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Fr, 13. Aug 2004, 15:29

Flash hat geschrieben:
Zu Mathe und BWL:
Ich habe jetzt zwei Semester BWL hören müssen, dabei kamen insgesamt fünf Rechnungen vor. Das tolle daran war, daß die Professoren es nicht geschafft haben, auch nur eine einzige dieser Rechnungen korrekt durchzuführen. Es war schon traurig, zu sehen, daß deren Matheverständnis so niedrig ist, daß sie nicht mal merken, daß die Rechnung die sie gerade durchführen absolut sinnlos ist, und niemals zum richtigen Ergebnis führen kann. Da hilft halt auch ein Rechner nichts, wenn schon der Ansatz falsch ist. Aber hey, in einem einzigen Fall ist sogar das richtige rausgekommen. Da waren vier Fehler in der Rechnung, die sich dann am Ende gegenseitig aufgehoben haben.


Hatten wir auch ab und zu, noch besser ist, wenn sie ihre Rechnungen im Skript, die seit 10 Jahren gleich sind, nicht mehr verstehen.

Das ist ja das witzige daran, die können es selber nicht, haben dann aber in den Prüfungen wieder zum Großteil Rechenaufgaben. Da braucht man sich nicht wundern, wenn 70-80% durchfallen.

Early hat geschrieben:
Also ich hab mich immer als jemanden angesehen, der logisch denkt. Also Zusammenhänge erkennt und dann dementsprechend darauf reagiert. In Mathe sah ich persönlich aber nie eine Logik - das war mir alles viel zu abstrakt. Einen Gegenstand mit sowenig Praxis-Verbundenheit sehe ich zumindest nicht als logisch an.


Also wenn Mathe nicht logisch ist, weiß ich es nicht. Wenn ich das richtig verstehe, ist dein Problem also nur, daß es manchaml zu trocken war? Da mußt du dich bei den Lehrern beschweren. Natürlich macht es mehr "Spaß" und ist besser zu verstehen, wenn dir sofort ein praktischer Nutzen aufgezeigt wird, aber das machen nunmal nicht viele Lehrer, die wollen dir nur das Prinzip erklären, was du dann damit machst, ist deine Sache. Wie gesagt, ich hab über mein ganzes Studium verteilt von fast allem etwas gebraucht, nicht nur in den Mathe-Vorlesungen, bin also froh, schon viele Sachen in der Schule gehabt zu haben und hatte entsprechend auch weniger Probleme.

ciao
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Sa, 14. Aug 2004, 13:01

Dirty Harry hat geschrieben:
Ich brauche die Mathe Kenntnisse (zumindest einige davon) im Beruf, aber auch im Privatleben finde ich es ganz nützlich, sei es um einfach mal im Lokal vorab die Rechnung zu überschlagen damit man sich schon mal überlegen kann wieviel Geld man der Saftschlepperschergin gibt, sei es um vor irgendwelchen Basteleien anhand der Skizzen den Materialbedarf auszurechen, eine Statistik in der Zeitung richtig deuten zu können und und und.
Klar lernt man in Mathe auch viel sinnloses, aber vieles kann man doch mal gebrauchen ohne daß einem das sofort bewußt ist daß man das jetzt nur kapiert weil man in Mathe aufgepaßt hat.


Die Grundrechnungsarten habe ich da einmal außen vor gelassen - die man braucht im alltäglichen Leben zur Genüge.

Ich sage ja auch nicht, dass das alles komplett sinnlos ist. Mich ärgert aber die hohe Wertigkeit von Mathe im Schulleben. Es kann ja nicht sein, dass wegen eines Gegenstandes den ein Großteil der Schüler niemals wirklich brauchen wird, zahlreiche Schüler ein oder sogar noch mehr Jahre ihres Lebens vergeuden weil sie sitzenbleiben.
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So, 15. Aug 2004, 10:44

Der praktische Nutzen von Mathematik erschließt sich in vielen Fällen: Wer Fliesen in den vierten Stock hochschleppen soll zum Verlegen, überlegt sich lieber vorher, wie viele er denn genau braucht - oder wie viele Eimer Wandfarbe benötigt werden.

Wer Zinsrechnung beherrscht, wird sich vom Bank"berater" nicht über den Tisch ziehen lassen, was häufig genug geschieht. Am Ende gehört das Haus nicht Dir, sondern Deiner Bank.

Wer keine Ahnung hat von Buchhaltung, wird nie erfahren, wieviel Geld der Buchhalter unterschlägt - bis der gierig wird, und der Laden pleite geht (aber dann ist es zu spät).

Wer Geometrie nicht kann, sollte nicht 3D Studio Max anfassen, um in der Spieleindustrie Modellierer zu werden.

Gewiß - man kann ein Leben ohne Differential- und Integralrechnung führen, aber dann darf man nicht Ingenieur werden. Wenn Deutschland aber eines braucht, dann doch wohl nicht mehr Anwälte, sondern Maschinenbauer und Elektroingenieure.

Wer die Grundregeln der Statistik nicht kennt, wird Statistiken zur Untermauerung seiner Ansichten selten souverän begegnen. Und gerade Statistiken kommt eine enorme Bedeutung zu, wenn politische Entscheidungen getroffen werden sollen. Es ist nicht damit getan, alle Statistiken als "gefälscht" in Bausch und Bogen zu verdammen, denn dann nimmt man sich selbst jede rationale Entscheidungsgrundlage.



Leider werden diese praktischen Bedeutungen der Mathematik von den Mathelehrern nicht offensiv genug "vermarktet". Sie gehen einfach davon aus, daß die Schüler schon einsehen müssen, daß Mathe not tut. Das ist genauso, als ob Mercedes plakatieren würde "Wer nicht unsere Autos kauft, ist einfach zu dumm!"
 
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So, 15. Aug 2004, 12:05

Ssnake hat geschrieben:
Der praktische Nutzen von Mathematik erschließt sich in vielen Fällen: Wer Fliesen in den vierten Stock hochschleppen soll zum Verlegen, überlegt sich lieber vorher, wie viele er denn genau braucht - oder wie viele Eimer Wandfarbe benötigt werden.

Wer Zinsrechnung beherrscht, wird sich vom Bank"berater" nicht über den Tisch ziehen lassen, was häufig genug geschieht. Am Ende gehört das Haus nicht Dir, sondern Deiner Bank.

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Wer die Grundregeln der Statistik nicht kennt, wird Statistiken zur Untermauerung seiner Ansichten selten souverän begegnen. Und gerade Statistiken kommt eine enorme Bedeutung zu, wenn politische Entscheidungen getroffen werden sollen. Es ist nicht damit getan, alle Statistiken als "gefälscht" in Bausch und Bogen zu verdammen, denn dann nimmt man sich selbst jede rationale Entscheidungsgrundlage.

Leider werden diese praktischen Bedeutungen der Mathematik von den Mathelehrern nicht offensiv genug "vermarktet". Sie gehen einfach davon aus, daß die Schüler schon einsehen müssen, daß Mathe not tut. Das ist genauso, als ob Mercedes plakatieren würde "Wer nicht unsere Autos kauft, ist einfach zu dumm!"


Den Nutzen der Grundlagen (Zinsrechnung, etc...) habe ich ja nie abgestritten. Integralrechnung & Co. muss man dagegen zwar als Ingenieur können, alle anderen die eine andere berufliche Laufbahn einschlagen wollen, damit zu quälen ist allerdings schwer übertrieben.

Und Buchhaltung gehört eigentlich eher weniger zur Mathematik. Zudem ist Rechnungswesen und BWL in unserem Schulsystem überraschender- (und unverständlicher-)weise weniger wichtig als Mathe - im Gymnasium lernt man sowas überhaupt nicht! Dabei hätte soetwas viel mehr Praxisnutzen als Mathe.
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So, 15. Aug 2004, 15:07

Das Abitur soll aber studienfähige Schüler hervorbringen. Das heißt nun mal auch Methodenkompetenz und Wissen um mathematische Verfahren. Wer nicht studieren will, soll halt Realschule machen. Wer Profifußballer werden will, braucht nicht mal das (aber er sollte sich besser in kaufmännischen Dingen auskennen, wenn er reich werden und auch bleiben will).
Es ist nicht die Schuld der Abiturkonzeption, daß das Gymnasium mittlerweile zur Regelschule geworden ist und nur eine Minderheit der Abiturienten auch studiert, und daß Firmen selbst dann für ihre Ausbildungsplätze auf Abiturienten bestehen, wenn dies objektiv eigentlich gar nicht nötig wäre.

Abgesehen davon sind mathematische Kenntnisse in Deutschland ohnehin unterdurchschnittlich entwickelt. Wir müßten viel mehr Mathe unterrichten, und gelegentlich auch mal stures Einbimsen zum Einsatz bringen, um die weitverbreitete Mathe-Legasthenie zurückzudrängen. Der volkswirtschaftliche Schaden, der daraus erwächst, daß wir kollektiv nicht gut mit Zahlen umgehen können, ist immens, aber nur schwer zu beziffern. Ich vermute aber, daß wenn manche Entscheider in der Deutschen Bank hätten rechnen können, es keinen Fall Schneider gegeben hätte, und daß auch DaimlerChrysler besser dastünde. Insofern vermute ich einen jährlichen Milliardenschaden, weil ja in jedem Unternehmen auch im Kleinen geschlampt wird. Die Kohle versickert, und kommt nicht mehr dort an, wo sie gebraucht würde.
 
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So, 15. Aug 2004, 18:04

Ssnake hat geschrieben:
Leider werden diese praktischen Bedeutungen der Mathematik von den Mathelehrern nicht offensiv genug "vermarktet". Sie gehen einfach davon aus, daß die Schüler schon einsehen müssen, daß Mathe not tut.

Sehr richtig! Warum habe ich erst während dem Studium die elastische Biegeline als Anwendung der Differentialrechnung kennengelernt. Ich fand es hochinteressant mit mathematischen Methoden "reale" Versagenspunkte, Durchbiegungen etc. zu berechnen, konnte kaum glauben, dass man mit diesem Kram so sinnvolle Sachen machen kann. Warum wurde das nicht rein zur Motivation bereits in der Schule mal angeschnitten? Nein, sattdessen wurden stur *sämtliche* Ableitungsregeln gepaukt und stundenlang an erfundenen Termen ausprobiert. Ein paar schraffierte Flächeninhalte und gezeichnete Anstiegskurven waren da schon die Höhepunkte...

Early hat geschrieben:
... alle anderen die eine andere berufliche Laufbahn einschlagen wollen, damit zu quälen ist allerdings schwer übertrieben.

Zudem ist Rechnungswesen und BWL in unserem Schulsystem überraschender- (und unverständlicher-)weise weniger wichtig als Mathe ... Dabei hätte soetwas viel mehr Praxisnutzen als Mathe.

Ein 12jähriger kennt aber seine Neigungen nicht, bevor er sich nicht tatsächlich an den entsprechenden Themenkomplexen ausprobiert hat. Wenn sich ein 12jähriger bereits in einem konkreten Beruf sieht, ist das mit großer Wahrscheinlichkeit entweder kindliche Spinnerei (Lokomotivführer, Feuerwehrmann...) oder es sind Indoktrinationen seitens der Eltern oder der Unterhaltungsindustrie.

Willst du das Feld der Berufswahl-Meinungsbildung jetzt komplett den Dünnschiss-Medien überlassen? "Marienhof", "GZSZ" und "Bravo" als Vorbilder für die Berufswahl unserer Jugend? Ein schönes Bild bekommt die da von den ganzen smarten Boys und Girls vermittelt: Anwalt (natürlich nur für die spannenden Fälle), Geschäftsmann (was auch immer das ist), Werbedesigner in einer tollen kreativ-hippen Agentur mir lauter sexy Models als Tippsen - ja, das sind coole Berufe. Hauptsache ist aber nicht der Beruf, sondern natürlich dass man stets sauber gestylt und mit Grinsen in der Fresse dumm-oberflächlich durchs Leben geht. Achja: Kohle hat man einfach.

Das Ergebnis sehen wir ja jetzt am Ingenieurmangel, wie Ssnake es bereits beschrieben hat. Wenn die Teenies bei der Fächerwahl in der Schule völlig freie Hand hätten, wäre das ganze noch schlimmer. Mathe? Wie uncool! Physik? Das ist doch was für pickelige Freaks! Und auch noch so anstrengend...

Nein, die Schule ist eine staatliche Institution und hat als solche die Pflicht da gegenzusteuern. In der Schule soll keine Berufsausbildung betrieben, sondern Allgemeinwissen vermittelt werden, damit aus den Kindern mal mündige gebildete Staatsbürger werden. Die Frage, ob man das in der Schule Gelehrte tatsächlich mal braucht, muss gar nicht beantwortet werden, da sie vor dem Bildungsauftrag der Schulen gesehen, gar keinen Sinn macht.

Ciao,

Doc SoLo
 
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Mo, 16. Aug 2004, 08:02

Eine breite Allgemeinbildung ist einfach wichtig, sonst kann man sich das mit den "mündigen Bürgern" gleich abschminken. Daß trotzdem oft bei den Schülern nichts ankommt ist nur zum Teil die Schuld der Schule. (Daß man den Unterricht interessanter gestalten könnte und sollte sehe ich allerdings auch so.)

Daß Mathe einen so hohen Stellenwert hat finde ich absolut richtig, weil man es wie Ssnake schon ausgeführt hat einfach in vielen Berufen zumindest ansatzweise braucht.

Genauso der hohe Stellenwert von Deutsch: Wer die Sprache nicht richtig beherrscht und anspruchsvolle Texte nicht verstehen kann dem bleibt später nur die Bild Zeitung. Prost Mahlzeit.

So gesehen hat man sich bei der Gewichtung der Fächer schon etwas gedacht und das auch imho relativ gut gemacht. Wenn es irgendwo hapert dann bei der Ausführung, sprich beim Unterricht der teilweise wirklich zu trocken vermittelt wird. Die Kinder von heute wollen einfach unterhalten werden, wenn man das ausnutzen würde könnte man ihnen das Wissen auch viel besser vermitteln.
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Mo, 16. Aug 2004, 10:26

Ssnake hat geschrieben:
Das Abitur soll aber studienfähige Schüler hervorbringen. Das heißt nun mal auch Methodenkompetenz und Wissen um mathematische Verfahren. Wer nicht studieren will, soll halt Realschule machen. Wer Profifußballer werden will, braucht nicht mal das (aber er sollte sich besser in kaufmännischen Dingen auskennen, wenn er reich werden und auch bleiben will).
Es ist nicht die Schuld der Abiturkonzeption, daß das Gymnasium mittlerweile zur Regelschule geworden ist und nur eine Minderheit der Abiturienten auch studiert, und daß Firmen selbst dann für ihre Ausbildungsplätze auf Abiturienten bestehen, wenn dies objektiv eigentlich gar nicht nötig wäre.


Also die Sache mit dem Profi-Fußballer ist mal garantierter Blödsinn. Gerade für werdenfr Profi-Sportler ist eine umfassende Ausbildung irsinnig wichtig, da bekanntermaßen nur ein Bruchteil derer die WOLLEN dann auch wirklich ihren Traum erfüllen können. Sei es wegen Verletzungen, fehlenden Talents oder Selbstverschulden (fehlender Trainingswille). Gerade diese sollten dann mit 20+ Jahren wenigstens eine ordentliche Ausbildung (sprich Abitur) haben um dann wenigstens nicht ganz von vorne anfangen zu müssen.

Ssnake hat geschrieben:
Abgesehen davon sind mathematische Kenntnisse in Deutschland ohnehin unterdurchschnittlich entwickelt. Wir müßten viel mehr Mathe unterrichten, und gelegentlich auch mal stures Einbimsen zum Einsatz bringen, um die weitverbreitete Mathe-Legasthenie zurückzudrängen. Der volkswirtschaftliche Schaden, der daraus erwächst, daß wir kollektiv nicht gut mit Zahlen umgehen können, ist immens, aber nur schwer zu beziffern. Ich vermute aber, daß wenn manche Entscheider in der Deutschen Bank hätten rechnen können, es keinen Fall Schneider gegeben hätte, und daß auch DaimlerChrysler besser dastünde. Insofern vermute ich einen jährlichen Milliardenschaden, weil ja in jedem Unternehmen auch im Kleinen geschlampt wird. Die Kohle versickert, und kommt nicht mehr dort an, wo sie gebraucht würde.


Ich glaube wir reden immer noch aneinander vorbei. Dieses "mit Zahlen umgehen können" ist zweifellos auch für viele andere Bereiche wichtig. Sachen wie Logarythmus oder Differentialrechnung braucht im alltäglichen Leben aber wirklich keine Sau. Oder könnt ihr mir da nur ein Beispiel nennen? Und nur zwecks der Allgemeinbildung brauche ich sowas wirklich nicht lernen - da gäbe es zehnmal sinnvollere Möglichkeiten.
CU Early
 
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Mo, 16. Aug 2004, 10:39

Doc SoLo hat geschrieben:
Ssnake hat geschrieben:
Leider werden diese praktischen Bedeutungen der Mathematik von den Mathelehrern nicht offensiv genug "vermarktet". Sie gehen einfach davon aus, daß die Schüler schon einsehen müssen, daß Mathe not tut.

Sehr richtig! Warum habe ich erst während dem Studium die elastische Biegeline als Anwendung der Differentialrechnung kennengelernt. Ich fand es hochinteressant mit mathematischen Methoden "reale" Versagenspunkte, Durchbiegungen etc. zu berechnen, konnte kaum glauben, dass man mit diesem Kram so sinnvolle Sachen machen kann. Warum wurde das nicht rein zur Motivation bereits in der Schule mal angeschnitten? Nein, sattdessen wurden stur *sämtliche* Ableitungsregeln gepaukt und stundenlang an erfundenen Termen ausprobiert. Ein paar schraffierte Flächeninhalte und gezeichnete Anstiegskurven waren da schon die Höhepunkte...


Wäre sicherlich eine Verbesserung. Auch wenn ich es jetzt etwas bezweifele, dass mich die elastische Biegeline als Anwendung der Differentialrechnung sonderlich interessiert hätte. :)

Nur weil dich soetwas interessiert, darfst du selbes auch nicht von allen anderen verlangen.

Doc SoLo hat geschrieben:
Early hat geschrieben:
... alle anderen die eine andere berufliche Laufbahn einschlagen wollen, damit zu quälen ist allerdings schwer übertrieben.

Zudem ist Rechnungswesen und BWL in unserem Schulsystem überraschender- (und unverständlicher-)weise weniger wichtig als Mathe ... Dabei hätte soetwas viel mehr Praxisnutzen als Mathe.

Ein 12jähriger kennt aber seine Neigungen nicht, bevor er sich nicht tatsächlich an den entsprechenden Themenkomplexen ausprobiert hat. Wenn sich ein 12jähriger bereits in einem konkreten Beruf sieht, ist das mit großer Wahrscheinlichkeit entweder kindliche Spinnerei (Lokomotivführer, Feuerwehrmann...) oder es sind Indoktrinationen seitens der Eltern oder der Unterhaltungsindustrie.

Willst du das Feld der Berufswahl-Meinungsbildung jetzt komplett den Dünnschiss-Medien überlassen? "Marienhof", "GZSZ" und "Bravo" als Vorbilder für die Berufswahl unserer Jugend? Ein schönes Bild bekommt die da von den ganzen smarten Boys und Girls vermittelt: Anwalt (natürlich nur für die spannenden Fälle), Geschäftsmann (was auch immer das ist), Werbedesigner in einer tollen kreativ-hippen Agentur mir lauter sexy Models als Tippsen - ja, das sind coole Berufe. Hauptsache ist aber nicht der Beruf, sondern natürlich dass man stets sauber gestylt und mit Grinsen in der Fresse dumm-oberflächlich durchs Leben geht. Achja: Kohle hat man einfach.

Das Ergebnis sehen wir ja jetzt am Ingenieurmangel, wie Ssnake es bereits beschrieben hat. Wenn die Teenies bei der Fächerwahl in der Schule völlig freie Hand hätten, wäre das ganze noch schlimmer. Mathe? Wie uncool! Physik? Das ist doch was für pickelige Freaks! Und auch noch so anstrengend...

Nein, die Schule ist eine staatliche Institution und hat als solche die Pflicht da gegenzusteuern. In der Schule soll keine Berufsausbildung betrieben, sondern Allgemeinwissen vermittelt werden, damit aus den Kindern mal mündige gebildete Staatsbürger werden. Die Frage, ob man das in der Schule Gelehrte tatsächlich mal braucht, muss gar nicht beantwortet werden, da sie vor dem Bildungsauftrag der Schulen gesehen, gar keinen Sinn macht.

Ciao,

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Mit dem derzeitigen System werden aber keine Neigungen zu Mathe geschaffen sondern eher Abneigungen. Die Grundidee Mathe den Schülern näherzubringen ist ja voll o.k. - ist ja in einigen Sachen unbestreitbar wichtig. Es würde allerdings auch reichen, alle anderen, die Mathe nicht wirklich interessiert, nicht bis zum Schmeissen der Schule damit quält. Jeder hat eben andere Stärken und Schwächen. BWL oder Buchhaltung, das ja auch nicht jeden interessiert wird am Gymnasium ja auch nicht unterrichtet.

Und sicher wird in einer Schule auch Berufsausbilung betrieben: Schließlich gibt's ja spezielle Schulen neben dem Gymnasium dafür (zumindest bei uns). Und um die geht's mir ja auch in erster Linie. Bei den unschlüssigen Schüler im Gymnasium ("Ich will irgendwas studieren") soll Mathe meiner Meinung ja auch nicht gekürzt werden. Bei denen aber die zB in eine HAK (Handelsakademie -wirtschaftliche Matura/Abitur) gehen, reicht ein abgespeckter Mathe-Lehrplan voll und ganz.

Und zum Bildungsauftrag: Der Sinn der Schule sollte schon sein, für das Leben und nicht für die Schule zu lernen.
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Mo, 16. Aug 2004, 10:45

Dirty Harry hat geschrieben:
Eine breite Allgemeinbildung ist einfach wichtig, sonst kann man sich das mit den "mündigen Bürgern" gleich abschminken. Daß trotzdem oft bei den Schülern nichts ankommt ist nur zum Teil die Schuld der Schule. (Daß man den Unterricht interessanter gestalten könnte und sollte sehe ich allerdings auch so.)

Daß Mathe einen so hohen Stellenwert hat finde ich absolut richtig, weil man es wie Ssnake schon ausgeführt hat einfach in vielen Berufen zumindest ansatzweise braucht.

Genauso der hohe Stellenwert von Deutsch: Wer die Sprache nicht richtig beherrscht und anspruchsvolle Texte nicht verstehen kann dem bleibt später nur die Bild Zeitung. Prost Mahlzeit.

So gesehen hat man sich bei der Gewichtung der Fächer schon etwas gedacht und das auch imho relativ gut gemacht. Wenn es irgendwo hapert dann bei der Ausführung, sprich beim Unterricht der teilweise wirklich zu trocken vermittelt wird. Die Kinder von heute wollen einfach unterhalten werden, wenn man das ausnutzen würde könnte man ihnen das Wissen auch viel besser vermitteln.


Ein guter Lehrer sollte im Idealfall ein ebenso guter "Showmaster" sein. So haben es zB aus meiner Erfahrung die besten Lehrer die ich gehabt habe gemacht - und bei denen hat man dann wirklich was gelernt.

Außerdem bin ich eher der Meinung, dass man versuchen sollte, soviel Menschen wie möglich eine umfassende Möglichkeit der Ausbilung anzubieten und nicht einen elitären Abiturenten-Zirkel zu bilden und dem Rest der Leute zu sagen: "Ein Abitur wirst du in deinem späteren Beruf eh nie brauchen." Manche Postings hörten sich nämlich irgendwie danach an.
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Mo, 16. Aug 2004, 10:47

Early: Wir reden hier von der Erlangung der allgemeinen Hochschulreife! Und genau dafür braucht man diesen "Scheiss", für jeden anderen normalen Beruf langt auch der normale Realschulabschluss, wo dieser "Scheiss" nicht drankommt. Wer also Abi macht, wird auch damit leben müssen, dass er Stoff dargeboten bekommt, der eindeutig auf spätere Studenten ausgerichtet ist. Denn dafür ist das Gymnasium nunmal da.

Und von wegen Mathe sei so ein riesiger Stellenwert eingeräumt: Wir machen unser Abi hier in 2 Jahren, schlechte Noten wirken dementsprechend stärker auf die Endnote aus. Mathe gehört mit zu den 4 Pflichtfächern (je 2x LK und GK), wie ja ein Jeder weiss. Ich war nie eine grosse Leuchte darin, habe es in einem Halbjahr sogar nur auf 7 Punkte, also eine 3- gebracht. Der Rest lag auch mit Ach und Krach im Bereich 3 und 2- und weisst Du was es ausgemacht hat? Nichts! Meine Abinote lag immer noch unter der 2,0, die Auswirkungen waren also gar nicht erwähnenswert.

Dennoch bin ich immer noch der Meinung, da hätte nichts weggelassen werden sollen und alles war für meinen weiteren Weg irgendwie relevant und sei es auch nur als Fussnote. Wir reden hier von einem Bildungsniveau und dafür muss man auch Kenntnisse der höheren Mathematik besitzen, erst recht wenn man die Hochschulreife erlangen will.
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Mo, 16. Aug 2004, 10:56

Abdiel hat geschrieben:
Early: Wir reden hier von der Erlangung der allgemeinen Hochschulreife! Und genau dafür braucht man diesen "Scheiss", für jeden anderen normalen Beruf langt auch der normale Realschulabschluss, wo dieser "Scheiss" nicht drankommt.

Und von wegen Mathe sei so ein riesiger Stellenwert eingeräumt: Wir machen unser Abi hier in 2 Jahren, schlechte Noten wirken dementsprechend stärker auf die Endnote aus. Mathe gehört mit zu den 4 Pflichtfächern (je 2x LK und GK), wie ja ein Jeder weiss. Ich war nie eine grosse Leuchte darin, habe es in einem Halbjahr sogar nur auf 7 Punkte, also eine 3- gebracht. Der Rest lag auch mit Ach und Krach im Bereich 3 und 2- und weisst Du was es ausgemacht hat? Nichts! Meine Abinote lag immer noch unter der 2,0, die Auswirkungen waren also gar nicht erwähnenswert.

Dennoch bin ich immer noch der Meinung, da hätte nichts weggelassen werden sollen und alles war für meinen weiteren Weg irgendwie relevant und sei es auch nur als Fussnote. Wir reden hier von einem Bildungsniveau und dafür muss man auch Kenntnisse der höheren Mathematik besitzen, erst recht wenn man die Hochschulreife erlangen will.


Ich sehe gerade, dass unsere Schulsysteme doch deutlich unterschiedlich sind.

Bei uns gibt's mit Ausnahme von Lehrberufen eigentlich kaum eine Stelle mehr, die nicht eine Matura voraussetzt. Neben der normalen Pflichtschule (neun Jahre) gibt's bei uns eben neben dem Gymnasium und verschiedener berufsbildender höherer Schulen die alle mit Matura enden zwar bei zweiteren auch noch eigene Fachschulen, die allerdings weitaus schlechter besucht sind bzw. auch sonst nicht wirklich das Gelbe vom Ei sind. Die besucht man eigentlich nur im Notfall, wenn es mit der Matura-Schule partout nicht klappen will bzw. man jetzt einfach mal irgendeine Ausbildung abschließen will. Mal ganz davon abgesehen, dass einer im beruflichen Alltag dann zu 90 % den Kürzeren gegenüber den Maturanten zieht.

Für was steht eigentlich LK und GK?
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Mo, 16. Aug 2004, 10:56

Early hat geschrieben:
Nur weil dich soetwas interessiert, darfst du selbes auch nicht von allen anderen verlangen.

Genau da haben wir es doch! Und nur weil Dich Mathe nicht ineteressiert, ja sogar Dein Hassfach war/ist, sollen wir jetzt ernsthaft über deren Daseinsberechtigung diksutieren? Eigentor würde ich mal sagen...

Achja:

LK = Leistungskurs
GK = Grundkurs

Ich habe LK in Biologie und Deutsch, sowie GK in Mathe und Geschichte gemacht. Und ich studiere Maschinenbau, soviel zur Praxisrelevanz der Schulfächer. *gg* Hat es mir einen Nachteil gfebracht? Nein.
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Mo, 16. Aug 2004, 11:00

Abdiel hat geschrieben:
Early hat geschrieben:
Nur weil dich soetwas interessiert, darfst du selbes auch nicht von allen anderen verlangen.

Genau da haben wir es doch! Und nur weil Dich Mathe nicht ineteressiert, ja sogar Dein Hassfach war/ist, sollen wir jetzt ernsthaft über deren Daseinsberechtigung diksutieren? Eigentor würde ich mal sagen (womit für mich das Thema jetzt auch gegessen ist)...

LK = Leistungskurs
GK = Grundkurs


Wie oft soll ich es noch sagen? Ich diskutiere nicht über die Daseinsberechtigung sondern den Ausmaß des Mathe-Lehrplans in MANCHEN Schulzweigen, in denen ich den Mathe-Stellenwert als übertrieben ansehe.

Ich will Mathe ja nicht abschaffen - obwohl: irgendwie hätte der Gedanke etwas. :wink: :green:
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Mo, 16. Aug 2004, 11:06

Hihihi, sorry für meine wüste Herumeditiererei. Ich wollte noch auf Dein Posting näher eingehen und hab daher 3mal editiert...

Ich bleibe dabei: Erlangung der Hochschulreife ist für mich zwingend mit dem Erwerb von weitergehenden Mathekenntnissen verbunden. Doch nicht nur dort, nein auch in Deutsch, Englisch und vielen anderen Fächern setze ich das einfach mal voraus.
Was bei uns recht gut gelöst wurde, ist die Tatsache, dass man durch das Kurssystem auch schön seinen Neigungen nachgehen kann und sich so gezielt weitergehendes Wissen in bestimmten Bereichen aneignen kann. Da finde ich die Umsetzung recht gut gelungen.
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