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Ssnake
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Do, 3. Mär 2005, 22:26

Dirty Harry hat geschrieben:
Der Vergleich mit der Computerindustrie hinkt, in der Energiewirtschaft sind keine so rasanten Leistungszuwächse zu erwarten wie in der Rechnerbranche...

So blauäugig bin ich nicht. Ich habe das Beispiel gewählt, weil das zugrundeliegende Prinzip hier besonders deutlich zutage tritt. Selbstverständlich ist nicht damit zu rechnen, daß Autos demnächst mit einem Liter Sprit bei 400 km/h von Hamburg nach München fahren können. Dennoch findet der technische Fortschritt in allen Bereichen statt, und in Summe zum Nutzen der Umwelt, nicht zu ihrem Schaden.

Also, für mich ist das Thema jetzt durch. Ich denke, ich habe meine Argumente hinreichend ausführlich dargelegt. Ich erwarte nicht, daß mir hier jeder zustimmt - aber vielleicht konnte ich ja mal zum Nachdenken und eigener Recherche anregen. Damit wär' ja schon viel gewonnen.
:)
 
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Doc SoLo
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Do, 3. Mär 2005, 22:56

...außer den 111.000 Kunden von Peugeot - also quasi niemand.

Das ist blanker Unsinn. Du müsstest freilich belegen (oder zumindest behaupten), dass der Rußfilter tatsächlich ein Kaufgrund für ein Peugeot-Fahrzeug war, um das in diesem Zusammenhang als Beispiel verwenden zu dürfen. Ich denke aber, du musst zustimmen, dass die übergroße Mehrheit dieser 111.000 Leute aus allen möglichen Gründen einen Peugeot gekauft hat, aber nicht weil er einen Rußpartikelfilter hat.
Ssnake hat geschrieben:
Die Reifenindustrie bemüßt sich seit Jahren, nicht nur den Rollwiderstand zu senken (=verminderter Treibstoffverbrauch), sondern auch das Abrollgeräusch zu mindern (Lärmschutz) - und das, obwohl das für praktisch keinen Kunden das kaufentscheidende Argument darstellen dürfte. Das jetzt nur mal paar Beispiele, daß Umweltschutz auch ohne ausdrücklich artikuliertes Kundeninteresse durchaus nicht zwangsläufig im Widerspruch zur Gewinnerzielungsabsicht der Unternehmen steht.

Erstens verstehe ich nicht, wieso ein niedriger Rollwiderstand kein artikuliertes Kundeninteresse sein soll, er hat schließlich direkt Einfluss auf die Betriebskosten des Fahrzeugs. Zweitens wirkt sich das Abrollgeräusch nicht nur auf die Umwelt aus, sondern vor allem auf den Komfort der Fahrzeuginsassen (=Reifenkäufer). Komfort liegt wohl ebenfalls im Kundeninteresse. Drittens hängen Rollwiderstand und Abrollgeräusch zusammen. Verbessert man das eine, verbessert sich meist auch das andere. Selbst wenn man also annimmt, dass die Umweltbelastung der bedeutendste Aspekt bei der Bewertung des Abrollgeräusches ist, so kann dies kein Beispiel für umweltfreundliches Handeln eines Unternehmens abseits des Kundeninteresses sein. Es wäre bloße Vermarktung eines sich zufällig einstellenden Nebeneffektes einer anderen Optimierung, die im Kundeninteresse erfolgte.

Außerdem haben sie nicht mit der Marketing-Kompetenz der Franzosen gerechnet, die einfach die billigen Drecksdiesel eingebaut und dann einen Filter hintendran gesetzt haben, um das als tollen Umweltschutz erfolgreich zu vermarkten. Wieder mal schlägt das Marketing den ingenieurmäßig sauberen Ansatz, das Übel an der Wurzel zu packen statt an sen Symptomen 'rumzudoktern. Und wieder mal stellt sich deutsches "Overengineering" ein Bein.

So einfach ist es nicht. Zumindest die deutschen Premiumhersteller haben eine ganz andere Marketingstrategie als die Franzosen. Da wird kaum mit technischen Details geworben, sondern mit einem "It just works"-Credo, wie man es in der Computerbranche z.B. von IBM oder Apple kennt. Nur eindeutiger Kundennutzen wird in meist abstrahierter, plakativer Form beworben. Die technologische Qualität der Einzellösungen dagegen soll als Gesamtimage durch unabhängige Quellen (Fachpresse, Mund-zu-Mund-Propaganda unter Kunden,...) aufgebaut werden, viel glaubwürdiger als der Hersteller es durch eigene Werbung könnte.

Ich meine deshalb, dass ein Rußpartikelfilter niemals von einem deutschen Hersteller aktiv beworben würde, selbst wenn er ihn einsetzte. Ich meine weiterhin, dass du die tatsächliche Wirkung der französischen "Auspuffkampagne" stark überschätzt. Als Beispiel für Umweltschutz aus marktwirtschaftlichem Umfeld heraus überzeugt mich diese Geschichte nicht.

Und je mehr ich drüber nachdenke, halte ich es für immer schwieriger, überhaupt einmal ein gutes Beispiel für Umweltschutz aus marktwirtschaftlichen Gegebenheiten heraus zu finden. Dass es in der Masse nicht so ist, war von Anfang an meine Meinung, aber dass man nichtmal so ohne weiteres ein einziges gutes Beispiel findet...

Ciao,

Doc SoLo

EDIT: Habe dieses Post vor den beiden letzten von Ssnale geschrieben. Scheinbar zu spät... :(
Zuletzt geändert von Doc SoLo am Do, 3. Mär 2005, 23:05, insgesamt 1-mal geändert.
 
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Nackter Onkel
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Fr, 4. Mär 2005, 08:12

Die versprechen dann jenen Wählergruppen, denen es wichtig ist, daß sie Umweltgesetze machen werden, die die Verklappung unter Strafe stellen.
Wer nun die Verklappung beenden muß, weil ihm sonst die Geschäftsgrundlage wegbricht, wird in alternative Produktionsmethoden investieren, bei denen weniger Müll anfällt, so daß der Umsatz wieder wächst und die Müllbeseitigungskosten geringer ausfallen als die zusätzlichen Einnahmen.

Dass die Massen eine bestimmte Ölsorte nicht mehr kaufen, weil der Lieferant Öl verklappt, ist ein ganzes Stück realitätsferner als meine Idee, dass Reifen auch wegen Laufgeräusch und ihrer Auswirkung auf den Spritverbrauch gekauft werden. Und insoweit du die Strafen ansprichst, ist dass nichts anderes als die Erkenntnis, dass der Markt sich selbst eben doch nicht regulieren kann.

Ich denke, ich habe meine Argumente hinreichend ausführlich dargelegt.

Es steht nach wie vor die Erklärung aus, wie marktimmanente Mechanismen zu einer umweltverträglichen Produktion führen sollen ... und zwar bezogen auf den (entscheidenden) Massenmarkt und nicht auf die verschwindend geringe Randgruppe der Öko-Aktivisten, die von ihrer Kaufkraft letztendlich völlig vernachlässigenswert für die Großindustrie sind.
Zuletzt geändert von Nackter Onkel am Fr, 4. Mär 2005, 08:20, insgesamt 2-mal geändert.
Cheers,
Nackter Onkel

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Abdiel
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Fr, 4. Mär 2005, 10:12

Puh, da hat mir ja SoLo schon die meiste Arbweit abgenommen, denn ich sehe es in allen genannten Punkten genauso.

Auch die Behauptung, die Deutschen bemühten sich, die Schadstoffproblematik im Ansatz zu lösen, kann ich so nicht stehen lassen. Das derzeit so beliebte Pumpe-Düse-Prinzip ist nämlich keineswegs so umweltfreundlich, wie z.B. die Common-Rail-Lösung (hat mich auch stark verwundert) und die Erfolge schwanken auch von Hersteller zu Hersteller teilweise recht stark.
Eins haben aber alle derzeitigen Diesel gemein, sie produzieren Ruß und werden das auch in Zukunft tun! Um einen Partikelfilter kommt man also nicht herum, lediglich die abzubauende Menge an Rußpartikeln wird man mit der Weiterentwicklung der Motoren verringern können. Und da finde ich wiederum die Initiatiove der Regierung für angebracht, da eine Selbstregulierung nicht in Aussicht stand. Und sind wir mal ehrlich: Die Industrie hätte mit der umfasenden Einführung der Filter noch solange gewartet, wie es möglich gewesen wäre.

Noch einmal zu alternativen Antrieben: Wer behauptet, es würde sich nicht lohnen, lebt anscheinend etwas ausserhalb der Zeit. Erdgasantrieb ist schon seit Jahren weitaus günstiger, als Benziner oder Diesel. Lediglich die stiefmütterliche Behandlung durch die Autoindustrie und das dünne Tankstellennetz haben bis zum heutigen Tage eine weite Verbreitung verhindert. Auch andere Betriebsstoffe haben ähnliche Perspektiven, die aber schlichtweg ignoriert werden.
Den Grund, man will bestehende Technologien auch umfassend ausnutzen, kann ich einfach nicht gelten lassen, zumal es auch noch nicht einmal stimmt. Gerade die deutsche Autoindustrie tat sich nämlich in letzter Zeit sehr schwer bestehende Antriebskonzepte weiterzuentwickeln. Benzindirekteinspritzung, Rußpartikelfilter und Wankelmotor sind da nur ein paar Beispiele, wie sich deutsche Ingenieurskunst anderen Ideen, die ja eigentlich grösstenteils aus unseren Landen stammen, verschlossen hat. Naja, ich schweife schon wieder ab...

Wer übrigns beim Reifenkauf auf den Preis achten möchte, kommt bei den meisten Eigenschaften eh nicht gut weg. Imho gibt es derzeit nur 2 Möglichkeiten: Man geht nach den Eigenschaften des Produktes, zu denen auch Rollwiderstand und -geräusch (immerhin auch sehr wichtig bei Spritverbrauch und Reifenverschleiss) zählen und muss dann einen entsprechenden Preis zahlen oder man setzt den Preis als entscheidendes Kriterium an. Ich habe schon beide Möglichkeiten angewandt und konnte bisher auch noch keinen Mittelweg ausmachen.
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So, 6. Mär 2005, 22:02

Noch eine kurze Anmerkung: (Ich kanns nicht lassen!)
Erdgas ist leider auch ein endlicher Rohstoff und auch nciht Schadstofffrei, somit bringt das auch nciht so wahnsinnig viel.
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Abdiel
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Mo, 7. Mär 2005, 00:31

Natürlich nicht, jedoch ging es mir um umweltfreundlichere Konzepte. Ich bin keinesfalls einer der Leute die bedingungslos den Umstieg auf alternative Brennstoffe fordern. :)
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Mo, 7. Mär 2005, 11:19

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19603/1.html

In einem Punkt gebe ich Ssnake recht: Die USA verstehen es wie kein anderes Land das Wirtschaftssystem für sich zu nutzen und auch noch die schlechtesten Nachrichten gut zu verkaufen. :)

Zum Vergleich: Die DDR wurde im Oktober 1989 von einer Arbeitsgruppe des Politbüros für bankrott erklärt, weil sie eine Westverschuldung von 49 Milliarden Valutamark hatte.

*rofl* Das sind ja noch weniger als ich bisher gedacht hatte...
Zuletzt geändert von Abdiel am Mo, 7. Mär 2005, 11:22, insgesamt 1-mal geändert.
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