Flash hat geschrieben:Ich habe da auch mal einen Artikel gelesen, dass die Vorstellung, die Ehre durch Selbstmord wiederherzustellen, durchaus auch heute in Japan noch weitverbreitet ist. Z.B. Wenn jemand seine Arbeit verloren hat (was in Japan eine viel größere Katastrophe ist als hier, da normalerweise ein Arbeiter sein ganzes Leben für eine Firma arbeitet, und es keine soziale Absicherung gibt), so ist Selbstmord eine "angesehene" Reaktion darauf, insbesondere, wenn eine Lebensversicherung der Familie das überleben sichert. An Tokyoter Bahnhöfen stehen (oder standen?) auch Schilder: "Bitte nicht zu den Hauptverkehrszeiten springen".
Bitte den Unsinn, den man in den einschlägigen Publikationen über Japan liest, gleich wieder vergessen, denn was da über "Nippon" verbreitet wird, wie die Presse-Trottel das Land zu allem Überfluß auch noch nennen, geht auf keine Kuhhaut.
Da werden einerseits nämlich extreme Einzelfälle oder auch nie realisierte Idealvorstellungen gerne der Sensationslust halber auf die gesamte Bevölkerung übertragen, und andererseits manche "Fakten" schlicht und einfach erfunden. So ist das japanische Sozialversicherungssystem z.B. neben dem Deutschen das Beste der Welt - so viel zum Thema keine soziale Absicherung. Nicht umsonst gleichen viele Strukturprobleme in Japan der Bundesrepublik frappierend. Ebenso sind die lebenslangen Arbeitsverhältnisse schon seit über einem Jahrzehnt eher die Ausnahme als die Regel geworden.
Wenn man ein paar heutige Japaner näher kennenlernt, dann stellt man vor allem eines fest: Abgesehen von ein paar kulturellen Oberflächlichkeiten sind sie genau wie wir.
Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001