Tatsächlich ist es ja so, daß man beobachten kann, daß Parteien, die sich betrogen fühlen, auch Rachegedanken in ihr weiteres Verhalten einfließen lassen - also Strategien, die auch dann gewählt werden, wenn sie für einen selbst nachteiliger als andere Alternativen sind, Hauptsache, dem Gegner wird auch geschadet.
Nun mag der einzelne Arbeitnehmer gegenüber einem Konzern keine besonderen Machtmittel haben. Dafür kann man sich zu Kollektiv-Organisationen zusammenschließen - Gewerkschaften. Ich bin zwar kein Freund der Gewerkschaften in Deutschland, weil sie mir vor allem als rücksichtslose Vertreter der Interessen von Arbeitsplatz
besitzern und eben nicht aller Arbeitnehmer (also auch der Arbeitslosen) erscheinen. Das soll aber nicht heißen, daß ich das Konzept von Gewerkschaften an sich ablehne.
Und ja, ich betone in Diskussionen zur Wirtschaftspolitik gerne die ordnungspolitische Linie minimalen Staatseinflusses, weil sie mir in Deutschland generell zu wenig offensiv und zu wenig sachkundig vertreten wird (irgendjemand muß es ja mal tun). Vieles, was als Martversagen angeprangert wird, ist oftmals ein Versagen der Ordnungspolitik, die Marktkräfte gar nicht erst zur Entfaltung kommen läßt. D.h. man verhindert Markt, und kreidet das Versagen anschließend dem Markt an. Das ist entweder unehrlich oder inkompetent (ich fürchte, häufiger letzteres).
Das bedeutet allerdings nicht, daß ich überzeugter Anhänger einer "Manchester-Ideologie" wäre. Aber wenn mindestens vier der fünf größten Parteien in Deutschland ihre Rhetorik und praktische Politik fast komplett an sozialdemokratischen oder gar sozialistischen Gedankenkonstrukten ausrichten, fällt es schon schwer, auch nur grundlegende Erkenntnisse der Volkswirtschaftslehre zu vertreten, ohne gleich in die Ecke der "neoliberalen Teufel" gestellt zu werden. Na schön, man soll ja umarmen, was man nicht ändern kann.
