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Erstmal muß ich Dich auf einen geschichtlichen Fehler hinweisen:

Die Pyramiden wurden von freiwilligen Arbeitern errichtet, Sklaven gab es praktisch keine. (Wobei man freiwillig hier etwas freier interpretieren muß.) Jedenfalls arbeitete der größte Teil nur in der Zeit wenn der Nil die Felder überflutete (ca. 3 Monate lang) und man ohnehin nicht auf selbigen arbeiten konnte. Außerdem wurden die Arbeiter an den Pyramiden gut versorgt. Eine Knochenarbeit war es natürlich trotzdem, und natürlich auch nicht ungefährlich, aber die Versorgung war gut und die Leute glaubten etwas für einen höheren Zweck zu tun. Immerhin war der Pharao ein göttliches Wesen.

Zur aktuellen Situation:
Ob Enteignung und die Abschaffung des Kapitalismus nun das richtige Mittel sind wage ich zu bezweifeln, dieses System hat auch nicht funktioniert und letztendlich arbeiten da nur noch mehr Menschen unter noch schlechteren Bedingungen für den noch größeren Wohlstand von noch mehr Menschen.

Aber man muß ja auch nicht gleich von einem extrem ins andere Springen, für mich wäre einfach ein bißchen Wirtschaftsethik wünschenswert die den Aktienkurs auch an soziale Aspekte geknüpft werden. (Wie z.B. die Schaffung von Arbeitsplätzen.)

Ansonsten gebe ich Dir recht daß in diesem Land einige Leute für viel zu wenig Leistung viel zu viel Geld bekommen. Nicht recht gebe ich Dir insofern als das ein Arbeitsloser in der Sozialhilfewohnung überhaupt keine Chance hat seine Lebensumstände zu verbessern. Natürlich ist es momentan teilweise schwer Arbeit zu bekommen, aber unmöglich ist es nicht. Und das System verhindert oder erschwert es auch nicht. Daß es kaum möglich ist es mit demokrafischen Mitteln zu verändern ist mir klar, dafür zählt eine Stimme zu wenig. Aber niemand hindert einen daran sich umzusehen und nach Arbeit zu suchen.
Und auch klar ist daß es in diesem System Verlierer gibt, die gibt es aber auch in jedem anderen System. Und hier werden die "Verlierer" wenigstens noch einigermaßen vom Staat versorgt, schau Dir mal an wie das in anderen Ländern so ist.

Grundsätzlich habe ich übrigens nichts dagegen wenn die Wohlhabenden (zu denen ich sicher auch zähle) noch etwas mehr zahlen müßten, aber nur wenn dadurch sich auch wirklich etwas zum besseren verändert.

Wenn Du Dich über die aktuelle "Du bist xxx"-Werbekampagne aufregst kann ich das verstehen, aber was sollen Sie denn sonst für eine Werbekampagne machen: "Du bist ein Wurm, also halt die Klappe!"?
Michael Schumacher kam auch nicht gerade aus reichem Hause und heute ist er einer der reichsten Deutschen. Aus eigenem Antrieb (oder dem von Ferrari). Daß dieser Sack dann nichts besseres zu tun hat als nach Monaco auszuwandern und den Staat um die Steuern zu prellen halte ich allerdings auch für eine miese Tour. Aber das passiert eben wenn der Steuersatz so hoch wird. Was will man dagegen machen?
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Mo, 17. Okt 2005, 10:04

Wobei man wahrscheinlich sagen muss, dass ihr in Ost-Deutschland sicher auch noch einen gehörigen Aufholbedarf habt. Von heute auf morgen könnt ihr natürlich nicht auf die westlichen Standards kommen.

Weil hier immer wieder davon gesprochen wird, dass man eigentlich keine Chance hat aus niederen Schichten kommend, sein Leben zu verbessern. Das stimmt IMHO nicht. Zumindest bei uns in Österreich ist das auf alle Fälle möglich. Leicht ist es nicht, und man muss sicherlich einige Jahre ordentlich Vollgas geben - zu schaffen ist es aber allemal.

Mein Vater (eines von sechs Bauernkindern) zum Beispiel hat auch gerade mal die Pflichtschule abgeschlossen und als Arbeiter angefangen. In den Jahren hat er sich zum Einkaufsleiter hochgearbeitet. Mittlerweile ist er selbst Chef einer gut laufenden mittelständischen Firma.

Oder auch ein guter Freund von mir: Der war jahrelang im Heim wegen einer furchtbaren familären Situation, musste sich nach einer Tischler-Lehre vermehrt auf Hilfs-Arbeiter-Jobs umstellen, hat mittlerweile aber dank Abendschule heute schon stark verbesserte Zukunfts-Aussichten. Und da ist immer noch einiges drin.

Klar, hat man es als Kind von wohlhabenden Eltern leichter. Aber ich finde das auch gerecht. Warum sollte ich, wenn ich es mir leisten kann, meinen Kindern nicht einen so angenehmen Platz wie möglich im Leben schaffen? Das ist ja auch ein Mitgrund für mich um Gas zugeben. Damit es später auch meinen Kindern gut geht. Nach DocSolos Vorstellungen wäre dies absolut unnötig, da die Kinder so oder so von vorne anfangen müssten.
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Mo, 17. Okt 2005, 13:36

Ich habe da noch was zu Eurer Elite-Debatte gefunden:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,379714,00.html

Jedenfalls handelt es sich dabei mal um einen interessanten Ansatzpunkt.

Bezüglich der unterdrückten Bevölkerung ... Solo, aus meiner Sicht überzeichnest du deutlich und malst mit allzu schwarzen Farben. Es gibt tatsächlich nur einen Grund, warum in Deutschland sich die Massen nicht erheben: Weil sie alle viel zu bequem sitzen.
Zuletzt geändert von Nackter Onkel am Mo, 17. Okt 2005, 13:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Mo, 17. Okt 2005, 13:50

Tequila! hat geschrieben:
Ich habe da noch was zu Eurer Elite-Debatte gefunden:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,379714,00.html

Jedenfalls handelt es sich dabei mal um einen interessanten Ansatzpunkt.


Sehe ich ziemlich ähnlich. Die besten Chefs sind die, die immer wieder auch die Mitarbeiter in ihre Entscheidungsfindung miteinbeziehen und so quasi auch zur Selbständigkeit erziehen. Allerdings muss IMHO die Entscheidungskraft immer noch bei einer bzw. weniger Person(en) liegen - sonst wird das Unternehmen/Abteilung zu unflexibel.
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Mo, 17. Okt 2005, 13:56

Hm, überraschend, aber sehr interessant. Ich habe mich z.B. schon oft gefragt warum das Publikum bei WWM immer so gut ist.

Nur fragt man sich dann warum unsere Demokratie dann nicht besser funktioniert?
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Mo, 17. Okt 2005, 14:49

Dirty Harry hat geschrieben:
Nur fragt man sich dann warum unsere Demokratie dann nicht besser funktioniert?

Wer sagt denn, dass sie nicht gut funktioniert?

Natürlich gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten, z.B. durch mehr direkte Demokratie, d.h. Volksabstimmungen. Dass so etwas wunderbar funktioniert, sieht man z.B. an der Schweiz (wenn es so wäre, wie von einigen hier propagiert, hätte die Schweiz ob ihres zutiefst demokratischen Systems schon längst in Chaos und Anarchie untergehen müssen). Oder an den gescheiterten Abstimmungen über die europäische Verfassung: auch wenn kaum einer wusste, worum es in Wirklichkeit geht und auch wenn die Franzosen und Niederländer in Wirklichkeit ganz andere Dinge beurteilt haben, als die Verfassung, haben sie am Ende der EU einen riesigen Gefallen getan und den Verantwortlichen das richtige Zeichen zur richtigen Zeit gegeben.

Meiner Meinung nach lautet die Lösung nicht weniger Demokratie oder irgend ein anderes System, sondern eindeutig noch mehr Demokratie mit Volksabstimmungen über jedes halbwegs wichtige Thema. Ich traue jedenfalls der "Weisheit der Vielen" deutlich mehr, als der Dummheit einiger weniger Politiker.
Zuletzt geändert von Cloud am Mo, 17. Okt 2005, 14:54, insgesamt 1-mal geändert.
 
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Mo, 17. Okt 2005, 14:54

Cloud hat geschrieben:
Dirty Harry hat geschrieben:
Nur fragt man sich dann warum unsere Demokratie dann nicht besser funktioniert?

Wer sagt denn, dass sie nicht gut funktioniert?
.


Doc?

Cloud hat geschrieben:
Natürlich gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten, z.B. durch mehr direkte Demokratie, d.h. Volksabstimmungen. Dass so etwas wunderbar funktioniert, sieht man z.B. an der Schweiz (wenn es so wäre, wie von einigen hier propagiert, hätte die Schweiz ob ihrer zutiefst demokratischen Systems schon längst in Chaos und Anarchie untergehen müssen). Oder an den gescheiterten Abstimmungen über die europäische Verfassung: auch wenn kaum einer wusste, worum es in Wirklichkeit geht und auch wenn die Franzosen und Niederländer in Wirklichkeit ganz andere Dinge beurteilt haben, als die Verfassung, haben sie am Ende der EU einen riesigen Gefallen getan und den Verantwortlichen das richtige Zeichen zur richtigen Zeit gegeben.

Meiner Meinung nach lautet die Lösung nicht weniger Demokratie oder irgend ein anderes System, sondern eindeutig noch mehr Demokratiemit Volksabstimmungen über jedes halbwegs wichtige Thema. Ich traue jedenfalls der "Weisheit der Vielen" deutlich mehr, als der Dummheit einiger weniger Politiker.


Ja, vielleicht sollte man einfach die Polititker abschaffen und alles kollektiv entscheiden. Wäre eine Überlegung wert. Allerdings leider wohl technisch schwer zu realisieren, aber heutzutage, zu Zeiten des Internets? Hm?
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Mo, 17. Okt 2005, 14:55

Cloud hat geschrieben:
Dirty Harry hat geschrieben:
Nur fragt man sich dann warum unsere Demokratie dann nicht besser funktioniert?

Wer sagt denn, dass sie nicht gut funktioniert?

Natürlich gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten, z.B. durch mehr direkte Demokratie, d.h. Volksabstimmungen. Dass so etwas wunderbar funktioniert, sieht man z.B. an der Schweiz (wenn es so wäre, wie von einigen hier propagiert, hätte die Schweiz ob ihrer zutiefst demokratischen Systems schon längst in Chaos und Anarchie untergehen müssen). Oder an den gescheiterten Abstimmungen über die europäische Verfassung: auch wenn kaum einer wusste, worum es in Wirklichkeit geht und auch wenn die Franzosen und Niederländer in Wirklichkeit ganz andere Dinge beurteilt haben, als die Verfassung, haben sie am Ende der EU einen riesigen Gefallen getan und den Verantwortlichen das richtige Zeichen zur richtigen Zeit gegeben.

Meiner Meinung nach lautet die Lösung nicht weniger Demokratie oder irgend ein anderes System, sondern eindeutig noch mehr Demokratiemit Volksabstimmungen über jedes halbwegs wichtige Thema. Ich traue jedenfalls der "Weisheit der Vielen" deutlich mehr, als der Dummheit einiger weniger Politiker.


Also da bin ich anderer Meinung: Gerade an der EU-Verfassung hat man gesehen, dass direkte Demokratie nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. Die neue Verfassung hätte nämlich sicher viel zu einem (auch wirtschaftlichen) Aufschwung der EU beigetragen. So ist die ganze EU immer noch viel zu unflexibel in ihrer Entscheidungsfindung und wird es dank der negativen Abstimmungen leider auch noch einige Zeit so bleiben.

Und gerade am Beispiel Schweiz sieht man es genauso, dass die Abstimmungen meist nicht gut für die Leute sind. Dass die Schweizer nicht in der EU sind, kommt sie zB Jahr für Jahr immer teurer zu stehen. Nur dank ihrer glücklichen Ausnahme-Situation konnte sich die Schweiz so eine Einstellung überhaupt leisten - auf Dauer wird das aber nie gutgehen.
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Mo, 17. Okt 2005, 15:15

Dirty Harry hat geschrieben:
Doc?

Was hat das mit deiner Aussage zu tun? Du sprichst von "man", also entweder der Allgemeinheit oder dir in der dritten Person und nicht vom Doc.

Cloud hat geschrieben:
Ja, vielleicht sollte man einfach die Polititker abschaffen und alles kollektiv entscheiden.

Von Abschaffen hat keiner geredet, das ist gar nicht notwendig.

In der Schweiz - welche meines Wissens nach wie vor Politiker hat ;) - wird über sehr vieles per Volksabstimmung entschieden und zwar auch über hochsensible Themen, bei denen ich noch vor einigen Jahren auch der Meinung war, dass man so etwas nie und nimmer der großen Masse zur Abstimmung geben dürfe, da diese nicht ausreichend gebildet ist. Aufgrund der Ergebnisse von basisdemokratischen Entscheidungen hat sich meine Meinung diesbezüglich inzwischen aber grundlegend geändert.

Early hat geschrieben:
Die neue Verfassung hätte nämlich sicher viel zu einem (auch wirtschaftlichen) Aufschwung der EU beigetragen. So ist die ganze EU immer noch viel zu unflexibel in ihrer Entscheidungsfindung und wird es dank der negativen Abstimmungen leider auch noch einige Zeit so bleiben.

Stimmt. Ich bin dennoch der festen Überzeugung, dass das Scheitern der Verfassung das beste war, was Europa passieren konnte und dass sich das in Zukunft noch zehnfach auszahlen wird.

Und gerade am Beispiel Schweiz sieht man es genauso, dass die Abstimmungen meist nicht gut für die Leute sind.

Was für eine unglaublich fundierte Aussage...

Aber damit will ich es belassen. Ich wollte eigentlich nur deutlich machen, dass es auch Leute gibt, die mit unserem demokratischen System sehr zufrieden sind, und die sich sogar noch mehr Demokratie wünschen.
Zuletzt geändert von Cloud am Mo, 17. Okt 2005, 15:26, insgesamt 2-mal geändert.
 
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Mo, 17. Okt 2005, 15:54

Cloud hat geschrieben:
Dirty Harry hat geschrieben:
Doc?

Was hat das mit deiner Aussage zu tun? Du sprichst von "man", also entweder der Allgemeinheit oder dir in der dritten Person und nicht vom Doc.



Nur dazu noch was: Doc hat eben in seinem letzten Post gar so sehr gegen die Demokratie gewettert, darauf habe ich mich auch mit dem "funktioniert nicht" bezogen.

Ich bin der Meinung daß wir nur bessere Politiker bräuchten. (Ganz abschaffen muß also imho auch nicht sein. :wink: )

Daß die EU-Verfassung gescheitert ist finde ich übrigens auch gut, wir (deutsche) hatten da ja leider wieder mal kein Wort mitzureden, bei so etwas halten uns die Politiker ja generell für zu dumm. (Vielleicht sollten die öfters den Spiegel lesen)
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Mo, 17. Okt 2005, 17:18

Erstmal grundlegend: SoLo hat sich keineswegs gegen die Demokratie gestellt, sondern gegen das System welches uns hier in Deutschland tatsächlich regiert! Demokratie an sich ist ja ganz fein und ich bin ebenso ein Befürworter, wie es SoLo ist, nur muss man sich auch mal vor Augen halten, was man heutzutage noch erreichen kann und was nicht (eben weil wir eine Demokratie haben).

Clouds Beispiel hinkt dahingehend, dass die Schweiz ein Winzling im Vergleich zu Deutschland ist. Mehr Basisdemokratie ist wirklich wünschenswert, es lässt sich halt nur in einem kleineren Kreis auch effektiv umsetzen, die letzten Wahlen haben das eindeutig gezeigt. Von daher halte ich das mehr für Wunschdenken.

Dirty Harry hat geschrieben:
Ob Enteignung und die Abschaffung des Kapitalismus nun das richtige Mittel sind wage ich zu bezweifeln, dieses System hat auch nicht funktioniert und letztendlich arbeiten da nur noch mehr Menschen unter noch schlechteren Bedingungen für den noch größeren Wohlstand von noch mehr Menschen.

Ehrlich gesagt, verstehe ich die Aussage nicht so ganz. Wenn Du meinst, dass man im abgeschafften Kapitalismus (also dem Solzialismus?) mehr Armut auf breiter Basis hat und nur einige ganz Wenige mehr Wohlstand geniessen, dann wäre das unlogisch. Alle anderen Interpretationen Deines Textes ergeben aber noch weniger Sinn, vielleicht kannst Du das ja noch einmal erklären.

Nicht recht gebe ich Dir insofern als das ein Arbeitsloser in der Sozialhilfewohnung überhaupt keine Chance hat seine Lebensumstände zu verbessern.

Das hat SoLo nicht gesagt, er bezog sich nur auf den text von Ssnake.

Und auch klar ist daß es in diesem System Verlierer gibt, die gibt es aber auch in jedem anderen System.

Wer sagt das? Diese Art von Resignation bringt die Menschheit sicher nicht weiter. Wenn man alles schon von Vornherein für nicht erreichbar hielte, würden wir wohl alle noch auf Bäumen hocken. Gerade diese Haltung ist mittlerweile typisch: Mir geht es gut und Gerechtigkeit wird es eh nicht geben, also warum sollte ich mich dafür einsetzen?

Early hat geschrieben:
Wobei man wahrscheinlich sagen muss, dass ihr in Ost-Deutschland sicher auch noch einen gehörigen Aufholbedarf habt. Von heute auf morgen könnt ihr natürlich nicht auf die westlichen Standards kommen.

Was bin ich froh, dass mit der Westen die Zivilisation gebracht hat! Elektrisches Licht, Autos, mehr als 2 Fernsehkanäle und die Banane, dass heiligste aller Lebensmittel! Preiset den Herrn für seine Gnade und dass er uns in Gestalt Helmut Kohls aus der Dunkelheit ans Licht führte! :roll:

Tequila! hat geschrieben:
Bezüglich der unterdrückten Bevölkerung ... Solo, aus meiner Sicht überzeichnest du deutlich und malst mit allzu schwarzen Farben.

Natürlich überzeichnet er etwas, immerhin geht es ja um eine Darstellung anhand eines Beispiels. Aber so fernab der Realität ist es keineswegs und für unsere Zukunft sehe ich eine weitere Verschärfung dieser Verhältnisse.

Es gibt tatsächlich nur einen Grund, warum in Deutschland sich die Massen nicht erheben: Weil sie alle viel zu bequem sitzen.

Das Forum hier gibt doch eigentlich schon eine recht guten Meinungsquerschnitt wieder. Von daher volle Zustimmung meinerseits...

Eins zeigt die laufende Diskussion allerdings ziemlich deutlich und das war ja SoLos Hauptanliegen, als er damit begann: Es gibt einen extremen Unterschied zwischen den Menschen, die in einem System aufgewachsen sind und denen, die auch Alternativen kennenlernen durften. Ich beschränke das gar nicht mal auf die Ost-West-Geschichte, immerhin gibt es auch genug Leute die sich über mehrere Jahre bei anderen Völkern aufgehalten haben und somit vielleicht auch eine andere Gesellschaftsform miterlebt haben.

Es ist wirklich schwer zu beschreiben, was es heisst sich mehr um die Gemeinschaft, als um das eigene Wohl zu sorgen, in dem Bewusstsein, dass es allen zugute kommen wird. Und es erscheint sicher auch nicht logisch, eigenen Wohlstand aufzugeben, damit es der Gemeinschaft besser geht. Aber all diese Dinge gibt es und sie machen meinesachtens weit mehr Sinn. Leider sind sie in diesem System völlig fehl am Platze und hindern einen nur am vorankommen.

Das ist das, was ich seit 1990 vermittelt bekommen habe, das ist es, was mir die Angliederung an die Bundesrepublik gebracht hat. :twisted:
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Mo, 17. Okt 2005, 17:32

Abdiel hat geschrieben:
Erstmal grundlegend: SoLo hat sich keineswegs gegen die Demokratie gestellt, sondern gegen das System welches uns hier in Deutschland tatsächlich regiert!

Das läuft für mich auf ein und dasselbe hinaus.

Mehr Basisdemokratie ist wirklich wünschenswert, es lässt sich halt nur in einem kleineren Kreis auch effektiv umsetzen, die letzten Wahlen haben das eindeutig gezeigt.

Das sagst du, ich sehe das komplett anders.

Es ist wirklich schwer zu beschreiben, was es heisst sich mehr um die Gemeinschaft, als um das eigene Wohl zu sorgen, in dem Bewusstsein, dass es allen zugute kommen wird.

Aber klar doch, du weißt, was das heißt, wir Unwissenden aber natürlich nicht :roll:

Verdammt, jetzt habe ich ja doch nochmal was geschrieben, jetzt reicht's aber wirklich ;)
Zuletzt geändert von Cloud am Mo, 17. Okt 2005, 17:43, insgesamt 2-mal geändert.
 
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Mo, 17. Okt 2005, 18:32

Das läuft für mich auf ein und dasselbe hinaus.

Das ist aber ziemlich blauäugig, immerhin geht es im Kapitalismus primär um wirtschaftliche Interessen und da ist Demokratie nur insofern nützlich, wenn es diesen Interessen zugute kommt. Zumindest meinte ich das so.

Das sagst du, ich sehe das komplett anders.

Das ist schön, nur hättest Du das wenigstens auch erklären können. Ich sag jetzt auch einfach mal: Dagegen!

Aber klar doch, du weißt, was das heißt, wir Unwissenden aber natürlich nicht

Irgendwie liest Du den Text nicht richtig, hm? Die Frage ist doch, ob Du es auch schonmal getan hast? Wissen allein nützt nicht viel, man muss es auch tun.

Verdammt, jetzt habe ich ja doch nochmal was geschrieben, jetzt reicht's aber wirklich

Das unterschreib ich jetzt einfach mal...
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Mo, 17. Okt 2005, 18:37

Abdiel hat geschrieben:
Ehrlich gesagt, verstehe ich die Aussage nicht so ganz. Wenn Du meinst, dass man im abgeschafften Kapitalismus (also dem Solzialismus?) mehr Armut auf breiter Basis hat und nur einige ganz Wenige mehr Wohlstand geniessen, dann wäre das unlogisch. Alle anderen Interpretationen Deines Textes ergeben aber noch weniger Sinn, vielleicht kannst Du das ja noch einmal erklären.


Beim Sozialismus gab's ja kaum einen Mittelstand. Außerdem: Warum glaubst du ist damals der Kommunismus zusammengebrochen? Weil's euch so gut und dem Westen so schlecht ging? Ich glaube nicht...

Abdiel hat geschrieben:
Nicht recht gebe ich Dir insofern als das ein Arbeitsloser in der Sozialhilfewohnung überhaupt keine Chance hat seine Lebensumstände zu verbessern.

Das hat SoLo nicht gesagt, er bezog sich nur auf den text von Ssnake.


Na klar, hat das Solo gesagt. Der Reichtum wird laut ihm ja nur weitervererbt.


Abdiel hat geschrieben:
Early hat geschrieben:
Wobei man wahrscheinlich sagen muss, dass ihr in Ost-Deutschland sicher auch noch einen gehörigen Aufholbedarf habt. Von heute auf morgen könnt ihr natürlich nicht auf die westlichen Standards kommen.

Was bin ich froh, dass mit der Westen die Zivilisation gebracht hat! Elektrisches Licht, Autos, mehr als 2 Fernsehkanäle und die Banane, dass heiligste aller Lebensmittel! Preiset den Herrn für seine Gnade und dass er uns in Gestalt Helmut Kohls aus der Dunkelheit ans Licht führte! :roll:


Du willst mir jetzt aber nicht einreden, dass der Wohlstand zwischen dem Ostblock und dem Westen auch nur im Ansatz zu vergleichen ist? Klar, habt ihr damals auch manche moderne Sachen gehabt - aber bei weitem nicht in diesem Ausmaß wie heutzutage bzw. wie im Westen. In Österreich hatten wir ja jahrelang so eine Mischform zwischen dem Westen und dem Osten (Staatsinterventionalismus) - und da haben wir gerade im Vergleich zum Westen früher doch einige Nachteile gehabt.

Abdiel hat geschrieben:
Eins zeigt die laufende Diskussion allerdings ziemlich deutlich und das war ja SoLos Hauptanliegen, als er damit begann: Es gibt einen extremen Unterschied zwischen den Menschen, die in einem System aufgewachsen sind und denen, die auch Alternativen kennenlernen durften. Ich beschränke das gar nicht mal auf die Ost-West-Geschichte, immerhin gibt es auch genug Leute die sich über mehrere Jahre bei anderen Völkern aufgehalten haben und somit vielleicht auch eine andere Gesellschaftsform miterlebt haben.


Ich glaube, dass hat mehr damit zu tun, wieviel einen das System in dem man lebte einen selbst beeinflusste. Die Menschen sträuben sich halt nunmal gegenüber Veränderungen - ob die jetzt langfristig positiv sind oder nicht. Für die Menschen im ehemaligen Ostblock ist das natürlich schwer - die nächste Generation wird sich da sicher viel leichter tun.

Abdiel hat geschrieben:
Es ist wirklich schwer zu beschreiben, was es heisst sich mehr um die Gemeinschaft, als um das eigene Wohl zu sorgen, in dem Bewusstsein, dass es allen zugute kommen wird. Und es erscheint sicher auch nicht logisch, eigenen Wohlstand aufzugeben, damit es der Gemeinschaft besser geht. Aber all diese Dinge gibt es und sie machen meinesachtens weit mehr Sinn. Leider sind sie in diesem System völlig fehl am Platze und hindern einen nur am vorankommen.


Tja, schön wär's. Ist aber einfach nur unrealistisch. Wenn das so funktionieren würde, hätte der Kommunismus gesiegt.
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Mo, 17. Okt 2005, 19:53

Abdiel hat geschrieben:
Das ist aber ziemlich blauäugig, immerhin geht es im Kapitalismus primär um wirtschaftliche Interessen und da ist Demokratie nur insofern nützlich, wenn es diesen Interessen zugute kommt. Zumindest meinte ich das so.

Du hast oben aber von SoLo gesprochen und nicht von dir. Und dieser hatte explizit gesagt, dass er nicht zwischen politischem und wirtschaftlichem System trennt. Deswegen läuft es auch auf ein und dasselbe hinaus, egal über was er nun herzieht.

Das ist schön, nur hättest Du das wenigstens auch erklären können. Ich sag jetzt auch einfach mal: Dagegen!

Ich habe oben gesagt, dass ich mehr Basisdemokratie für sinnvoll halte und an Beispielen verdeutlicht warum ich dies so sehe - mehr ist auch nicht möglich, denn sowas lässt sich nunmal nicht faktisch beweisen. Du dagegen hast in keinster Weise dargelegt, inwiefern die letzten Wahlen eindeutig gezeigt hätten, dass mehr Basisdemokratie bei uns nicht sinnvoll wäre, sondern einfach nur diese Behauptung in den Raum gestellt.

Die Frage ist doch, ob Du es auch schonmal getan hast?

Ja, im zugegebenermaßen kleinen Rahmen lebe ich mein ganzes Leben so. Ich habe auch noch nie nach persönlichem Wohlstand gestrebt, dieser bedeutet mir schlicht und einfach nichts. Und das alles, obwohl ich im kapitalistischen Westen aufgewachsen bin und nie das "Glück" hatte, ein anderes System kennenlernen zu "dürfen". Glaub es, oder glaub es nicht, sowas gibt es tatsächlich. Und ich bin definitiv kein Einzelfall.

Achja, ich komme übrigens aus einer einfachen Arbeiterfamilie, weiß also sehr wohl, was möglich war und was möglich ist. Dagegen habe ich den Eindruck, dass hier einige Leute von Dingen reden, von denen sie nicht einmal einen blassen Schimmer haben. Deswegen habe ich auch nichts auf SoLos Posting gesagt.
Zuletzt geändert von Cloud am Mo, 17. Okt 2005, 19:55, insgesamt 1-mal geändert.

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