Hatori Hanso (DirtyHarry) hat geschrieben:Einen prinzipiellen Nutzen seh ich darin auch nicht. Ich denke, da stecken eher pragmatische Gedanken dahinter. Du hast selbst das Thema Bürokratie angesprochen... Die derzeitige Bedürftigkeitsprüfung erfordert einen riesigen Aufwand. Von jedem Euro deiner Steuergelder geht ein großer Teil für die Prüfung drauf, ob der Arme wirklich arm genug ist, um den Rest erhalten zu dürfen. Der zweite Punkt ist, dass der perfide Wettbewerb zwischen Sozialleistung des Staates und gering entlohnten Jobs wegfällt. Es gibt nicht mehr dieses undefinierte "Grenzgebiet" im Lohnniveau, ab der ein gering entlohnter Job gegenüber der Sozialhilfe überhaupt erst mehr einbringt.Doc: Aber warum soll es der Gesellschaft nutzen wenn auch Leute die es nicht nötig haben (Arbeit haben) dieses Geld bekommen?
Das Verhältnis aus Netto-Einzahlern und Netto-Empfängern ändert sich nicht. Also ist es auch egal, ob die Einzahler einen Teil ihres Geld zurück erhalten oder nicht. Hauptsache, am Ende bleibt ein Plus im Topf, das eben die Sozialleistung ausmacht. Die muss nicht höher sein als jetzt auch. Eine prinzipielle Kostensteigerung, nur weil die Einzahler plötzlich auch was kriegen, sehe ich deshalb nicht. Allerdings bleibt der (fast) völlige Wegfall der Verteilungsbürokratie als Kostenvorteil bestehen.Das verteuert doch nur die Kosten für die Gemeinschaft.
Der Nutzen entsteht nicht direkt in Bezug auf Arme. Er entsteht in Bezug auf das Gesamtsystem. Arbeit lohnt sich immer. Egal ob Vollzeit oder nur von 16:30 bis 17:45 Uhr, egal ob Auto reparieren oder einfach nur Rasen mähen.Und wenn das Bürgergeld so niedrig ist daß noch genug Motivation zu arbeiten übrig bleibt wo ist dann der Nutzen für die "Armen"?
Vor allem schafft es ja auch keine gleiche Ausgangsbasis für alle.
Stimmt. Aber wie Ssnake schonmal ausgeführt hat, ohne die Ungleichverteilung von Vermögen keine Marktwirtschaft. Es wäre nicht mehr möglich, Leistung zu belohnen. Da bleibt dann wirklich nur Sozialismus.
Meine Motivation, mich mit diesen Dingen zu beschäftigen, mag zumindest teilweise aus der tief sitzenden Enttäuschung und mittlerweile leider auch Verbitterung hier im Osten entspringen. Für die Schlüsse, zu denen ich komme, nehme ich - mit Verlaub - aber absolute Allgemeingültigkeit in Anspruch. Da ist nichts mehr mit persönlicher Meinung oder Lebenserfahrungen. Diese grundsätzlichen gesellschaftspolitischen Überlegungen gelten für Wessi wie Ossi und sie sind entweder richtig oder eben falsch. Da sollte man sich nicht von falscher "Meinungstoleranz" den scharfen Blick trüben lassen.Wenn Du dann berücksichtigst daß Deine Gesellschaftskritik und Deine Motivation dazu Stellung zu beziehen stark von deinen Erfahrungen geprägt sind mußt Du zugeben daß das was Du als Richtig ansiehst vielleicht im Westen nicht so ausgeprägt zutrifft?
Bemerkenswert finde ich nur, mit welcher Voreingenommenheit das von Kylroy angeschlagene Thema gerade von Wessis niedergeknüppelt wurde. Es ist doch erstaunlich, wie schnell dieser Vorschlag völlig ungerechtfertigt dem Sozialismus zugeordnet wurde und Begriffe wie Pol Pot, Stalin und Gulag in die Runde geworfen wurden.
Ciao,
Doc SoLo