Hardbern hat geschrieben:Ssnake hat geschrieben:Gut für die Arbeitsplatzbesitzer, zu denen Du ja wohl auch gehörst. Weniger gut für diejenigen, die auch in den Club wollen. Weil es nämlich die Unternehmen sind, die dann Schwierigkeiten haben, die Personalstärke den wirtschaftlichen Gegebenheiten anzupassen.
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Du hast ja teilweise nicht unrecht.
Ich würde es aber echt schlecht finden, wenn ich deshalb, weil mein Betrieb nur 20 Leute oder so hätte, einfach ohne Probleme rausgeschmissen werden könnte. Wäre doch voll arm.
Naja, Du fändest aber auch schneller wieder neue Arbeit als jetzt. Das wäre ja wiederum ein Ausgleich für den Nachteil. Zudem: Leichtfertig setzt doch kein Unternehmer Leute auf die Straße - er will ja auch Betriebsfrieden, gute Laune, und sich eingearbeitete (Fach-)Kräfte erhalten. Aus Meiner Sicht wird da von den gewerkschaften auch ein Geschäft mit der Angst gemacht, die sie sich zu erzeugen alle Mühe geben.
Was wäre wenn ich eine Familie gründen wollte? Würde ich niemals planend in Erwägung ziehen, wenn ich wüsste, ich könnte so ohne Weiteres meine Job verlieren. Man braucht als leistender Arbeitnehmer eine gewisse Sicherheit, ist meine Meinung. Man hat ja auch Verpflichtungen.
Komisch nur daß in den USA Familien gegründet werden, obwohl dort die Unsicherheit erheblich größer ist. Das Vertrauen der Leute, wieder einen neuen Job zu finden, ist eben auch viel größer - ebenso wie die Bereitschaft, umzuziehen. Das hängt natürlich auch damit zusammen, daß der Hausbau dort deutlich billiger ist. Hierzulande sind die Steinfestungen üblich, dort oftmals Bretterhütten - die aber oft an Komfort durchaus nicht zu wünschen übrig lassen.
Wer will denn schon eine Kopie amerikanischer Verhältnisse?
Das ist doch niemandes ernsthafter Wille. Aber wir haben einfach zu wenig Marktwirtschaft und zuviel staatliche Einflußnahme. Bei jedem Scheiß wird einem 'reingeredet:
- Als ich aus der Bundeswehr ausschied, durfte ich nicht in die AOK, sondern mußte mich privat versichern.
- Als ich keine Übergangsgebührnisse mehr bekam, durfte ich nicht länger in der privaten Versicherung bleiben, weil ich etwa 500 DM im Jahr zuwenig verdient habe - billigere Beitragssätze in den privaten Versicherungen gibt's nur für Reiche, die es eh' nicht nötig haben.
- In der gesetzlichen Kasse durfte man bis neulich nur einmal im Jahr zum 30.9. die Kasse wechseln. Was ist das für 'ne schwule Weiberlogik?
Der Gesetzgeber soll sagen: Jeder muß krankenversichert sein.
Den Rest können die Leute selber entscheiden. - Wenn man nun mehr Geld verdient als der Gesetzgeber vorsieht und damit die Wahl hat, sich entweder zu einem überteuerten Tarif in der gesetzlichen Krankenversicherung oder einer privaten Versicherung anzuvertrauen, dann darf man, selbst wenn man es will, nicht mehr in die gesetzliche Kasse zurückwechseln - es sei denn, man verdient wieder weniger. Wer ein schwankendes Einkommen hat, kann also jährlich die Kasse wechseln - mal privat, mal gesetzlich.
- Nu' hat die Ulla noch bestimmt, daß man in den nächsten 18 Monaten gar nicht mehr wechseln darf.
Das ist doch alles ein erbärmlicher Schwachsinn. Das hat nichts mehr mit Logik, gesundem Menschenverstand, Marktwirtschaft oder auch sozialer Solidarität zu tun - die Armen werden benachteiligt, die Reichen können Beitragsgelder sparen.
Nu' hab' ich mich entschieden, eine GmbH zu gründen, und mein eigener Geschäftsführer zu werden. Damit begehe ich einen frevelhaften Akt der Wohnraumvernichtung (in Hannover stehen 20.000 Wohnungen leer): Mein Arbeitszimmer wird nun zum Büro einer GmbH. Ich mach' da zwar nix anderes als bisher auch, aber egal: Wäre ich ein Einzelunternehmer, würde ich weniger Gewerbesteuer zahlen (immerhin 80.000 Euro in den nächsten drei Jahren, wenn's läuft wie geplant), und mein Arbeitszimmer wäre auch weiterhin als Wohnraum zu betrachten. Aber nein! Weil ich meine Risiken hinsichtlich Rechtsstreitigkeiten (Produkthaftung, internationales Vertragsrecht usw.) begrenzen will und daher die GmbH die Rechtsform der Wahl darstellt, muß ich für haargenau dieselbe Nutzung einen Bauantrag stellen.
Eine GmbH
braucht einen Kfz-Stellplatz. Es interessiert nicht, ob mich meine Kunden gar nicht besuchen kommen, sondern ich wenn überhaupt zu ihnen fahre. Es ist auch unwichtig, daß es in der Tiefgarage einen freien Stellplatz gibt, von dem ich ggf. mein Fahrrad wegräumen könnte. Nein. Ich
muß einen Stellplatz haben - oder eine Ablösesumme von 17.000 Euro an die Stadt Hannover zahlen. Naja, dann gründe ich meine GmbH eben im Dorf nebenan. Diese Wegelagerei mache ich bestimmt nicht mit. Hannover entgehen weitere 80.000 Euro Steuereinnahmen, für mich wird alles komplizierter, aber was soll's - der Gesetzgeber will es ja nicht anders.
Mein Bauantrag ist trivial sondergleichen - es wird ja nichts gebaut, es fallen keine Statik-Berechnungen an. Wann mein Antrag denn so beschieden würde? frage ich die Sachbearbeiterin. "Oh, ich habe gerade wenig zu tun - in sechs bis acht Wochen müßten Sie den bescheid schon bekommen!" und strahlt mich noch an als hätte sie mir gerade einen Lottogewinn versprochen. Mein Freund in der Baubehörde hat mir dann verraten, daß eine schnelle Bearbeitung von den internen Fahndern als Indiz für Korruption gewertet wird. So kann man natürlich auch Sand ins Getriebe schütten.
Für diesen Schwachsinn zahlen wir auch noch Steuern!
Und was war den in den letzten Boom Jahren, wo viele Betriebe Rekordgewinne verzeichnet haben, manche verzeichnen heute noch Rekordergebnisse (z. B. Porsche), keine Sau hat da Arbeitsplätze geschaffen.
Porsche baut doch 'ne neue Fabrik im Osten, und hat sogar auf allfällige Subventionen verzichtet. Ich weiß jetzt nicht, was man denen noch vorwerfen könnte.
Warum packt man eigentlich nicht mal das Thema Überstunden an und verbietet diese einfach ab einem bestimmten Punkt?[/quoteWeil die Arbeitsplatzbesitzer daran eigentlich gar kein Interesse haben - wird ja schließlich gut bezahlt, die Überstunde. Außerdem nutzt es ja gar nichts, wenn in der Apotheke Überstunden beim Salbe-Mixen anfallen, und die Maurer beim Arbeitsamt anstehen. Dort, wo Überstunden gemacht werden, gibt's in der Regel auch einen Fachkräftemangel. Wenn Du jetzt Überstunden verbietest (wer soll das Kontrollieren? Noch 'ne Behörde?), dann verhinderst Du, daß die Firmen in Zeiten des Booms überhaupt Gewinne machen. Scheint mir nicht gerade nach einer Ideallösung zu riechen.
Und wie kann man behaupten das z. B. die 2,X Prozent die wir in diesem Jahr als Gehaltserhöhung (Wohnungswirtschaft) erhalten haben zu hoch war?
Solange mir die Betroffenheitsfilme im Fernsehen die Armut in Deutschland mit den Worten nahebringen wollen, eine Familie sei seit frei Jahren nicht im Urlaub gewesen, kann ich nur sagen, daß es uns ja prächtig gehen muß, wenn das das entscheidende Kriterium ist.
Die Wahrheit ist doch oft, daß die Leute nicht bereit sind, auch mal auf der eigenen Ausgabenseite einzusparen. Meine Frau führt Haushaltsbuch. Wir haben festgestellt, es fehlen 200 Euro monatlich. Seitdem trinke ich weniger Cola, und mixe mir stattdessen Tee mit Limo. Hält auch wach, kostet die Hälfte. Wir gehen nur noch selten Essen, statt Kino gibt's dann mal den einen oder anderen Fernseh-Abend, oder wir laden uns Freunde zum Brettspielen ein. Spart auch ein paar Kröten. Wir besitzen kein Auto - spart 'ne Menge Kohle. Statt zur Trendzeit wenden Klamotten eben gekauft, wenn Sonderangebote laufen. Unser bevorzugter teurer Laden umme Ecke wird jetzt seltener angelaufen. Da muß ich mit dem Fahrrad zwei Kilometer extra fahren, aber Penny und Aldi sind billig und eigentlich auch OK für die grundlegenden Dinge.
Ja, es ist weniger bequem - aber wir konnten das Geld einsparen, weil wir uns auf die Dinge konzentriert haben, die uns wichtig sind.
Und bitte komm' mir nicht mit den siebenköpfigen Familien als Gegenbeispiel, wo die Kleinen alle Rachitis haben, weil sie in dunklen Hinterhöfen großgezogen werden. Ja, es gibt Leute in Deutschland, denen geht es wirklich beschissen. Doch ich kann nicht erkennen, daß deren Interessen von den Gewerkschaften ernsthaft vertreten würden. Wahre soziale Gesinnung zeigt sich nämlich darin, daß man Arbeitsplätze schafft, statt sie zu verhindern, und daß man die Preise stabil hält.
Wenn die Zahl der Beschäftigten steigt, so hilft das den Armen am allerbesten. Dazu braucht's aber weniger Regulierung, nicht noch mehr.
Ich soll als Arbeitgeber sage und schreibe 540 Paragraphen des Arbeitsrechts beachten, wenn ich einen Arbeitsplatz schaffe. Wenn das Politikergezücht die Gesetz-Monstren, die sie verabschieden, selber anwenden müßten, würden sie alle vor Scham Selbstmord begehen.
Ich halte auch überhaupt nichts von amerikanischen Verhältnissen, sprich: hire an fire und jeder hat sieben jobs um überhaupt annähernd über die Runden zu kommen.
Das will ja auch keiner. Aber die Wahrheit ist: In Deutschland findet nur Arbeit, wer eine gute oder sehr gute Ausbildung hat. Für die Dummen und die Benachteiligten gibt's nur Sozialhilfe. Ist es human, Leute von der Hauptschule direkt ins soziale Netz zu schicken, weil sie auf dem Arbeitsmarkt nichts anzubieten haben, was ihre Einstellung verhindert?
Arbeit ist ja nicht nur ein Quell des Einkommens, sondern auch des Selbstbewußtseins. Viele würden ja gerne auch für weniger Geld arbeiten, als es die Gewerkschaften haben wollen. Deswegen gibt's ja auch eine grassierende Schwarzarbeit in Deutschland. Bestimmte Dienstleistungen können hierzulande überhaupt nicht angeboten werden, weil durch die Lohnnebenkosten der Preis für die Dienstleistung so hoch getrieben wird, daß niemand dafür Geld zu zahlen bereit ist. Die verpönten McJobs sind aber für viele auch der Einstieg zu höher bezahlten Arbeitsstellen. Arbeit muß auch geübt und praktiziert werden. Ich habe ein paar Bekannte, die seit Jahren keine anständige Arbeit gehabt haben und sich mittlerweile gar nicht mehr vorstellen können, wie das ist, morgens um sieben aufzustehen und erst abends um sieben wieder zurückzukommen. Unter diesen Bekannten ist einer meiner besten Freunde. Es tut mir weh zu sehen, daß er niemals wieder einen Boden unter den Füßen bekommen wird. Mittlerweile ist er 35, hat noch nie einen Job länger als ein Jahr durchgehalten und lebt im Wesentlichen noch immer von seinen Eltern (Sozialhilfe? Da müßte man ja Antragsformulare ausfüllen...). Seine beste Zeit waren die zwei Jahre bei der Bundeswehr, als er jeden Morgen zum Aufstehen gezwungen wurde und einen durchgeplanten Arbeitstag hatte. Den findet er natürlich nirgendwo sonst.
Dabei ist er nicht blöd - hat Abitur gemacht, eine abgeschlossene Berufsausbildung. Nur eben: Keine Entschlußkraft, Antriebslosigkeit, und wenig Durchhaltevermögen. Er hat einen stabilen Freundeskreis, und er könnte alle Unterstützung bekommen, die man sich nur wünschen kann - aber nach acht Jahren beständigen Helfens haben wir's alle aufgegeben. Er muß schon von selbst kommen und etwas wollen, sonst hat es einfach keinen Zweck.
Die Frage ist auch geht es einem Betrieb schlecht, wenn er nur 4 Millionen Gewinn anstatt wir im Vorjahr 5 Mililionen? Ich persönlich denke nicht.
Das kommt ganz darauf an, wieviel Umsatz der Betrieb machen mußte, um diese vier oder fünf Millionen Gewinn zu machen (und reden wir von Gewinn vor oder nach Steuern?), und ob das in Zeiten konjunkturellen Wachstums erzielt wurde. Beispiel Aldi: 20 Millionen Gewinn. Toll. Mußte leider 2 Milliarden Umsatz machen. Umsatzrendite: Ein Prozent. Nicht so toll. Mit anderen Worten, um eine Mark zu verdienen, müssen hundert Mark Umsatz erzielt werden. Jeder Kunde, der an der Kassiererin vorbeigeht, bringt im Schnitt fünfzig Pfennig. Wenn also jemand einen Flachmann für fünf Mark klaut, müssen schon zehn Kunden extra kommen, um das auszugleichen.
Oder Beispiel Maschinenbau: Im einen Jahr drei hydraulische Formpressen zu je zwanzig Millionen verhökert, vier Millionen Gewinn vor Steuern. ca. 17% Gewerbesteuer gehen weg, 25% Kapitalertragssteuer bei Ausschüttung an die Unternehmenseigner, eine Million für Rückstellungen (demnächst muß eine Halle renoviert werden, und bei der einen Presse ist was schiefgelaufen, der Kunde droht mit Regreßforderungen). Bleiben also 58% von 3 Millionen, macht 1,74 Millionen. Naja, immer noch nicht schlecht. Leider hat die Errichtung des Betriebs mit dreißig Angestellten schon mal zehn Millionen an Anfangsinvestitionen verschlungen bevor die erste Mark verdient wurde. Und im Jahr drauf wird leider nur eine Presse verkauft, ist grad' Scheißkonjunktur. Da brauchen die Angestellten schon mal 360.000 an Personalaufwendungen, die Kredite an die Bank wollen bezahlt werden und die neue Halle kommt teurer als erwartet, weil leider die Zinsen gestiegen sind. Der Prozeß mit dem unzufriedenen Schnösel vom letzten Jahr zieht sich in die Länge, er zahlt nur einen Teilbetrag. Dadurch entsteht eine Liquiditätslücke von 5 Millionen, die die Bank nicht vorstrecken will. Also müssen die Eigentümer zuschießen, und irgendwie geht's dann doch weiter.
Der Punkt ist: Es gibt keine obszön hohen Gewinne. Nach Tagen des Sonnenscheins ziehen auch wieder dunkle Wolken auf. Nach meiner Erfahrung überschätzen die meisten Menschen massiv die Gewinnsituation in den Unternehmen, oftmals werden Umsatz und Gewinn verwechselt. Es ist nicht schändlich und bedarf keinerlei Rechtfertigung, wenn ein Unternehmen Gewinne erwirtschaftet - denn entgegen aller Vermutungen ist es genau dazu da. Die Angestellten sind ein notwendiges Mittel, um den Gewinn zu erwirtschaften. Sie bieten die Arbeitskraft an, der Unternehmer bezahlt dafür. Er bietet allen ein Auskommen, dafür trägt er das höhere Risiko und hat damit auch den fetteren Gewinn verdient. Wem das nicht schmeckt, der soll sich selbständig machen.