Hatori Hanso (DirtyHarry) hat geschrieben:Da ging mein Hang zu plakativen Aussagen mit mir durch, solltest Du langsam doch gewöhnt sein, es war jedenfalls in keinster Weise diffamierend gemeint.
Ich nehm das auch nicht persönlich übel, es diffamiert ja nur den Standpunkt, den ich vertrete. An diesen kleinen Spitzen, die dauernd kommen, bemerkt man aber eben die Voreingenommenheit. Ihr könnt die Aussagen der Gegenseite einfach nicht nennen wie sie gemacht wurden, sondern müsst sie immer in möglichst lächerliche Übertreibungen umformulieren. Ein unbewusster rhetorischer Trick, der aus eurer Ablehnung resultiert. Da hat Kylroy schon recht, ihr lehnt etwas ab, ohne euch unvoreingenommen damit beschäftigt zu haben, behauptet aber, es wäre nicht so.
Ist das so?
Ja.
Über Zinssteuern wird zumindest ein Teil wieder umverteilt, ich gebe allerdings zu daß ich nicht weiß wie die genauen Zahlen sind.
Das ist nur ein klitzekleiner Teil, der ab geht. Davon abgesehen: Der Kapitalbesitzer steckt sich Werte ein, die andere erarbeitet haben. Ob er da nun 90% oder nur 30% behalten darf, ist irrelevant.
Aber die Frage muß erlaubt sein ob Du Dir sicher bist da alle Fakten zu wissen.
Ich bin mir bei kaum einer Sache so sicher, wie mit der Ansicht, dass der Zins
der Umverteilungsmechanismus von arm zu reich ist. Da hat sich Marx geirrt, es ist viel einfacher, als er dachte.
Solange dem Zins ein genügend hohes Wirtschaftswachstum entgegen steht, sind die Folgen zwar ungerecht aber nicht so tragisch. Die Besitzlosen müssen halt arbeiten und werden um einen Teil des von Ihnen geschaffenen Mehrwerts betrogen. Die Kaptalbesitzer müssen nicht arbeiten und stecken sich diesen Mehrwert ein. Trotzdem kann sich der Lebensstandard unterm Strich für alle erhöhen, wenn auch ungerecht und eben nicht leistungsbasiert. Das habt ihr Wessis ja ein paar Jahrzehnte lang erlebt.
Richtig kracht es aber, wenn das Wirtschaftswachstum ausbleibt, der Zins aber weiterläuft. Dann wird es schlimm für die Arbeitenden. Es wird rationalisiert, gespart, massenhaft Arbeitsplätze gestrichen. Die verbleibenden Angestellten müssen dafür umso härter arbeiten. Das alles, um das Kapital bedienen zu können in einem Markt, der aus sich heraus kein weiteres Wachstum mehr ermöglicht. Im Gegenteil, die Märkte beginnen zu schrumpfen, weil ein Teil der Menschen als arbeitslose Sozialfälle nicht mehr am gesellschaftlichen Leben und damit dem Konsum teilnehmen. Also müssen noch mehr Leute entlassen werden, um die jährliche Rendite bringen zu können. Der Masse geht es objektiv immer schlechter. Ein paar wenigen unermesslich gut. Die Außenpolitik eines solchen Staates wird aggressiver. Irgendwann knallts. Der Teufelskreis des Kapitalismus.
Und genau das läuft gerade ab. Abwarten genügt da völlig.
Deshalb auch meine Ansage an Ssnake, er soll sich einen Kopf machen, wo er in einer Wohlstandsgesellschaft, deren Ressourcen auch noch knapper werden, Wirtschaftswachstum hernimmt. Wenn er nämlich keins findet (und davon geh ich aus), wird sich die Systemfrage ganz schnell selbst beantworten. Dann geht es nicht mehr danach, was uns gefällt, sondern was ohne Wirtschaftswachstum überhaupt funktioniert. Kleiner Tipp: Nein, das ist nicht der Kapitalismus.
Ciao,
Doc SoLo