Das ist halt eine ausführliche Standpunktdarlegung hier.
Mal ein abstrahiertes Beispiel aufgrund von Ssnakes Annahmen: Laut seiner Einschätzung bringt zunehmender Wohlstand auch eine Besinnung auf nicht lebensnotwendige Faktoren mit sich, zum Beispiel ein Umweltbewusstsein. Dadurch würde auf dem Markt ein weiteres Bedürfnis auftauchen, dass die Industrie zu befriedigen hätte, was wiederum zunehmenden aktiven Umweltschutz nach sich zöge.
Imho interessiert es den "normalen" Kunden jedoch nicht, wie umweltverträglich das Produkt ist oder wie ressourcenschonend seine Herstellung verläuft. Man erwartet von Produkten die bestmögliche Erfüllung des Zweckes zu dem es benutzt wird, die Umweltproblematik ist nicht mal sekundär. Im Gegenteil, verkommt die Erfüllung bestimmter Normen mittlerweile doch nur noch zu einem Qualitätsmerkmal, dass man zu Werbezwecken benutzt. Druck vom Markt? Fehlanzeige...
Die einzigen Einschränkungen die ich derzeit immer wieder sehe, wurden von der Regierung eingeführt und durchgesetzt. Es gibt wohl nur wenige Beispiele die dagegenstehen und ein Engagement der Industrie nachweisen. Die meisten Initiativen sind dabei meist auch noch Absprachen, um baldigen Gesetzen zuvorzukommen und eventuell zum eigenen Vorteil abzuändern.
Ein aktuelles Beispiel kommt derzeit mal wieder von der Autoindustrie, ich sag nur "Rußpartikelfilter". Das hat insgesamt für mich nicht den Anschein, als dass wir jetzt freiwillig auf dem Pfad der Tugend wandeln, weil wir es uns leisten können. Solange es nicht dienlich ist, hat es marktwirtschaftlich ja auch gar keinen Sinn. Wieso sollte man freiwillig einen Wettbewerbsnachteil riskieren, wenn es überhaupt nicht honoriert wird?
Eine weitere Aussage behauptete, dass ein gesundes Witschaftswachstum erst die Entwicklung neuer Technologien ermögliche, da es die Forschung auf diesem Gebiet vorantreibe. Auch das halte ich nicht unbedingt für gegeben, wenn nicht gar gänzlich falsch.
Wenn ich mir die Finanzierung der Forschung anschaue, sehe ich den Schwerpunkt der zufliessenden Gelder in der Wirtschaft, dahingehend stimmt das Szenario. Betrachtet man aber einmal die jeweiligen Forschungszwecke, steht doch immer ein konkretes Ziel des Finanzgebers dahinter, welches meist auf Vorteilnahme im Wettbewerb ausgerichtet ist. Auch hier stellt sich ein Zusammenhang zwischen Weiterentwicklung der Technologie und einem daraus resultierendem positiven Effekt auf die Umwelt doch nur zufällig ein, nämlich dann wenn beide zum gleichen Ergebnis führen.
Um die Autoindustrie wieder als Beispiel heranzuziehen, schaue man sich nur einmal den Umgang mit alternativen Kraftstoffen an. Auch das Argument der geringen Verbreitung solcher Kraftstoffe gilt hier nicht. Die breite Einführung solch neuer Antriebsarten würde für ein flächendeckendes Angebot sorgen. Doch wieso sollte ein Unternehmen ideelle Arbeit, generell erste Grundlage einer Weiterentwicklung, leisten, wenn ein Vorteil daraus nicht abzusehen ist?
In vielen Bereichen sehen wir daher eher eine zögerliche Entwicklung, weil die Forschung nunmal auf Finazierung angwiesen ist, diese aber von öffentlicher Seite nicht abgedeckt werden kann und von seiten der Industrie nur zögerlich erfolgt. Ich verstehe es auch aus unternehmerischer Sicht vollkommen, dass man keine Millionen investieren kann, ohne wenigstens eine annehmbare Chance zu haben, daraus auch einen Nutzen ziehen zu können. Wir sind ja hier in der Marktwirtschaft und nicht bei der Wohlfahrt...
Fazit: Die beschriebenen Effekte existieren für mich einfach nicht, die Gesetzeslage und vielleicht noch die Imagepflege bestimmen den Umfang der Maßnahmen die ein Unternehmen ergreift, um die Umwelt zu schützen, nichts anderes.
Von daher habe ich keinerlei Vertrauen in unsere Industrie und befürworte die staatliche Reglementierung durchaus, da eine Selbstregulierung nicht zu erwarten ist. Natürlich müssen solche Sachen wie das Kyoto-Protokoll auch ordentlich ausgearbeitet sein und auf einen umfassenden Effekt abzielen. Generell aber sehe ich keine andere Möglickeit, um wenigstens ein paar Ansätze zu einem umweltverträglichen Verhalten durchzusetzen.