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Politik

Mo, 16. Sep 2002, 18:33

Anmerkung des Moderators:
Dieser Thread entstand durch Splittung aus dem "Welche Partei würdet ihr wählen?" Thread.




Holla!

Also mal ehrlich: Weder CDU, noch SPD halte ich für Sozialstaatbefürworter, darunter stelle ich mir nämlich etwas ganz anderes vor. Ausserdem hat die jetzige Haltung der FDP ja wohl auch nicht mehr viel mit "liberal" zu tun. In meinem Umfeld haben sich in letzter Zeit einige Leute (hauptsächlich Mittelständler) über diese Partei beschwert. Deshalb sehe ich sie auch in unserer Gegend mehr auf dem absteigenden Ast...

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Mo, 16. Sep 2002, 20:25

Abdiel hat geschrieben:
Holla!

Also mal ehrlich: Weder CDU, noch SPD halte ich für Sozialstaatbefürworter, darunter stelle ich mir nämlich etwas ganz anderes vor.


Jetzt würde es mich aber doch mal interessieren, was du dir dann genau unter "Sozialstaatbefürwortern" vorstellen würdest... ;)

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Mo, 16. Sep 2002, 20:46

Holla!

War ja klar, dass so etwas kommen musste...

Als Sozialstaatbefürworter sehe ich Parteien an, die Möglichkeiten suchen, um das jetzige System zu erhalten. Alle derzeitigen Massnahmen zielen doch auf einen Abbau des Sozialstaates ab, ohne wirkliche Einsparungen zu bringen. Klar, bei Reduzierung fallen weniger Kosten an, damit hat man aber nichts gespart, sondern eben nur das Angebot verringert.

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Ssnake
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Mo, 16. Sep 2002, 22:32

Abdiel hat geschrieben:
Als Sozialstaatbefürworter sehe ich Parteien an, die Möglichkeiten suchen, um das jetzige System zu erhalten. Alle derzeitigen Massnahmen zielen doch auf einen Abbau des Sozialstaates ab, ohne wirkliche Einsparungen zu bringen. Klar, bei Reduzierung fallen weniger Kosten an, damit hat man aber nichts gespart, sondern eben nur das Angebot verringert.
Technisch hast Du zwar recht, aber auch die hartnäckigsten gewerkschaftlichen Realitätsverweigerer (50% aller Bundestagsabgeordneten sind Gewerkschaftsmitglieder, 80% Beamte oder Angestellte des öffentlichen Diensts) können auf Dauer nicht an den Gesetzen der Finanzmathematik vorbeiregieren.

Eine Reduktion des Angebots ist unvermeidlich - selbst ein Grundschüler kapiert, daß bei steigenden Ausgaben für Leistungen und einer sinkenden Anzahl von Beitragszahlern ein Defizit entsteht, das entweder durch Erhöhung der Beiträge oder durch Reduktion der Ausgaben beseitigt werden kann. Da die durch Beitragszahlungen verursachten Nebenkosten der Arbeit ein wesentlicher Faktor zur Begrenzung der Schaffung neuer Arbeitsplätze sind, andererseits die hohe Arbeitslosigkeit ein wesentlicher Grund für die Defizite der sozialen Kassen sind, kann eine Erhöhung der Beiträge nicht zur Lösung des Kernproblems beitragen.

Der verständliche Wunsch, das Risiko der Arbeitslosigkeit zu begrenzen, führt leider durch Überregulierung dazu, daß keine neuen Stellen geschaffen werden. Ich hab' mich selbständig gemacht und werde lieber 120 Stunden die Woche arbeiten als einen einzigen Menschen einzustellen - weil ich 540 (!!!) Paragraphen des Arbeitsrechts beachten müßte, sobald ich mir den ersten Angestellten zulege. Diese 540 Paragraphen sind alle gut gemeint, aber wie so oft ist auch in diesem Fall "gut gemeint" das Gegenteil von "gut".
Man denke nur mit Genuß an die Geschichte von dem bBerliner Handwerker mit seinen 13 Angestellten im Baugewerbe. Er hätte, um sie alle weiter beschäftigen zu können, deren Löhne um 15% absenken müssen, weil die Baufirmen im 20km entfernten Brandenburg niedrigere Tarife zahlen konnten und er dadurch nicht mehr wettbewerbsfähig war. Die Lohnsenkung hat die Gewerkschaft verhindert. Also drei Mann kurzfristig entlassen, und bei besserer Auftragslage wieder einstellen. Aber: Bei betriebsbedingter Kündigung muß ein Sozialplan mit Abfindungen erstellt werden. Wenn er die 120.000 DM für die Abfindungen gehabt hätte, hätte er ja gar nicht entlassen müssen. Den Betrieb nach Brandenburg zu verlegen ging nicht, weil's nach geltendem Arbeitsrecht "unzumutbar" für die Angestellten gewesen wäre.
Konsequenz: Er entläßt alle, und geht als angestellter Meister zu einer anderen Firma. Hätte er einen neuen Betrieb gegründet, hätten ihn jeder seiner 13 Jungs auf Wiedereinstellung verklagen können.

Eine solche Gesetzgebung ist ursächlich für Arbeitsplatzvernichtung in Deutschland.
Du liest diesen Text nicht. Fnord.
 
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Mo, 16. Sep 2002, 23:08

Holla!

Ssnake hat geschrieben:
Eine Reduktion des Angebots ist unvermeidlich - selbst ein Grundschüler kapiert, daß bei steigenden Ausgaben für Leistungen

Damit kommst Du doch auch schon zu einem Hauptgrund der ganzen Misere. Die Kosten steigen nämlich übermässig, was sich keineswegs mit den allgemein steigenden Kosten erklären liesse und genau das wird in den kommenden Jahren nur noch verschärft!

Ssnake hat geschrieben:
Ich hab' mich selbständig gemacht und werde lieber 120 Stunden die Woche arbeiten als einen einzigen Menschen einzustellen

Stell Dir vor, diese Wahl haben meine Eltern gar nicht...
Ssnake hat geschrieben:
Eine solche Gesetzgebung ist ursächlich für Arbeitsplatzvernichtung in Deutschland.

Damit hast Du vollkommen recht, nur kannst Du diese Entwicklung nicht auf den Sozialstaat als alleinigen Verursacher schieben.

Fakt ist: Es werden doch schon im Ansatz Fehler gemacht. Zum Beispiel versucht man die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Die einleuchtende Lösung, nämlich Arbeit zu schaffen, zieht man dabei aber nicht in Betracht. Vielmehr wird versucht "neue Märkte" aufzutun,sprich die Leute irgendwo zu verstecken!
Es wird enorm viel getan, um die Grossunternehmen weiter zu entlasten, dabei ist es der Mittelstand, der in Deutschland die Konjunktur am Laufen hält. Die grossartigen Investitionen der Grossunternehmen wurden darüber hinaus durch Subventionen erkauft, was deren Wert deutlich mindert. Mittleständige Unternehmen dagegen finanzieren Neuinvestionen überwiegend aus eigenen Mitteln, fallen dem Staat dadurch auch weniger zur Last.
Man hat es doch am Beispiel Holzmann gesehen. Wie viele Unternehmen hätte man mit den Aufwendungen für dieses sinnlose Unterfangen (und das wussten die Leute doch) unterstützen und so vielleicht vor dem Niedergang bewahren können.

Die Misere wird immer auf die Sachen geschoben, die man auch entsprechend kürzen kann. Darüber wo es um die Beseitigung von Misswirtschaft und überzogenen Leistungen geht, wird seit jeher der Mantel des Schweigens gehüllt. Und die Verarsche wird immer so weitergehen...

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Mo, 16. Sep 2002, 23:37

Tja, Holtzmann ist halt irgendwo schon exemplarisch für Schröders Politikstil: Als "Mister Obercool" läßt er sich in der Rolle des Retter in der Not in Szene setzen. Er rettet Medienwirksam (scheinbar) ein paar Arbeitsplätze, reißt beide Arme nach oben und hofft, daß andere Probleme dadurch vergessen werden.
Aber diese Misere kann ich da nicht alleine den Politkern ankreiden, denn da bekommt das Volk, was es verdient. Solange sich viele von solch einem Käse ernsthaft beeindrucken lassen, muß man sich nicht wundern, wenn die Damen und Herren von der Regierungsbank genauso viel Zeit mit ihrem Medienimage wie mit ihren eigentlichen Aufgaben verbringen.

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Mo, 16. Sep 2002, 23:41

Natürlich hat die Misere viele Ursachen. Aber irgenswo muß man ja mal anfangen. Im Spiegel dieser Woche ist ein schöner Essay über "Gulliver in Deutschland". Nicht viel wirklich Neues - schon Roman Herzog konstatierte ja, daß wir kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem haben. Und auch das war schon damals keine bahnbrechende Neuigkeit.

Mit der Haltung "Überall saren, nur nicht gerade hier" kommen wir nicht weiter. Partikularinteressen lähmen die Gesellschaft als Ganzes.

Ich glaub' ich besauf' micht lieber. Man mag gar nicht mehr darüber nachdenken. Schon in den frühen 80ern haben wir in der Schule darüber gesprochen, daß das Rentensystem zusammenbrechen muß. Vorausschauende Politik scheint unmöglich zu sein. :alk:
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Mo, 16. Sep 2002, 23:44

In einer Welt, in der ein Schimpanse in Anzug und Krawatte Präsident der einzigen verbleibenden Supermacht werden kann, muß man sich über gar nichts mehr wundern. ;)

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Di, 17. Sep 2002, 12:24

Holla!

Im übrigen hat Herr Schröder keineswegs als erster Bundeskanzler die Rolle des "Retters in der Not" übernommen. Gehe ich mal von meiner erlebten Zeit der Bundespolitik (also ab 1990), fiel mir das schon ganz am Anfang auf. Und dann regt sich der Fettklops auch noch auf, wenn ein paar Eier fliegen...

@Ssnake: Du hast recht! Über dieses Theater nachzudenken bringt wirklich nicht viel. Nur leider leben wir nunmal in diesem Land...

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So, 22. Sep 2002, 12:51

Die Frage ist doch nicht mehr Rechts oder Links, sondern ob es sich um Bremser handelt, die jede Veränderung verhindern wollen, oder nicht. Zur Zeit sehe ich nur ein Parteiprogramm, bei dem die Bremser nicht den Ton angeben - und das ist nunmal die FDP. Ich mg den Möllemann nicht, und auch den Guido nur bedingt - aber das Programm, was sie bieten, ist das Einzige, daß Veränderungen in die Richtung verspricht, die dieses Land meiner Ansicht nach braucht.
Weniger umständliche Bürokratie
Weniger Steuern
Weniger Staatsausgaben für weniger Dinge

Mehr Selbstverantwortung
Mehr Selbstvertrauen
Mehr Vertrauen darauf, daß das Volk nicht so doof ist, wie manche es uns immer einreden wollen (ich weiß schon ganz gut, was gut für mich ist, das muß niemand sonst für mich entscheiden)
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So, 22. Sep 2002, 14:10

Die FDP mag ja vielleicht ansatzweise gute Ideen haben ,das Problem bei der Partei ist nur, dass sie nach der Wahl mit einem Partner koalieren muss der wesentlich mehr Prozentpunkte erhalten hat, und somit mehr zu sagen hat, in der Koalition als sie selbst.

Und die Vorstellung mit meiner Stimmabgabe,duch Wählen der FDP, vielleicht Herrn Stoiber an die Macht zu bringen lässt mich erschaudern.

Nee so ein Risiko gehe ich nicht ein. :-)

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So, 22. Sep 2002, 14:23

Das Problem habe ich auch mit der FDP. Sie wird ihre Ideen nicht umsetzen können, weil sie sich unterordnen muß. Das Geschrei, man würde knallharte Bedingungen setzen, glaubt wohl keiner, dafür sind sie zu geil darauf wieder in die Regierung zu kommen. Und wie Hardbern schon sagte, in erster Linie würde ich damit Stoiber unterstützen und das ist inakzeptabel. Allerdings muß ich zugeben, daß es ein cleverer Schachzug war Bernd Heynemann hier als Direktkandidaten aufzustellen, ich glaube dadurch machen die hier ein paar Stimmen.

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Wer ist Bernd Heynemann? Aber egal, meine Kreuze sind gesetzt, ich bin dadurch eh nicht mher zu beeinflussen ;)
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So, 22. Sep 2002, 17:17

Frogo hat geschrieben:
Wer ist Bernd Heynemann? Aber egal, meine Kreuze sind gesetzt, ich bin dadurch eh nicht mher zu beeinflussen ;)


Ehemaliger Bundesligaschiedsrichter.
Sein Vorteil ist wohl, er ist wirklich bekannt, steht für Integrität und hat einen guten Ruf. Könnte vielleicht ein paar Leute beeinflussen, gerade hier in Sachsen-Anhalt. Mich natürlich nicht :)

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Mo, 23. Sep 2002, 07:29

Ssnake hat geschrieben:
Wer auch immer in ein paar Tagen feststeht, wir werden wohl vier weitere Jahre der Stagnation erleben.


Was ich bei Deinen ganzen Äußerungen nicht verstehe ist folgendes: Was meinst Du mit Stillstand in den letzten vier Jahren? Verstehe ich echt nicht.

Ich denke nämlich in den letzten vier Jahren hat sich eine Menge getan

Stichworte: Steuerreform, Rentenreform, Kindergelderhöhung(en), Atomausstieg u. von mir aus auch Emanzipation in der Außenpolitik um nur einiges zu nennen.

Davor (16 Jahre Kohl) stand Deutschland still. Das krasse ist nur das Thema Arbeitsplätze. Aber ich denke mal da hätten die schwarzen auch keine bessere Bilanz.

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