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Mo, 9. Aug 2004, 08:13

Was mich an der Rechtschreibereform wirklich nervt ist daß zwar vieles vereinfacht wurde, aber eben nicht konsequent. Hätte man all die seltsamen Sonderregeln die die Sprache hat abgeschafft und bewährtes einfach beibehalten hätten sich wahrscheinlich alle einfacher mit der RR anfreunden können.

Das Eindeutschen von ausländischen Ausdrücken halte ich übrigens für den größten Unfug der Reform. Die meisten der Begriffe kommen ja aus dem englischen, und Englisch lernt heutzutage ja fast jeder, was wieder zu zusätzlichen Konfussionen führt.
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Mo, 9. Aug 2004, 09:04

Abdiel hat geschrieben:
btw: Unser achsobeliebtes "ß" wurde früher tatsächlich "sz" geschrieben. Was wäre daran denn so verkehrt? OK, das ist jetzt eher ein Komprmissvorschlag für beide Seiten, ich könnte mich damit aber sehr gut anfreunden. Die Unterscheidbarkeit ist gegeben und vielleicht erscheint es durch die ähnliche Schreibweise (nur der 2. Buschstabe variiert), ja auch unserem nachwuchs dadurch sogar leichter.
Schreibt die DIN ohnehin vor in Fällen, wo nur Großbuchstaben verwendet werden (z.B. in technischen Zeichnungen) und wo Verwechslungsgefahr besteht - also speziell bei "Masse" und "Maße", die dann ggf. MASZE geschrieben werden sollen. Sieht Scheiße aus, aber die Regel dazu haben wir schon, auch wenn man dazu statt in den Duden in die DIN gucken muß.
 
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Vereinfachungen ja - aber nur, wo sie nicht sinnentstellend werden, und nicht auf dem amtlichen Verordnungsweg. Das hat einmal beim Nynorsk geklappt, ist ansonsten aber stets schiefgegangen. Groteske staatliche Neuschöpfungen wie "Jahresendfigur" und "rauhfutterverwertende Großvieheinheit" sind ja glücklicherweise nicht mal im Osten in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen worden.

Beispiel Finnisch: Sieht sehr ...redundant... im Schriftbild aus, ist aber einfach: Lang ausgesprochene Vokale werden gedoppelt, doppelte Konsonanten werden verwendet, wenn sie Sprechsilben markieren, Kleinschreibung außer für Namen und am Satzanfang. Kein stimloses deenungs-h oder -e meer - eine radikale löösung, dii aber wool in Deutschland nicht durchsetzbar wäre. Gewisse verluste in der spraachlichen differenziirung müsten auch hingenommen werden (meermädchen und meerheiten beispiilsweise). Aber es wäre verdamt noch mal leichter, so eine regel zu leeren und zu lernen.

Von den Finnen lernen, heißt schreiben lernen!
 
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Early hat geschrieben:
Ssnake hat geschrieben:
Jetzt is' aber mal gut: Kein einziger Franzose schert sich um die Frage, ob es Ausländern leicht fällt, Französisch zu lernen. "Sollen sie doch alle verrecken, wenn sie es nicht tun und sich trotzdem nach Frankreich wagen!"
Bloß wir Deutsche sind wieder so gefallsüchtig und stellen bei jeder Gelegenheit unter Beweis, wie gut wir doch alle in Englisch aufgepaßt haben, wenn sich auch nur ein Ausländer mit begrenzten Deutschkenntnissen in eine Gruppe von zehn Deutsch stellt. Keine Frage: Damit gewinnen wir Höflichkeitspreise, und ich mach' das ja auch. Aber wer in Deutschland leben will, dem sollte es auch die Mühe wert sein, Deutsch zu lernen. Spanisch ist nicht so enorm einfach, Russisch nicht, und von Chinesisch, Koreanisch und Japanisch wollen wir mal gleich ganz schweigen.

Ich will mich mit meiner Muttersprache wohlfühlen. Ob irgendwelche Fremden da über zwei, drei Hürden mehr hüpfen müssen, ist mir scheißegal. Ich verlang' ja auch nicht von den Franzosen, daß sie die widersinnigen Einordnungen der Substantiv-Geschlechter (der Sonne, die Mond, die Haus, die Auto, ...) entweder komplett neutralisieren (the soleil, the lune, the maison, the voiture), oder besser gleich ans Deutsche anpassen (sprechen immerhin 130 Millionen Menschen in Europa, statt mickriger 45 für Französisch - also!).


Nur weil es andere nicht besser machen, heißt ja nicht, dass wir es nicht so machen können. Zudem ist es ja meines Wissens eh nur ein netter Bonus, dass durch die RR nicht nur unsere Kinder leichter Deutsch lernen sondern auch Ausländer.

Also, aus meiner Sicht ist das nicht eine Frage von "besser machen", sondern eine absurde Fragestellung, die sich andere Völker gar nicht erst vorlegen. Ich bezweifle auch, daß Deutsch durch die RR wirklich und spürbar leichter geworden ist - ich denke, daß während der nun seit zehn Jahren dauernden "Übergangszeit" (einige Länder hatten ja schon in vorauseilendem Gehorsam zwei Jahre vor der offiziellen Einführung auf die neuen Regeln umgestellt, "weil ja klar war", daß die RR "kommen würde") viele Lehrer durch die "Kann"-Regelungen erst mal fast gar nichts anstreichen, selbst wenn nach neuer und alter Regel durcheinander geschrieben wird. Selbstverständlich sinken dadurch die Fehlerzahlen!
Besser noch, wir schaffen Rechtschreibregeln ganz ab, und jeder schreibt wie er spricht, dann machen wir überhaupt keine Fehler mehr - das wäre doch mal eine konsequente Lösung! :green:
 
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Mo, 9. Aug 2004, 09:45

Early hat geschrieben:
Flash hat geschrieben:
Da stimme ich uneingeschränkt zu. Ich verstehe nur nicht, wieso man *völlig ohne Grund* neue erschaffen soll, wo vorher Klarheit herrschte.

Völlig ohne Grund würde ich nicht sagen. Die Änderungen machen die deutsche Sprache zum großen Teil ja logischer (Aufwand - aufwändig). Das es bei einer Vereinfachung dann eben manchmal zu solchen Uneindeutigkeiten kommen kann, finde ich nicht so tragisch. Wie schon Skrihnschott geschrieben hat: In 99,999 Prozent der Fällen ist es eh klar was man meint.

Die Änderungen, die Uneindeutigkeiten hervorrufen, machen die Sprache nicht einfacher oder logischer, sondern schwieriger und unlogischer. Insbesondere die Getrenntschreibung widerspricht z.B. der Aussprache. Vorher konnte man zusammenschreiben, was man zusammen ausspricht (naja, fast immer), jetzt muß man irgendwelche komischen Regeln wissen, wann man etwas auseinanderschreibt, selbst wenn man es zusammen ausspricht.
Und aufwendig kommt in der Tat von aufwenden. Der Aufwand kommt auch von aufwenden, denn es ist die Menge einer Sache, die man aufgewandt hat (auch wenn heute oft aufgewendet verwendet wird). Der ganze Wortstamm kommt eben von wenden und nicht von Wand. Das lustige ist, beinahe alle dieser Sachen, die angeblich irgenwo herkommen, und deswegen jetzt anders geschrieben werden, sind falsch. Quentchen z.B. kommt auch von Quent, usw.

Early hat geschrieben:
Außerdem ist inzwischen ja auch schon erwiesen, dass sich die Volksschüler in D seit der Rechtschreibreform um etliches leichter tun als davor.

Naja, meine Mutter, die Grundschullehrerin ist, meint, die Schüler machen so oder so jedes Jahr mehr Fehler. ;)


Early hat geschrieben:
Zurückentwickeln wird es sich ganz sicher nicht. Schließlich lernen seit fast zehn Jahren die Schüler ´die neuen Rechtschreibregeln und kennen sie ja auch gar nicht anders. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass sich das wieder zurückentwickelt.

Ich glaube Du unterschätzt die Aktivität einer Sprache. Neue Schreibungen und Ausdrücke entwickeln sich ja nicht in der Schule. "Meeting" wurde z.B. auch sicher nicht an einer Grundschule gelehrt, und steht trotzdem heute im Duden. Ähnliches gilt z.B. auch für die Vergangenheiten von fragen und backen (frug->fragte, buk->backte). Und diese Entwicklung hat die Sprache auch verkompliziert, denn die anderen Verben auf "a" bilden das Präteritum nach wie vor mit u.

Ich sehe es nicht so, dass die Schüler die alten Standards nicht schaffen, sondern vielmehr so, dass es in den letzten Jahren viel viel mehr als früher zu lernen gibt. Schließlich ist der Lehrplan in den Schulen stark gewachsen. Da leiden natürlich auch die alten Gegenstände darunter. Bei vielen anderen Gegenständen hat man eh nicht die Möglichkeit großartig was zu ändern, aber gerade die deutsche Sprache ist da noch relativ leicht zu vereinfachen - eben auch weil sie so komplex ist.

Das trifft auf die weiterführenden Schulen sicher zu, aber auf die Grundschule mit Sicherheit nicht. Ich habe da schon ein bißchen Einblick wegen meiner Mutter, und sowohl die Ansprüche als auch die Menge des gelehrten Stoffes sinken stetig. Da ist selbst zwischen meiner Grundschulzeit und heute schon ein Unterschied zu erkennen.
 
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Um ehrlich zu sein, sehe ich nicht, warum es ein Problem sein sollte, dass man weiterhin die alte und die neue Rechtschreibung alternativ nebeneinander erlaubt. Von babylonischen Sprachver(w)irrungen wären wir trotzdem weit entfernt...
Cheers,
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Mo, 9. Aug 2004, 10:27

Ssnake hat geschrieben:
Early hat geschrieben:
Nur weil es andere nicht besser machen, heißt ja nicht, dass wir es nicht so machen können. Zudem ist es ja meines Wissens eh nur ein netter Bonus, dass durch die RR nicht nur unsere Kinder leichter Deutsch lernen sondern auch Ausländer.

Also, aus meiner Sicht ist das nicht eine Frage von "besser machen", sondern eine absurde Fragestellung, die sich andere Völker gar nicht erst vorlegen. Ich bezweifle auch, daß Deutsch durch die RR wirklich und spürbar leichter geworden ist - ich denke, daß während der nun seit zehn Jahren dauernden "Übergangszeit" (einige Länder hatten ja schon in vorauseilendem Gehorsam zwei Jahre vor der offiziellen Einführung auf die neuen Regeln umgestellt, "weil ja klar war", daß die RR "kommen würde") viele Lehrer durch die "Kann"-Regelungen erst mal fast gar nichts anstreichen, selbst wenn nach neuer und alter Regel durcheinander geschrieben wird. Selbstverständlich sinken dadurch die Fehlerzahlen!
Besser noch, wir schaffen Rechtschreibregeln ganz ab, und jeder schreibt wie er spricht, dann machen wir überhaupt keine Fehler mehr - das wäre doch mal eine konsequente Lösung! :green:


Nichts verwechseln jetzt! Die Schüler die umlernten (so wie bei mir), die durften beides schreiben, auch gemischt - das stimmt.

Die Untersuchungen auf die ich mich beziehe (ich habe leider keinen Link - die Sache ging schon vor ein, zwei Jahren durch die Presse), beziehen sich auf Volksschüler die rein nach der neuen Rechtschreibung gelernt haben - und die haben angeblich deutlich weniger Fehler gemacht als früher.
CU Early
 
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Mo, 9. Aug 2004, 10:38

Flash hat geschrieben:
Die Änderungen, die Uneindeutigkeiten hervorrufen, machen die Sprache nicht einfacher oder logischer, sondern schwieriger und unlogischer. Insbesondere die Getrenntschreibung widerspricht z.B. der Aussprache. Vorher konnte man zusammenschreiben, was man zusammen ausspricht (naja, fast immer), jetzt muß man irgendwelche komischen Regeln wissen, wann man etwas auseinanderschreibt, selbst wenn man es zusammen ausspricht.
Und aufwendig kommt in der Tat von aufwenden. Der Aufwand kommt auch von aufwenden, denn es ist die Menge einer Sache, die man aufgewandt hat (auch wenn heute oft aufgewendet verwendet wird). Der ganze Wortstamm kommt eben von wenden und nicht von Wand. Das lustige ist, beinahe alle dieser Sachen, die angeblich irgenwo herkommen, und deswegen jetzt anders geschrieben werden, sind falsch. Quentchen z.B. kommt auch von Quent, usw.


Da stimme ich dir teilweise zu. Mit einigen Sachen der RR kann ich mich auch nicht anfreunden. Ich glaube aber, dass es für uns - die die Sprache schon kennen - eher schwer ist, solche Sache zu beurteilen, ob sich die Volksschüler jetzt wirkich leichter tun oder nicht. Da spielt auch einfachj viel Gewohnheit mit.

Flash hat geschrieben:
Early hat geschrieben:
Außerdem ist inzwischen ja auch schon erwiesen, dass sich die Volksschüler in D seit der Rechtschreibreform um etliches leichter tun als davor.

Naja, meine Mutter, die Grundschullehrerin ist, meint, die Schüler machen so oder so jedes Jahr mehr Fehler. ;)


Das ist dann natürlich traurig.


Flash hat geschrieben:
Ich glaube Du unterschätzt die Aktivität einer Sprache. Neue Schreibungen und Ausdrücke entwickeln sich ja nicht in der Schule. "Meeting" wurde z.B. auch sicher nicht an einer Grundschule gelehrt, und steht trotzdem heute im Duden. Ähnliches gilt z.B. auch für die Vergangenheiten von fragen und backen (frug->fragte, buk->backte). Und diese Entwicklung hat die Sprache auch verkompliziert, denn die anderen Verben auf "a" bilden das Präteritum nach wie vor mit u.


Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schüler ihre Deutsch-Regeln, die sie jahrelang gelernt haben, plötzlich umändern und großteils nach den alten Regeln schreiben wollen. Ich glaube, da unterschätzt du den Einfluss der Alten auf die Jungen.

Flash hat geschrieben:
Das trifft auf die weiterführenden Schulen sicher zu, aber auf die Grundschule mit Sicherheit nicht. Ich habe da schon ein bißchen Einblick wegen meiner Mutter, und sowohl die Ansprüche als auch die Menge des gelehrten Stoffes sinken stetig. Da ist selbst zwischen meiner Grundschulzeit und heute schon ein Unterschied zu erkennen.


Also wenn ich mir anschaue, wieviel Englisch die schon in der Volksschule lernen (was ja absolut richtig ist - kann man nicht früh genug anfangen), dann würde ich schon sagen, dass der Lehrplan ausgiebiger ist als früher. Aber da du den besseren Einblick in die Materie hast, werde ich das wohl glauben müssen. :) Ist natürlich dann wirklich bitter - woran das liegen mag, ist wohl einen eigenen Thread wert. (die neue RR schließe ich aber mal aus).
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Mo, 9. Aug 2004, 11:27

Skrihnschott hat geschrieben:
Um ehrlich zu sein, sehe ich nicht, warum es ein Problem sein sollte, dass man weiterhin die alte und die neue Rechtschreibung alternativ nebeneinander erlaubt. Von babylonischen Sprachver(w)irrungen wären wir trotzdem weit entfernt...


Stimmt, im täglichen Sprachgebrauch kümmert das doch eh keinen, Hauptsache es ist verständlich zu lesen.

Von einem "jeder schreibt wie er will" halte ich allerdings überhaupt nichts, das macht das Lesen manchmal sehr mühselig. Aber zwei Schreibweisen nebeneinander wären durchaus verkraftbar.
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Mo, 9. Aug 2004, 11:52

Early hat geschrieben:
Also wenn ich mir anschaue, wieviel Englisch die schon in der Volksschule lernen (was ja absolut richtig ist - kann man nicht früh genug anfangen), dann würde ich schon sagen, dass der Lehrplan ausgiebiger ist als früher. Aber da du den besseren Einblick in die Materie hast, werde ich das wohl glauben müssen. :) Ist natürlich dann wirklich bitter - woran das liegen mag, ist wohl einen eigenen Thread wert. (die neue RR schließe ich aber mal aus).


Stimmt, an Englisch hatte ich nicht gedacht. Naja, ein Gymnasiumslehrer meinte mal, "die lernen in 4 Jahren das, was sie vorher bei uns in 4 Wochen gelernt haben", aber ob das so stimmt, weiß ich nicht. Was aber auf jeden Fall stimmt, ist, daß Grundschullehrer, die 20 Jahre lang kein Wort Englisch geredet haben, nach ein paar Stunden Fortbildung auf einmal Englischlehrer sind. Aber das ist auch schon wieder ziemlich Offtopic.
 
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Mo, 9. Aug 2004, 12:36

Abdiel hat geschrieben:
btw: Unser achsobeliebtes "ß" wurde früher tatsächlich "sz" geschrieben. Was wäre daran denn so verkehrt? OK, das ist jetzt eher ein Komprmissvorschlag für beide Seiten, ich könnte mich damit aber sehr gut anfreunden. Die Unterscheidbarkeit ist gegeben und vielleicht erscheint es durch die ähnliche Schreibweise (nur der 2. Buschstabe variiert), ja auch unserem nachwuchs dadurch sogar leichter.


Gerne, aber dann bitte auch wieder ai statt ä, oi statt ö und ui statt ü. ;-)

Ssnake hat geschrieben:
doppelte Konsonanten werden verwendet, wenn sie Sprechsilben markieren


Jetzt steh ich etwas auf der Leitung: Was meinst du mit Sprechsilben?
 
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Mo, 9. Aug 2004, 13:18

Das mit dem "sz" ist mir auch neu. Daß es die Möglichkeit gibt, ist mir bekannt, aber allgemeiner Usus war das doch wohl nie. Kann jemand ein paar Beispiele dafür anführen?

Man darf nicht vergessen, daß bis weit ins 19. Jahrhundert hinein der überwiegende Teil deutschsprachiger Publikationen in Frakturschrift gedruckt worden ist. Aus dieser ist dann das ß in die Lateinische Schrift übernommen worden. So praktisch gesinnte Menschen waren unsere Vorfahren! Warum zwei Buchstaben schreiben, wenn es auch mit einem geht. :)
 
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Mo, 9. Aug 2004, 14:39

fflood hat geschrieben:
Ssnake hat geschrieben:
doppelte Konsonanten werden verwendet, wenn sie Sprechsilben markieren


Jetzt steh ich etwas auf der Leitung: Was meinst du mit Sprechsilben?

Silben, die bei der Aussprache auch getrennt betont werden. Beispielsweise...

...Af-fe, Waf-fel-ei-sen, Nim-mer-satt - aber:
...Schnell-durch-gang

Da alles kurz ausgesprochen wird, was nicht lang gesprochen wird, gibt es im Finnischen keinen Grund zur Konsonantenverdoppelung, es sei denn, daß der Doppelkonsonant das Ende und den Anfang einer neuen Silbe markiert, die getrennt betont werden.
 
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Di, 10. Aug 2004, 19:11

Robert Menasse schlägt zu:


"Rassistisch, neoliberal, reaktionär"

Eine lebende Sprache lebt eben darum, weil sie sich im Gebrauch weiterentwickelt. Und nicht, weil Bürokraten für sie Veränderungen beschließen. Plädoyer wider die zwangsassimilierte Rechtschreibung. Von Robert Menasse




Eine lebende Sprache lebt, weil sie sich im Gebrauch verändert und weiterentwickelt, und nicht, weil Bürokraten für sie Veränderungen beschließen.

Warum also wird in die Entwicklung einer Sprache eingegriffen, statt wie bisher Veränderungen, die sich durchgesetzt haben, einfach unter dem kollektiven Pseudonym „Duden“ festzuschreiben?

Die Antwort zeigt sich nicht im Anspruch, sondern im Wesen der Rechtschreibreform: So unlogisch und inkonsequent sie im Einzelnen erscheint, im Ganzen ist sie von erschreckender Logik und verheerender Konsequenz.

Erstens ist diese Reform rassistisch. Bei der Schreibung deutscher Wörter wird verstärkt auf ihre etymologische Herkunft rekurriert, während Lehn- oder Fremdwörter unumwunden eingedeutscht und den deutschen Schreibregeln unterworfen werden, ohne dass ihre Herkunft eine Rolle spielte.

Während Fremdwörter zwangsassimiliert werden, bekommen „heimische“ Wörter den Ahnenpass ausgestellt.

Zweitens ist diese Rechtschreibreform neoliberal, also auf jene Weise reglementierend, die jederzeit die Verbindlichkeit von Regeln zu Gunsten sehr individueller Bedürfnisse aufhebt.

Es gibt nun richtige, vormals richtige, in der Praxis noch immer richtige, aber auch zeitlich begrenzt richtige, schließlich auszuprobierende Schreibweisen.

Die Reform hat, auch wenn sie es noch so oft behauptet, nichts erleichtert, sondern ein Chaos geschaffen, in dem nun abgewartet werden soll, wer am Ende der Stärkere sein wird, der am Ende siegt.

Es gibt kein Denken ohne Sprache.

Der Anspruch der Vereinfachung der Regeln keucht vor Gier danach, das gesellschaftliche Denken zu versimpeln, während die Simplifizierungen durch eine Reihe von Alternativen verwirrt wird. Das ist eine Sprachpolitik, die unter dem Motto steht: „Survival of the fittest“ (Das ist das einzige Deutsch, das die Reformer verstehen!)

Drittens ist diese Reform auf geradezu groteske Weise rückwärtsgewandt. Während sie die sprachliche Entwicklung, die sich etwa durch E-Mail oder SMS durchsetzt, in ihrem Regelwerk nicht berücksichtigt, restauriert sie alte, längst überholte Regeln: Die angeblich neue Doppel-s-Regelung hatten wir genau so schon einmal unter dem Namen „Heysesche s-Regel“ vor hundert Jahren. Sie ist untergegangen und vergessen worden. Warum wird diese Leiche wieder ausgegraben?

Ich will in meiner Sprache leben – aber ohne das Korsett von Rassismus, Neoliberalismus und groteske Rückwärtsgewandtheit. Ich spreche und schreibe Deutsch. Das große, weite und tiefe Deutsch, das die Reformer nicht verstehen. Und nicht ertragen.

Robert Menasse ist Schriftsteller und lebt in Wien.



http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/941/36905/


Der Vorwurf des Rassismus erscheint zunächst grotesk, wenn man jedoch darüber nachdenkt, wird er zunehmend plausibel. Menasse hat durchaus recht, wenn er feststellt, daß unter dem Deckmantel einer Modernisierung der deutschen Grammatik genau das Gegenteil stattfindet. Tatsächlich würde man eine solche Reform eher in den dreißiger Jahren des letztens Jahrhunderts als in den neunziger Jahren erwarten erwartet haben können.
 
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Mi, 11. Aug 2004, 07:40

Irgendwie erinnert mich das an das "Neusprech" aus Orwells 1984.... na gut, es ist ein paar Jahre später gekommen aber der Grundgedanke der Vereinfachung war ja auch dahinter. Wer will das überhaupt vereinfachen und zu welchem Nutzen? Die Menschheit verblödet doch so schon schnell genug, warum das auch noch fördern. Und was ist so schlimm daran wenn manche Leute mangels korrekter Rechtschreibung einzelne Wörter einmal falsch schreiben?
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