http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkult ... 97,00.html
Und das Beste: Es kommt noch ein zweiter Teil!
Da fällt mir ein: eigentlich würde das schon fast zu den unterhaltsamen Internetpräsenzen passen. Ach, egal

Chellie hat geschrieben:...
cu
Chellie
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ihr Artikel offenbart wieder mal gutgemeintes Gutmenschentum, ohne
allerdings unter die Oberfläche zu schauen. Die Frage, ob es pietät-
loser sei, Stalingrad nachzuspielen oder Feldpost toter Landser für
eine billige Polemik gegen einen unverstandenen Teil der Medienkultur
zu mißbrauchen, will ich lieber gar nicht erst diskutieren. Diese
Perle "investigativen Journalismus" mit Schuß und Gegenschuß ist etwa
auf Volontärsniveau.
Wenn Spieler beispielsweise Kampfgeräusche vermissen, so ist das
primär der Wunsch, vom Spiel eine Rückmeldung über die vom Spieler
gesteuerten Aktionen zu erhalten. Das ist eine Binsenweisheit der
Benutzerführung, aber der Autor kommt ja aufgrund seine hohen Moralin-
pegels gar nicht erst auf den Gedanken, daß etwas anderes als Mordlust
unsere "Kids" antreiben könnte.
A propos Kids - das prominent durch Illustrationen herausgestellte
"Combat Mission" und andere rundenbasierte Strategiespiele werden
nicht mehrheitlich von Jugendlichen, sondern von Erwachsenen zwischen
25 und 55 gespielt, auch wenn sich das bis zu Ihnen noch nicht herum-
gesprochen hat. Demgegenüber sprechen die sogenannten "Echtzeit-Stra-
tegiespiele" (RTS) eher jüngere Spieler mit schnelleren Reflexen an.
"Combat Mission" ist sowas wie ein bunteres Schach mit mehr Zugoptio-
nen und mehr als nur acht verschiedenen Figuren. Im übrigen: Ein her-
vorragendes Spiel!
Weniger wegen der Thematik, sondern weil es ebenso wie Schach viel zum
Nachdenken bietet und beispielsweise die Spielstände auch per eMail
ausgetauscht werden können - ideal für Berufstätige, die am Abend noch
einen oder zwei Züge mit ihrem Spielpartner austauschen wollen.
Das Problem Ihres Autors ist, daß er mit einer vorgefaßten Meinung an
das Thema herangeht und alles, was nicht in dieses Weltbild paßt, aus-
blendet. Er hätte Politiker werden sollen, aber nicht Journalist.
"Ein guter Journalist zeichnet sich dadurch aus, daß er sich nicht
gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache."
(H.J. Friedrichs)
Dann wäre ihm aufgegangen, daß die Entscheidung der BPjS, "Counter-
strike" bewußt NICHT zu indizieren, nicht nur von einigen Funktionären
im Jugendschutz kritisiert wird, sondern auch daß die wissenschaftli-
chen Grundlagen des Jugendschutz bis heute in höchstem Maße umstritten
sind. Dänemark und Österreich kennen nichts vergleichbares, dennoch
habe ich nicht gehört, daß dort Verrohung und sittlicher Verfall aus-
geprägter wären als hierzulande.
Die ganze Diskussion um die Gefährdung der Jugend durch Computerspiele
ist maßlos langweilig, denn sie ist im letzten Jahrhundert schon vier
Mal in absolut identischer Form gelaufen - Kino, Fernsehen, Comics,
Video. Selbst Plato hat die Einführung der Schriftsprache verurteilt,
weil sie dazu führe, daß die Jugend faul werde und nicht mehr genügend
auswendig lerne.
Early hat geschrieben:Naja, zwischen den Jugendorganisationen nahezu aller Parteien und deren alten Säcken gibt's ja immer eine Kluft. Das ist kein originäres Problem der CDU.Ich find's lustig, dass sich ausgerechnet die CDU die ja bei euch die Gewaltspiele noch mehr einschränken wollte, jetzt auf einmal solche Sachen recht locker sieht. Irgendwie wissen die auch nicht, was sie wollen.
Ssnake hat geschrieben:Early hat geschrieben:Naja, zwischen den Jugendorganisationen nahezu aller Parteien und deren alten Säcken gibt's ja immer eine Kluft. Das ist kein originäres Problem der CDU.Ich find's lustig, dass sich ausgerechnet die CDU die ja bei euch die Gewaltspiele noch mehr einschränken wollte, jetzt auf einmal solche Sachen recht locker sieht. Irgendwie wissen die auch nicht, was sie wollen.
Early hat geschrieben:Jein. Es sind zwei eigenständige Parteien mit Gebietsmonopol. Die CDU tritt nicht in Bayern an, die CSU bescränkt sich auf Bayern. Im Bundestag bildet man eine gemeinsame Fraktion.Achja, im ganzen Artikel war nur von der JU die Rede. Dachte da ging's auch um die CDU/CSU (Ist das eigentlich mal eine Parteifusionierung gewesen oder wieso haben die überhaupt einen Doppelnamen?)
In der Tat zielte das Interesse der Medien nur vorübergehend, nach dem massenmörderischen Amoklauf des Erfurter Ballerspiel-Fans Robert Steinhäuser, auf die bizarre Gamer-Szene, um sich bald wieder abzuwenden - schockiert oder ratlos.
Im übrigen, argumentiert JU-Funktionär Kerz, seien Games wie Counterstrike - das Lieblingsspiel des Erfurt-Attentäters Steinhäuser - "von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS) nicht verboten", weil sie "eben nicht jugendgefährdend" seien. Tatsächlich hat die BPjS im vorigen Jahr eine Indizierung von Counterstrike ebenso abgelehnt wie ein Verbot des Weltkriegsklassikers Sudden Strike für Jugendliche unter 18 - zwei Entscheidungen, die unter Jugendschützern heftig umstritten sind.
Ssnake hat geschrieben:Early hat geschrieben:Jein. Es sind zwei eigenständige Parteien mit Gebietsmonopol. Die CDU tritt nicht in Bayern an, die CSU bescränkt sich auf Bayern. Im Bundestag bildet man eine gemeinsame Fraktion.Achja, im ganzen Artikel war nur von der JU die Rede. Dachte da ging's auch um die CDU/CSU (Ist das eigentlich mal eine Parteifusionierung gewesen oder wieso haben die überhaupt einen Doppelnamen?)
Bei zwei Gelegenheiten wurde dieser Status mal angekratzt - zu Zeiten von Franz-Josefs Kanzlerkandidatur drohte die CSU damit, die Fraktionsgemeinschaft aufzukündigen und künftig Bundesweit anzutreten. Daraufhin erklärte die CDU, man könne sicher auch in Bayern Kandidaten finden, worauf die CSU den Schwanz ziemlich schnell einzog.
Dann nochmal zu Zeiten der Wiedervereinigung, als die CSU überlegte, in Sachsen und noch einem weiteren Ostland anzutreten. Auch das hat sich dann ziemlich schnell erledigt, zumal rauskam, daß ihr Strohmann Peter Michael Diestel (war mal Innenminister, jetzt ist er Anwalt) dann auch noch irgendwie mit der Stasi verbandelt war.