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Virtuell leben
Verfasst: Fr, 12. Mai 2006, 09:33
von Alex
Gestern bin ich auf folgenden Artikel gestoßen, den ich zum Teil sehr interessant fand:
http://news.yahoo.com/s/nm/20060511/wr_ ... space_dc_3
Hier ein paar Sätze aus dem Artikel: As the real world is perceived as more dangerous with child abductors lurking on every corner, kids flock online to hang out with friends, express their hopes and dreams and bare their souls with often painful honesty -- mostly unbeknownst to their tech-clumsy parents. Driven to and from school, chaperoned at parties and often lacking public transport, today's middle-class American kids are no longer free to hang out unsupervised at the park, the bowling alley or to bike around the neighborhood they way they did 20 years ago. "This is the first generation for which it is entirely natural to socialize in a digital environment. Mobile phones, instant messaging, texting and being online really are their life support," Dawson said.
Diese Angst ist sicherlich ein amerikanisches Problem, aber das immer "virtueller" werdende Leben ist sicherlich auch bei uns zu beobachten - hey, ich kann es ja bei mir selbst beobachten. Aber wo führt uns das hin? Werden kommende Generationen sich kaum noch im "real life" treffen und alle Beziehungen online managen? Wozu überhaupt noch das Haus verlassen?
Verfasst: Fr, 12. Mai 2006, 10:45
von Abdiel
Ich persönlich schätze die Möglichkeiten der digitalen Welt und halte diese Entwicklung für eine gute. Betrachtet man die heutigen Möglichkeiten, bietet sich dem Nutzer eine Masse an zusätzlichen Wegen, die Kommunikation mit anderen Leuten vollkommen unabhängig von Zeit und Raum fortzuführen.
Wo man damals noch auf Telefon und Briefpost beschränkt war, was in letzter Konsequenz dann zum Abbruch vieler Kontakte führte (Wer kann schon 50 Leuten regelmässig Briefe schreiben oder versuchen anzurufen?), kann man heute diese weiterhin bedienen. Sei es über regen Mailverkehr, der weit unkomplizierter als "richtige" Briefe abzuwickeln ist, der Austausch über ICQ, was es teilweise sogar ermöglicht Leute selbst während der Arbeit zu erreichen oder gar der abendliche Chat mit einer Gruppe, verstreut über die ganze Welt, welcher sonst gar nicht oder nur selten, möglich wäre. Und wer mag es nicht auch, wenn man sich mittels SMS kurz für den Abend verabreden kann, ohne erst umständlich zu versuchen den anderen zu erreichen?
Solange diese Dinge im Rahmen bleiben und sich niemand auf die virtuelle Welt beschränkt, sehe ich eigentlich nur positive Aspekte. Und mal ehrlich: So ein Chat ist trotzdem kein Ersatz für das persönliche Aufeinandertreffen. Das beste Beispiel sind imho immer noch die PCP-Treffen (oder ähnlich geartete, im Internet "gegründete" Communities), die man halt nicht ohne weiteres mehrmals im Jahr durchführen kann. Jedoch würde ich das nicht missen wollen, da es doch etwas völlig anderes ist, sich mal von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen...
Verfasst: Fr, 12. Mai 2006, 13:41
von Nackter Onkel
Werden kommende Generationen sich kaum noch im "real life" treffen und alle Beziehungen online managen? Wozu überhaupt noch das Haus verlassen?
Vielleicht sollte man einfach mal über die positiven Aspekte einer Zukunft nachdenken, in der sich die Menschheit wie Cypher bei Matrix freiwillig der Illusion hingibt.
Die Bedürfnisstrukturen dürften sich langfristig verändern. Falls irgendwann eine Abbildung der Realität möglich ist, die nur noch wenig zu wünschen übrig lässt, wird der einzelne nicht mehr soviel Ressourcen konsumieren. Etwa nur noch Strom und Nahrungsbrei. Umweltschonend. Find ich gut.
Außerdem habe ich dann die Straßen für mich alleine.

Verfasst: Fr, 12. Mai 2006, 17:12
von Ganon
Ich sehe das wie Abdiel. Durch die zusätzlichen Kommunikationsmöglichkeien halte ich eigentlich mehr Kontakt mit mehr Leuten als vorher. Und es ist eben einfacher, sich mit Leuten im ganzen Land oder sogar der ganzen Welt anzufreunden. Und dass das dann auch zu realen Treffen führt, sieht man u.a. an uns. Beim DvS gibt es z.B. auch schon regelmäßige Mitglieder-Treffen.
Ich sehe in dem von Alex geposteten Ausschnitt jetzt auch keine "Angst". Das scheint mir nicht negativ bewertet zu sein (hab grad leider keine Zeit, den ganzen Artikel zu lesen), sondern eben als ein Ersatz zu früheren sozialen Aktivitäten, die den aktuellen Generationen vielleicht nicht mehr in dem Maße zur Verfügung stehen.
Verfasst: Fr, 12. Mai 2006, 20:00
von Ssnake
Positiv sehe ich die Rückkehr zur "Verschriftlichung" der Kommunikation. Die Generation der heute 50jährigen hat fast vollständig verlernt, anders als per Telefon zu kommunizieren. Sie hinterläßt wenig Spuren, anders als noch Generationen zuvor die intensive Briefwechsel mit vielen Freunden geführt haben. Das kommt durch eMails wieder, und das finde ich gar nicht so übel.
Verfasst: Fr, 12. Mai 2006, 21:19
von Ganon
Ssnake hat geschrieben:Positiv sehe ich die Rückkehr zur "Verschriftlichung" der Kommunikation. Die Generation der heute 50jährigen hat fast vollständig verlernt, anders als per Telefon zu kommunizieren. Sie hinterläßt wenig Spuren, anders als noch Generationen zuvor die intensive Briefwechsel mit vielen Freunden geführt haben. Das kommt durch eMails wieder, und das finde ich gar nicht so übel.
Allerdings stelle ich an jedem Semester-Anfang erneut fest, dass ich mich ans Schreiben von Hand erst wieder gewöhnen muss.

Ansonsten tippe ich ja nur...
Verfasst: Sa, 13. Mai 2006, 13:25
von Early
Ganon2000 hat geschrieben:Ssnake hat geschrieben:Positiv sehe ich die Rückkehr zur "Verschriftlichung" der Kommunikation. Die Generation der heute 50jährigen hat fast vollständig verlernt, anders als per Telefon zu kommunizieren. Sie hinterläßt wenig Spuren, anders als noch Generationen zuvor die intensive Briefwechsel mit vielen Freunden geführt haben. Das kommt durch eMails wieder, und das finde ich gar nicht so übel.
Allerdings stelle ich an jedem Semester-Anfang erneut fest, dass ich mich ans Schreiben von Hand erst wieder gewöhnen muss.

Ansonsten tippe ich ja nur...
Das stimmt. Schreiben per Hand stirbt wohl komplett aus. Außer meiner Unterschrift tue ich mir da meist extrem schwer, wenn ich mal wirklich "selbst Hand anlegen" muss.
Dem per Handschreiben trauere ich allerdings auch nicht hinterher. Meine Schrift war schon vor dem Computer-Zeitalter nicht zum anschauen.
Ansonsten sehe ich es aber so wie Abdiel. Durch die vielfältigen Kommunikations-Möglichkeiten die wir heute haben, ist die Nähe zu anderen Menschen größer als jemals zuvor. Dank Handy, E-Mail, etc. kann man innerhalb von Sekunden Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen. Die gesamte Menschheit wird so auch viel mehr zusammenwachsen können. Ich sehe da eigentlich nur Vorteile in dieser Entwicklung.
Und um das "Real life" mache ich mir eigentlich keine Gedanken. Virtuell mit jemanden auf ein Bier zu gehen, wird wohl nie so der Kracher werden.

Verfasst: Sa, 24. Jun 2006, 02:34
von KylRoy
ich sehe das auch als vorteil. die strassen sind immer noch oft genug voll genug, die entwicklung muss eh erst noch greifen.
so richtig von hand zu schreiben ist inzwischen purer luxus. fuer mich ist es inzwischen sogar eher ein seltenes vorkommnis ein buch in die hand zu nehmen da ich meistens auf den PAD oder notebook lese (z.zt. einen StarTrek:Stargazer roman

) schade eigentlich.
ohne i-net haette es fuer mich in den letzten jahren keine so tollen roleplaying-sessions (in NWN) mit spielern aus aller welt gegeben

. allein das ist es schon wert!
Verfasst: Sa, 24. Jun 2006, 09:35
von Early
KylRoy hat geschrieben:ich sehe das auch als vorteil. die strassen sind immer noch oft genug voll genug, die entwicklung muss eh erst noch greifen.
so richtig von hand zu schreiben ist inzwischen purer luxus. fuer mich ist es inzwischen sogar eher ein seltenes vorkommnis ein buch in die hand zu nehmen da ich meistens auf den PAD oder notebook lese (z.zt. einen StarTrek:Stargazer roman

) schade eigentlich.
ohne i-net haette es fuer mich in den letzten jahren keine so tollen roleplaying-sessions (in NWN) mit spielern aus aller welt gegeben

. allein das ist es schon wert!
Also Bücher lese ich schon noch täglich. Die haben gegenüber dem PC oder Notebook doch noch einige Vorteile.
Verfasst: Sa, 24. Jun 2006, 12:14
von Ganon
Early hat geschrieben:Also Bücher lese ich schon noch täglich. Die haben gegenüber dem PC oder Notebook doch noch einige Vorteile.
Das finde ich auch. Es ist allerdings irgendwie passsend einen Star Trek-Roman auf einem Pad zu lesen...

Verfasst: Mo, 26. Jun 2006, 23:26
von KylRoy
Ganon2000 hat geschrieben:Early hat geschrieben:Also Bücher lese ich schon noch täglich. Die haben gegenüber dem PC oder Notebook doch noch einige Vorteile.
Das finde ich auch. Es ist allerdings irgendwie passsend einen Star Trek-Roman auf einem Pad zu lesen...

...das ist eher zufall, aber du hast natuerlich recht.
der grosse vorteil des Pad's ist eben immer ein gutes dutzend buecher und eine menge texte/artikel dabei zu haben.

Verfasst: Di, 27. Jun 2006, 14:23
von Cloud
Längere Texte lese ich prinzipiell ungern am Bildschirm o.ä. Ein Buch auf einem Pad zu lesen ist für mich sogar absolut unvorstellbar.
Was das Von-Hand-Schreiben betrifft: sechs Seiten pro 90min sind in einer Mathe-Vorlesung der Standard. Hier gibt's anders als zB bei den Wiwis oder Informatikern keine vorgefertigten Skripte. Hat den Vorteil, dass man nicht aus der Übung kommt und den Nachteil, dass meine Schrift nach einigen Jahren fast vollkommen unleserlich wurde - auch für mich...
Verfasst: Di, 27. Jun 2006, 18:03
von Ganon
Cloud hat geschrieben:Was das Von-Hand-Schreiben betrifft: sechs Seiten pro 90min sind in einer Mathe-Vorlesung der Standard. Hier gibt's anders als zB bei den Wiwis oder Informatikern keine vorgefertigten Skripte. Hat den Vorteil, dass man nicht aus der Übung kommt und den Nachteil, dass meine Schrift nach einigen Jahren fast vollkommen unleserlich wurde - auch für mich...
Oh ja, das kenne ich noch aus dem Grundstudium. Aber auch manche Professoren der theoretischen Informatik schreiben gerne 5-6 große Tafeln voll in 90 Minuten. Das Problem ist: Wenn man sich aufs Mitschreiben konzentriert, kriet man evtl. Erläuterungen nicht richtig mit. Schreibt man nicht mit (weil es ja Online-Skripte gibt), ist es schwer, ie genze Zeit aufmerksam zu bleiben... Vorlesungen sind schon eine blöde Erfindung.

Verfasst: Mi, 28. Jun 2006, 09:27
von Abdiel
Also 5-6 Tafeln (was meinst Du mit "groß"?) waren bei unseren Vorlesungen meistens Standard, natürlich noch gepaart mit einer schönen Menge an Folien. Allerdings muss ih unseren Profs zugute halten, dass die den Stoff trotzdem wunderbar vermittelt haben. Selbst der Rekordhalter, der mit seiner Schnelligkeit wirklich jeden Studenten abgehängt hat, schaffte es, uns sehr gut auf die Prüfung vorzubereiten, nicht zuletzt durch die Fülle an Beispielaufgaben.
Ansonsten stimme ich meinen Vorrednern zu: Das Lesen großer Texte oder gar von Büchern am Bildschirm ist für mich auch nicht angenehm. Da ist mir das altmodische Prozedere tausendmal lieber...
Verfasst: Mi, 28. Jun 2006, 13:04
von Ssnake
Ist einerseits eine Frage der Technik. Mit OLEDs oder "elektrischem Papier" kriegt man eventuell das klobige weg, was die Pads heute oft noch so an sich haben. Außerdem sind dadurch dann auch die Kontraste und die Auflösung möglich, die man von gutem Papierdruck gewöhnt ist. Die Technik ist in diesem Sinne noch nicht reif.
Zudem kommt die günstige Benutzerschnittstelle im klassischen Buch - Lesezeigen 'rein, zuklappen, wegpacken. So leicht muß es auch beim Elektrobuch sein bzw. werden. Denn den Vorteil, eine ganze Bibliothek überall dabeizuhaben, sollte man ja auch nicht geringschätzen.
Dem steht natürlich das sinnliche Erlebnis des Buchs gegenüber, welches das Elektrobuch so nicht bieten kann. Das taktile Gefühl der Seiten, des Papiers. Der Geruch. Die Schwere. Ein geprägter Einband. Ein Autogramm mit Widmung vom Autor. Insofern sehe ich da mehr ein Nebeneinander.
Ich habe aber generell wenig Schwierigkeiten mit PDFs am Röhrenmonitor (was ja eine eher ungünstige Kombination ist), oder allgemein mit längeren Texten am Bildschirm. Insofern bin ich vielleicht nicht so sehr repräsentative für die maßgebliche Mehrheit unter den Verbrauchern.