Sa, 13. Nov 2004, 01:56
Na gut, eine ganz kurze Zusammenfassung.
Roschestwenskij bekommt 1904 den Auftrag, einen Teil der Ostseeflotte in den Pazifik zu verlegen, um dem Aufstreben der Japaner begegnen zu können. Vorwegnahme der organisatorischen Leistung Roschestwenskijs: Es mußte der Weg aus der Ostsee, durch Nordsee und Biskaya, entlang Nordafrika, um das Kap der Guten Hoffnung, an Indien vorbei durch die Straße von Malakka, dann nach Norden durch das chinesische Meer, an Japan vorbei nach Wladiwostok befahren werden. Die sibirische Nordmeerküste ist ja bekanntlich vereist, und der Suez-Kanal schied als Abkürzung aus. Natürlich hatte Rußland kaum Stützpunkte auf der Welt, um die Flotte zuverlässig mit Kohle zu versorgen. Daß Roschestwenskij also tatsächlich bis nach Japan kam, war eine enorme Leistung.
Nun zum Marx-Brothers-Teil der Geschichte:
Schon im Hafen von St. Petersburg verlor ein Schlachtschiff seinen Anker. Anker sind teuer und wichtig, mehrere Schiffe unterstützen die Suche, zwei kollidieren, ein schwerer Kreuzer sinkt.
Im Bereich der Doggerbank werden britische Fischkutter für Japaner gehalten und von der Flotte unter Feuer genommen. Im fünfstündigen (!) Gefecht gelingt es, einen Kutter zu versenken, und das auch nur unter moderaten eigenen Verlusten (ein leichter Kreuzer und ein Pope, der an Deck von einer Granate zerrissen wird).
Französische und spanische Handelssegler werden in der Biskaya beschossen, vermögen sich aber durch höhere Geschwindigkeit dem entschiedenen Zugriff zu entziehen.
Vor Lissabon oder Tanger wird das Unterwasser-Telegrafenkabel von Europa nach Afrika gefunden und gekappt.
Während der Reise entlang der afrikanischen Küste werden reichlich Tiere an Bord genommen, einschließlich freilaufender Krokodile und Giraffen. Das trägt nicht unbedingt zur Beruhigung der Lage bei - aber immerhin hat man weitgehend alle Munition verschossen, so daß die Aggression gegenüber Dritten spürbar nachläßt.
Vor Südafrika wird erfolgreich mit dem Tender "Irtysch" Kontakt aufgenommen. Leider hat er nicht Kohle gebunkert, sondern 120.000 Paar Fellstiefel und Pelzmützen, die in der tropischen Hitze des indischen Ozeans nicht gerade begeisterten Absatz finden.
In diesem Stil tölpelt sich die Truppe bis nach Japan. Aus Kohlemangel ist man gezwungen, eine Route zu wählen, die nah an der japanischen Küste vorbeiführt. Man ist ja mit Japan im Krieg, und auch eigentlich zum Kriegführen hergekommen, aber zuerst soll ja Wladiwostok angesteuert werden zur Überholung und um neue munition und Kohle zu bunkern. Vor Tsushima findet die Russische Flotte dann innerhalb von vier Stunden den Meeresgrund. Tragödie und Komödie liegen hier eng beieinander.