Di, 17. Dez 2002, 08:10
Ich wusste erst nicht so recht ob ich ihm gratulieren soll aber jetzt mache ich es doch:
Herzlichen Glückwunsch zum ersten Geburtstag EURO, heute vor einem Jahr wurdest Du zum ersten mal auf die Menscheit losgelassen.
Hardbern
Hierzu noch ein kleiner Auszug aus der heutigen Berliner Zeitung:
BEZIEHUNG
Das erste Jahr mit meinem Dritten
von Regine Sylvester
Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben. Diesen Schlager habe ich letztes Jahr zu Silvester gesungen. Ich wollte mir Mut machen, denn eine feste Beziehung stand bevor - immerhin schon die dritte. Ich war unsicher, folgte aber dem Rat eines früher mächtigen Mannes. Er hatte die Verlobung arrangiert und behauptete, dass ich mit dem Dritten grenzenlos glücklich würde. Sein Nachfolger sagte in der Hochzeitsnacht, dass sich nun erfülle, "wovon die Menschen jahrhundertelang geträumt haben". Die Mehrheit der Verwandtschaft auf dem europäischen Kontinent war derselben Ansicht. Es sei, sagte man, eine Frage der Vernunft.
Die Vernunftfrage hatte sich bei meinem Ersten nicht gestellt - er war ein armer Schlucker aus dem Osten. Aber in unserer Wohngegend gab es nichts Besseres. Wir kannten uns von Kindheit an und lebten bescheiden. Mein Erster wurde immer blasser und ausgezehrter, bis er schließlich in einem Stollen bei Halberstadt verschwand.
Da hatte ich schon ein halbes Jahr mit dem Zweiten geflirtet, der zur Begrüßung mit einem Hunderter winkte und im Juli 1990 eine Einheirat in seine reiche Familie ermöglichte. Ich wäre gerne mit ihm alt geworden, aber er übergab mich ohne Diskussion an den Dritten und sich selbst den Flammen, wobei er in Wärme verwandelt wurde. Spendabel bis zum Schluss.
Der Neue sitzt seit einem Jahr bei mir zu Hause, aber wir haben uns nicht lieb gewonnen. Ich vertraue ihm nicht. Um die Wahrheit zu sagen: Ich glaube, dass er mir auf der Tasche liegt. Man darf das aber nicht laut sagen. Bei dem kleinsten kritischen Wort melden sich erfahrene Eheberater und behaupten, dass ich mir das alles nur einbilde, wenn ich den Neuen für kostspielig halte.
Die Therapeuten schieben so genannte Warenkörbe heran, in denen Hunderte von Produkten liegen und vergleichen die Preise. Demnach fahre ich mit dem Dritten finanziell nur ein klein wenig schlechter als mit dem Zweiten. Allerdings rechnen sie mit einer durchschnittlichen Verbraucherin, persönlich kennen sie mich gar nicht. Sie sagen, der Neue könne mir einen Videorecorder günstig besorgen. Ich will aber keinen, der alte funktioniert noch. Danone Gran Frutta ist jetzt billiger, aber ich mache mir nichts daraus. Dafür esse ich gerne Tomaten, offenbar ganz gegen den Durchschnitt. Die sind viel teurer geworden, seit der Dritte die Preise festlegt. Ungefähr so viel teurer wie Stiefelbesohlen oder Reinigung. Wenn ich mit dem Neuen mal ausgehe, ins Restaurant oder auch nur ins Kino, erweist sich mein Begleiter als schwere Last. Mein Lebenswandel liegt im Warenkorb durchschnittlicher Bedürfnisse und fühlt sich unverstanden.
Leider war ich im letzten Jahr nicht im Ausland und habe so das eine verbürgte Glück mit dem Dritten verpasst: die gemeinsame Währung mit elf Verwandten. Der Dritte als Reisepartner hätte mir den Stress mit dem Geldumtausch erspart. Aber so schlimm ist der mir gar nicht in Erinnerung.
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Es könnte schlimmer sein.
Es ist schlimmer.