Kälte unbeirrbar eine Gestalt. In seiner Hand hält er ein feines Glas, gefüllt mit alkoholischem Getränk (wohl gegen die Kälte), das er von Zeit zu Zeit genüsslich zu den Lippen führt.
Leider ist die Idylle nicht ganz so perfekt wie man denken möchte, denn wenn jemand derart gemütlich irgendwo sitzt dann sind meist diejenigen nicht weit, die etwas suchen und nicht finden. Kaum gedacht und schon gemacht, könnte man sagen, denn schon steht jemand vor der Bank.
Ein eigenartiger Typ das! Irgendwie nervös aber auch wieder nicht; ein Stirnrunzeln verunstaltet sein Gesicht und er scheint etwas zu suchen (wäre ja auch ein Wunder gewesen wenn nicht).
Mit der Hand auf einem Plan hin und her gestikulierend öffnet sich schon sein Mund, als ihm der Banksitzende zuvorkommt und meint:
„Ich kenne dich … ja ja! Du warst früher schon mal hier!“ (gähnt) „Muss ewig her sein.“ (er nimmt einen Schluck) „Denkst sicher: ‚Mensch hat sich hier viel verändert.’ Ist aber gar nicht so! Ist irgendwie schon immer so gewesen. Warst nur damals zu kurze Zeit hier. Ist eben immer die alte Leier aber keine Sorge Jungchen. Wir kriegen das schon hin.“
Der Fremde schaut ein wenig verdutzt über soviel Zuwendung drein aber er fängt sich schnell und erwidert: „Was hinkriegen?“
„Naja was sie suchen sie … sie Jungspund höhö! Zeigen sie mal her!“
Er nimmt seinem gegenüber den Plan aus der Hand schaut ihn sich eine Weile an und meint dann: „Hm Neusorgloser Straße 3b. Aha die Kreativenecke. Bewerbung?“ (ein Nicken) „Ja hab schon gehört. Seit ewigen Zeiten unterbes-----“
Ein lautes Scheppern gefolgt von einem ‚Leckt mich doch alle’ unterbricht die Unterhaltung.
„Was war das denn.“ meint der immer noch stehende Neuankömmling.
„Was das war? Zu erwarten war das!“
Ein fragender Blick begegnet dem schon wieder Nippenden.
„Naja kommen sie. Setzen sie sich einen Moment. Wenn sie sowieso länger bleiben ist es am besten, wenn sie jemand über die Verhältnisse hier aufklärt.
Was sie da eben gehört haben, das war jemand; und die Betonung liegt jetzt wohl auf ‚war’; aus der Oberklasse.“
„Oberklasse?“
„Naja alteingesessene eben sie verstehen schon. Wissen sie früher haben die sich alle noch gemütlich zu `nem Schwätzchen in so `ner heruntergekommenen Baracke getroffen aber jetzt, nachdem sich alle etwas `nen … wie soll ich sagen … ‚eigenen Weg’ gesucht haben, schreibt man sich Nachrichten. Naja und so führt eben das Eine zum Anderen. Ein falsches Wort hier eines dort und schon wird der Erste gegangen, oder besser ist gegangen. Und wo glauben sie taucht so ein ‚Großer’ dann auf? … Natürlich kommt er gerade zu mir reingestolpert.“ (Kopfschütteln)
„Wissen sie aber für einen freut’s mich irgendwie. Ich weiß auch nicht warum aber die Zwei haben sich früher so sehr gegenseitig belabert und jetzt hat der scheinbare Verlierer doch wieder die Nase vorn. Aber wenn sie mich fragen ist der auch nur ne Labertasche … äh warten sie … lassen sie mich überlegen … ja … ist eigentlich die einzige Labertasche die ich im Moment kenne. Man muss sich das mal vorstellen da belabern sich zwei über Grenzen hinweg und am Ende … na ja sie haben’s ja mitbekommen.
Hm wenn wir gerade von ‚einzige’ sprechen, halten sie sich ja vom Elendsviertel fern! Da ist vor kurzem so ein dreckiger Kerl aufgetaucht und macht da den großen Otto los. Schlägt sozusagen Schaum, wenn sie wissen was ich meine höhö!
Wenn sie übrigens auf der Straße jemand zitternd anquatscht ob sie nicht mal fünf Minuten Zeit haben für ne Unterhaltung dann lassen sie sich bloß nicht drauf ein! Dann hat sie nämlich einer der beiden Abhängigen erwischt. Da heißt es einfach weitergehen. Und seien sie nur froh wenn sie nicht von beiden gleichzeitig erwischt worden sind. Ich sagen ihnen, sie würden sich `nen Strick nehmen.
Ansonsten trifft man hier hauptsächlich auf Leute die ungefährlich sind aber soviel Quatschen dass sie manchmal das Luftholen vergessen. Ein beherzter Schlag auf den Rücken kann da Leben retten sag ich ihnen!
Ach ja einen Obdachlosen haben wir auch. Ist aber eigentlich ein netter Kerl! Ich schätze mal er wird demnächst versuchen bei unserer Labertasche unterzukommen oder erbt zumindest sein Anwesen. Gerade für den Obdachlosen ist es ein kurzer Weg dahin müssen sie wissen.
Die Kreise aus welchen der ‚Leckt mich doch alle’ von vorhin übrigens rausgeflogen ist, ist trotzdem noch stark besetzt. Man könnte jetzt fast von einem Dreigestirn reden. Einer digscht allerdings gerade aber der kann sich’s auch leisten.
Und jetzt noch was, das ich jedem sage der die Leute hier nicht kennt. Gehen sie nie in die Leichengasse 5c. Da wohnt einer der ist völlig ausgeklinkt. Früher dachten wir noch das mit dem grünen Fummel den er ständig mit sich rumschleppt würde sich mit dem Alter legen aber dem war wohl nicht so. Naja man kann nicht alles haben.
Eigentlich gibt’s nur einen der ihn jetzt noch helfen kann aber der ’bekriegt’ gerade seine Geldbörse und hat weniger Zeit sich darum zu kümmern als früher. Naja ne Beförderung steht da sowieso an und dann kommt auch mehr Schotter in die Kassen, wenn sie wissen was ---.
Ruhig … da … sehen sie … verdammte Abhängige. Das ist einer von denen. Da werd ich gleich mal zusammenpacken und sie machen sich am besten wieder auf den Weg gleich den Pfad hier hinten um das Haus, damit sie möglichst nicht von dem Kerl abgefangen werden und dann die zweite Querstraße links.“
„Aber …“
„Na gehen sie schon! Glauben sie mir es ist besser so. Man sieht sich sicher noch.“
„Aber wer sind sie eigentlich?“
Die Frage verraucht unbeantwortet denn schon ist die Gestalt im Inneren des Hauses vor dem die Bank steht verschwunden und da man guten Rat befolgt macht sich auch der Fremde auf den angewiesenen Weg.
to be continued...
cu
Chellie
Wir die Willigen, geführt von den Unwissenden, tun das Unmögliche für die Undankbaren.
Wir haben so lange so viel mit so wenig getan, dass wir inzwischen in der Lage sind, mit nichts alles zu tun.
Abdiel
