Abdiel hat geschrieben:Cloud hat geschrieben:Natürlich, es will ja auch kaum einer mehr Werbung bei der Tour de France schalten. Sat1 würde sicher mehr bringen, wenn sie denn könnten...
Komisch dass Eurosport andauernd Unterbrechungen für Verbraucherinformationen macht. Und ARD/ZDF haben auch gut mit Gewinnspielen und dergleichen feuern können...
Naja, Eurosport angesichts der überschaubaren Einschaltquoten für die Werbesekunde deutlich weniger verlangen als Sat 1, da ist es ja wohl kein Wunder daß da mehr Werbung läuft. Und ARD und ZDF... nun ja, nach marktwirtschaftlichen Prinzipien arbeiten die ja auch nur, wo sie müssen. Da sie ja "nur" Gebührengelder verfeuern die sie ohne eigenes Zutun bekommen, müssen sie ja auch nicht über solche Aktionen die Kosten für die Sendelizenz zurückverdienen. Insofern weiß ich nicht, ob die Beispiele und Argumente so sehr glücklich gewählt sind.
Ssnake: Ich habe von den Betroffenen, also in dem Falle den Fernsehzuschauern gesprochen und denen ist ausser der Forderung nach interessantem Sport wohl kaum ein Vorwurf zu machen. Und eh Du auf die altbewährte Methode umschwenkst und das dadurch aufgebaute Druckpotential ins Feld führst, wink ich gleich mal vorher ab. Das gibt es praktisch überall in unserem Leben und rechtfertigt rein gar nichts. Oder würdest Du ein halbfertiges Steel Beasts mit dem Druck durch die Käuferschaft entschuldigen?
Ich fürchte, hier kann ich Dir einfach nicht folgen. Ich hab's mir jetzt dreimal durchgelesen und bin immer noch ratlos, was Du mir eigentlich sagen willst.
Deswegen ist es richtig, durch eine Reduktion der Zuschauernachfrage auf die Radsportverbände einzuwirken, in deren Verantwortung die Festlegung der Regeln liegt, durch die wirksam Doping entdeckt wird und wodurch dann hoffentlich der Abschreckungseffekt entsteht, damit gar nicht erst anzufangen.
Und warum überlässt man diese Entscheidung nicht dem Bürger und entmündigt ihn quasi dadurch, dass der Sender beschliesst was der Zuschauer zu sehen bekommt? Als Marktwirtschaftsfan vertrittst Du da einen recht seltsamen Standpunkt. Wenn, dann erfolgt der Druck über Finanzentzug doch viel besser über die Sponsoren, als die Fernsehübertragungen, denn viele Länder senden ja weiter und ein geschlossenens Vorgehen gibt es da nicht, wie man am aktuellen Fall sieht.
Erstens hat das marktwirtschaftliche Prinzip ja die Entmündigung des Zuschauers, wenn sie denn stattgefunden haben sollte, verhindert: Eurosport und Sat 1 sind weiterhin auf Sendung.
Zweitens bin ich mir nicht sicher, ob ARD als die reichste und ZDF als eine der zehn finanzstärksten Medienkonzerne weltweit, die sich beide im selben nationalen Markt tummeln, noch viel mit Marktwirtschaft an sich zu tun haben sollen. Das sind erdrückende Oligopole, was sich auch an der jahrzehntelangen Behinderung der Einführung eines wirtschaftlich tragbaren Pay-TVs zeigen läßt - weil es Pay-TV schon längst gab, bevor Premiere antrat - in Form der Gebührenfinanzierung. Und durch die zwangsweise Gebührenfinanzierung sind sie ja auch nicht an irgendwelche Quotenziele gebunden, dadurch ist der Einfluß der Zuschauerzahlen auf das Sendeprogramm durch eventuelle Abwanderung ein sehr indirekter Mechanismus.
Drittens wurde hier ja schon das Argument vorgebracht, daß ARD und ZDF ja nur nachvollziehen, was sich durch sinkende Zuschauerzahlen ohnehin abgezeichnet hätte, es also nur ein opportunistisches
Spin-Doctoring sei um eine wirtschaftliche Entscheidung propagandistisch auszuschlachten. Ich erinnere mich jetzt nicht mehr, ob das Argument von Dir kam - aber man kann nicht gleichzeiting mit Paternalismus
und Reaktion auf zurückgehendes Zuschauerinteresse argumentieren.
Viertens wurde der Zuschauer auch nicht vorher gefragt, ober er überhaupt Wert darauf legt, einen Euro zusätzlich pro Quartal zu zahlen, um im Sommer eine Live-Berichterstattung von der Tour zu bekommen - ebensowenig, wie die Frage nach dem Willen zur Finanzierung von Übertragungslizenzen für Fußball-WM oder Olympia oder Formel 1 je gestellt wurde. Das ist doch gerade der Punkt - die Öffis entscheiden nach eigenem Geschmack; das haben sie schon immer getan, weil sie sich weder einer wirksamen politischen noch einer fiskalischen noch einer wirtschaftlichen Kontrolle unterwerfen müssen. Wenn Du Dich
jetzt bevormundet fühlst, dann bist Du ganz schön spät aufgewacht. Bist Du jemals gefragt worden, ob Du mit Deinen Gebührengeldern den Mutantenstadl finanzieren möchtest, oder Monitor, oder die Tagesschau, oder Heute-Journal?
Selbst wenn diese Programme mutmaßlich Mehrheiten unter den Gebührenzahlern finden
würden, die Entscheidung liegt eben nicht bei der Mehrheit sondern den Sendeanstalten. Kein Medienkonzern hat soviel Kohle wie die ARD. Kein einzelner Fernsehsender hat soviel Geld wie das ZDF. Es gibt keine klare Abgrenzung ihres Dienstleistungsauftrags.
Kurzum, auch wenn ich die Entscheidung über den Rückzug von der Tour richtig finde, heißt das nicht, daß ich grundsätzlich glücklich mit der Art und Weise bin, wie diese Sender organisiert sind oder wofür die mein teuer Geld verbrennen. Mit Marktwirtschaft haben diese beiden Sumoringer im Mäusezirkus der deutschen Fehrseh- und Rundfunklandschaft jedenfalls herzlich wenig zu tun.
Wo zu dem Ganzen hier im Forum übrigens Hysterie oder "Wallokratie" (selten dämliches Wort übrigens, Spiegel halt) herrschen soll, musst Du auch erstmal zeigen. Von Skandalisierung sind wir ja weit entfernt oder wolltest Du einfach auch mal ein bisschen rumflammen?
Es bezog sich überhaupt nicht aufs Forum, sondern auf Fernseh- und Zeitungsmeldungen. Da gab es einen SPD-Abgeordneten, nicht gerade aus der hintersten Sitzreihe im Bundestag, der von einer "Katastrophe" sprach, die die Sat1-Entscheidung zur Übernahme der Liveberichterstattung von
le tour darstellen sollte. BILD schäumte über das Vebrennen von Gebührengeldern, die die Einstellung der Übertragung angeblich bedeute, auch alle anderen Bundestagsparteien haben sich mit (vor allem) mehr oder (eher weniger) minder schwachsinnigen und alarmistischen Wortmeldungen in die Debatte gestürzt; ungefähr ebenso sinnvoll wie Herrn Tiefensees überaus kluge Bemerkung, man möge doch den Streik der Lokführer bis nach den Ferien vertagen.
Das stand nun alles wirklich nicht im Maßstab zum Anlaß, da wirst Du mir doch sicher zustimmen.