Bei irgendwelchen Viechern,Höhe oder engen bzw. vollen Räumen ist sowas imho noch irgenwie verständlich aber wenn mir meine Kollegin erzählt , sie habe eine Freundin mit einer "Fussphobie" kann ich sowas nicht glauben. Ich meine stirbt diese Freundin jeden Morgen beim Duschen tausend Tode oder wie läuft das ab wenn sie sich mal die Füsse wäscht ? Wie bekommt man eigentlich solche Phobien? Hat man mal schlechte Erfahrungen gemacht mit Füssen, oder wie läuft das? Gibt es sowas echt?
Gibt's wirklich und ist vor allem gar nicht so bizarr, wie es erstmal scheinen mag.
Was damit zu tun hat, dass Angst nach einem fast nicht intellektuell steuerbaren Aktion-Reaktion-Schema abläuft und sich zudem der Auslöser für Angstreaktionen verschieben kann. Ich versuche das mal mit einem Beispiel zu beschreiben:
Jemand fällt von einer Mauer, bricht sich sein Bein, die Wunde blutet, der Betroffene wird auf Grund der Schmerzen ohnmächtig. Der Sturz, das kaputte Bein, das Blut und die folgende Ohnmacht werden idR als *ein* schreckliches Ereignis wahrgenommen und abgespeichert. Objektiv „sinnvolles“ Lernverhalten des Körpers, wäre in Zukunft ein Wenig vorsichtiger bzw. „ängstlicher“ in tatsächlich gefährlicher Höhe zu sein. So nach dem Motto „IF Großehöhe THEN Fluchtreaktion()“.
Wenn man aber Pech hat, kann genauso gut eine Fehlschaltung erfolgen (evtl. wegen wiederholter negativer Erfahrungen in einem Bereich). Ohne dass der Betroffene großen Einfluss darauf hätte, löst der Körper Angstsymptome aus. Etwa, dass allein der Gedanke an die Ohnmacht, der Anblick von gebrochenen Gliedern, Blut oder nur die Vorstellung von Schmerz zu Angstreaktionen führt. Der Körper reagiert also in Zukunft (mal stärker, mal schwächer) mit Angstsymptomen (kalter Schweiß, Schwindel, Kurzatmigkeit, Tunnelblick, Fluchtreflex) auf Situationen, die objektiv ungefährlich sind. In obigem Beispiel etwa der Anblick von Blut. Der Betroffene wird sich plötzlich in einer zunehmenden Anzahl von Situationen wiederfinden, die ihm Angst machen (Metzger, Arzt, brutale Kinofilme, etc.).
Der Körper schüttet hier in Alltagssituationen Adrenalin und Noradrenalin in Mengen aus, die zum Dopen eines Rhinozerosses reichen würden. Der Betroffene fühlt sich jedesmal als würde er sterben ... im Zweifel sogar schlechter. Die negativen Gefühle führen wiederum zum Vermeidungshandeln. Ab einem gewissen Punkt reicht dann unter Umständen der Gedanke an das verhasste Objekt aus, um die Angst-Reaktionen zu triggern.
Und dann kann es eben passieren, dass die Angst weiterwandert. Der Betroffene sitzt zB im Eiscafe, schaut seiner Nachbarin auf die Füße, sieht die rot lackierten Fußnägel und denkt im ersten Moment es wäre Blut. Das löst wiederum eine Angstattacke aus. Von diesem Zeitpunkt liegt die Angst nahe, man müsse auch in Zukunft all diese verhassten Symptome erleben, wenn man wieder rot lackierte Füße sieht (also im Prinzip Angst vor der Angst). Ob der Bezugspunkt jetzt „Füße“ oder vielleicht sogar die Farbe „Rot“ ist, spielt keine Rolle: Die Angst ist jedenfalls auf ein Auslöserobjekt gewandert, das ein Außenstehender nicht mehr mit Angst in Verbindung bringen kann. Man wird den Betroffenen wohl für verrückt halten, wenn er beim Anblick eines Sandalengeschäfts anfängt zu hyperventilieren. Das Problem: Dem Betroffenen ist bewusst, dass seine Reaktion auf Auslöser x nicht „normal“ ist. Er wird sich selbst für verrückt halten. Aber diese Prozesse kann man nur in Grenzen steuern. Wenn eine solche „Fehlschaltung“ im Gehirn erstmal vorhanden ist, reagiert der Körper einfach. Und zwar mit „echter“, also empirisch messbarer Angst.
Prinzipiell hilft wirklich nur Desensibilisierung. Also so lange sich selbst der angstbesetzten Situation auszuliefern, bis der Körper „verstanden“ hat, dass dieser Auslöser keine objektive Gefahr birgt. Aber bis dahin hat man einen heftigen Leidensweg vor sich, würde ich mal behaupten…