...außer den 111.000 Kunden von Peugeot - also quasi niemand.
Das ist blanker Unsinn. Du müsstest freilich belegen (oder zumindest behaupten), dass der Rußfilter tatsächlich ein Kaufgrund für ein Peugeot-Fahrzeug war, um das in diesem Zusammenhang als Beispiel verwenden zu dürfen. Ich denke aber, du musst zustimmen, dass die übergroße Mehrheit dieser 111.000 Leute aus allen möglichen Gründen einen Peugeot gekauft hat, aber nicht weil er einen Rußpartikelfilter hat.
Ssnake hat geschrieben:Die Reifenindustrie bemüßt sich seit Jahren, nicht nur den Rollwiderstand zu senken (=verminderter Treibstoffverbrauch), sondern auch das Abrollgeräusch zu mindern (Lärmschutz) - und das, obwohl das für praktisch keinen Kunden das kaufentscheidende Argument darstellen dürfte. Das jetzt nur mal paar Beispiele, daß Umweltschutz auch ohne ausdrücklich artikuliertes Kundeninteresse durchaus nicht zwangsläufig im Widerspruch zur Gewinnerzielungsabsicht der Unternehmen steht.
Erstens verstehe ich nicht, wieso ein niedriger Rollwiderstand kein artikuliertes Kundeninteresse sein soll, er hat schließlich direkt Einfluss auf die Betriebskosten des Fahrzeugs. Zweitens wirkt sich das Abrollgeräusch nicht nur auf die Umwelt aus, sondern vor allem auf den Komfort der Fahrzeuginsassen (=Reifenkäufer). Komfort liegt wohl ebenfalls im Kundeninteresse. Drittens hängen Rollwiderstand und Abrollgeräusch zusammen. Verbessert man das eine, verbessert sich meist auch das andere. Selbst wenn man also annimmt, dass die Umweltbelastung der bedeutendste Aspekt bei der Bewertung des Abrollgeräusches ist, so kann dies kein Beispiel für umweltfreundliches Handeln eines Unternehmens abseits des Kundeninteresses sein. Es wäre bloße Vermarktung eines sich zufällig einstellenden Nebeneffektes einer anderen Optimierung, die
im Kundeninteresse erfolgte.
Außerdem haben sie nicht mit der Marketing-Kompetenz der Franzosen gerechnet, die einfach die billigen Drecksdiesel eingebaut und dann einen Filter hintendran gesetzt haben, um das als tollen Umweltschutz erfolgreich zu vermarkten. Wieder mal schlägt das Marketing den ingenieurmäßig sauberen Ansatz, das Übel an der Wurzel zu packen statt an sen Symptomen 'rumzudoktern. Und wieder mal stellt sich deutsches "Overengineering" ein Bein.
So einfach ist es nicht. Zumindest die deutschen Premiumhersteller haben eine ganz andere Marketingstrategie als die Franzosen. Da wird kaum mit technischen Details geworben, sondern mit einem "It just works"-Credo, wie man es in der Computerbranche z.B. von IBM oder Apple kennt. Nur eindeutiger Kundennutzen wird in meist abstrahierter, plakativer Form beworben. Die technologische Qualität der Einzellösungen dagegen soll als Gesamtimage durch unabhängige Quellen (Fachpresse, Mund-zu-Mund-Propaganda unter Kunden,...) aufgebaut werden, viel glaubwürdiger als der Hersteller es durch eigene Werbung könnte.
Ich meine deshalb, dass ein Rußpartikelfilter niemals von einem deutschen Hersteller aktiv beworben würde, selbst wenn er ihn einsetzte. Ich meine weiterhin, dass du die tatsächliche Wirkung der französischen "Auspuffkampagne" stark überschätzt. Als Beispiel für Umweltschutz aus marktwirtschaftlichem Umfeld heraus überzeugt mich diese Geschichte nicht.
Und je mehr ich drüber nachdenke, halte ich es für immer schwieriger, überhaupt einmal ein gutes Beispiel für Umweltschutz aus marktwirtschaftlichen Gegebenheiten heraus zu finden. Dass es in der Masse nicht so ist, war von Anfang an meine Meinung, aber dass man nichtmal so ohne weiteres ein einziges gutes Beispiel findet...
Ciao,
Doc SoLo
EDIT: Habe dieses Post vor den beiden letzten von Ssnale geschrieben. Scheinbar zu spät...