Eigentlich kann ich mir ja jedes weitere Wort sparen, wo es Ssnake wieder einmal so eloquent ausgedrückt hat. Ein paar Dinge muß ich allerdings doch noch loswerden.
Early hat geschrieben:Mal ganz davon abgesehen, dass der Aufwand von obigem Szenario nur bei wirklichen Spitzenkräften gemacht wird. Bei 98 % der Menschen würde man mit so einem Gentest ja schwer übers Ziel hinausschießen.
Das hängt nur davon ab, wie teuer so etwas ist. Wenn man moralische Bedenken ausblendet, wird es zu einer reinen Kosten-Nutzen-Rechnung. Und davon abgesehen: Auch Spitzenkräfte haben ein Anrecht auf eine vernünftige Behandlung. Unrecht ist auch dann Unrecht, wenn es nur einer Person geschieht - und damit erst einmal inakzeptabel.
Early hat geschrieben:Einen Chip mit meinen wichtigen gesundheitstechnischen Daten darauf gespeichert, der möglicherweise mal mein Leben retten kann, würde ich nicht als Augenauswischerei ansehen.
Die Fälschungssicherheit bei Personal-Ausweisen mit biometrischen Daten zu erhöhen finde ich wie gesagt auch nicht schlecht. Was spricht wirklich dagegen, neben meinem Foto auch meinen Fingerabdruck zu platzieren?
Wenn Du irgendwelche Daten mit Dir herumtragen
willst: Bitte, nur zu. Wenn Du wirklich schwere Krankheiten hast, die z.B. im Falle eines Unglücks eine besondere Behandlung nötig machen, mag da ja auch ein gewisser Sinn vorhanden sein. Aber es ist für mich absolut inakzeptabel, daß ich per Gesetz dazu gezwungen werden soll, Daten preiszugeben, deren Veröffentlichung ganz allein meine Sache bleiben muß, da sie in falschen Händen gegen mich verwendet werden könnten.
Und den Fingerabdruck braucht man schlicht und ergreifend nicht, wenn man schon ein Foto hat. Ich will nicht pauschal in einer Kartei landen, in der sonst nur Verdächtige und Verbrecher landen, nur damit sich irgendjemand der Illusion hingeben kann, besser geschützt zu werden.
Early hat geschrieben:Das ist allerdings ganz natürlich. Oder würdest du dir gerne eine Artikel über einen gelungenen Charterflug von Leverkusen nach Mallorca durchlesen?
Erstens: Wer mich jemals auf Mallorca erwischt, darf mich straffrei erschießen.
Zweitens: "Natürlich" (passender wäre wohl der jeglicher Interpretation freigegebene Begriff "normal") mag das ja sein, aber es trotzdem nicht hinwegzudiskutieren, daß hierdurch ein absurd falsches Weltbild entsteht. So fühlen sich die Leute zunehmend durch Gewaltverbrechen bedroht, obwohl selbige eher rückläufig sind. Warum wohl? Genauso verhält es sich ja schon mit dem Lieblingthema der Datenschutzverletzer, dem Terrorismus: Neulich habe ich erste wieder eine Umfrage gesehen, nach der sich fast 40% aller Deutschen von Terrorismus bedroht fühlen. Ojemine, kann ich da nur sagen! Da ist es vermutlich wahrscheinlicher, von einem Dachziegel erschlagen zu werden. Was jetzt kein Plädoyer dafür sein soll, terroristischen Organisationen freie Hand zu lassen. Aber genauso wenig darf Terrorismus zum Totschlagsargument für die schleichende Einführung eines Überwachsungsstaates sein.
Wie Ssnake so schön gesagt hat: Es geht hier um Freiheits
rechte. Wenn Du Dich mit einem Haufen Daten über Deine körperliche Verfassung in der Tasche sicherer fühlst, will und darf ich Dich nicht daran hindern. Aber gegen eine Zwangsverordnung - und nichts anderes wäre eine flächendeckene Einführung von biometrischen Daten auf Ausweisen - wehre ich mich hiermit vehement. Das Grundgesetz scheint dabei durchaus auf meiner Seite zu sein.
Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001