Ich habe ihn mir jedenfalls gestern angesehen. Unterm Strich für mich ein sehr guter Streifen, dem der letzte Kick fehlt. Schauspielerisch top (allen voran Kensaku Watanabe als Katsumoto), gut geschrieben, und Inszenierung und Kinematografie sind sehr solide - wenngleich es der letzten Schlacht ein wenig an Intensität mangelte. Warum, kann ich gar nicht so genau sagen, weshalb ich mich mit Kritik etwas zurückhalten möchte, aber die Kämpfe in der LotR-Trilogie, Gladiator oder Saving Private Ryan wirkten irgendwie mitreißender. Vermutlich weil sie härter geschnitten sind. Aber was soll's, sowas ist nicht alles. Die Geschichte geht in Ordnung und wird durch John Logans geschliffene Dialoge sauber herübergebracht.
Ohne ein triefiges Ende und die üblichen Klischees kommt der Film aber leider auch nicht aus. Generell werden die Samurai (ein Wort, das ohnehin mal wieder etwas zu leichtfertig benutzt wird) etwas arg romantisiert, während die Drahtzieher der Meiji-Restauration ein wenig sehr "böse" gemacht werden. Das Paradies auf Erden, als das The Last Samurai das Leben unter den Kriegerherrschern darstellt, ist jedenfalls eine gründliche Illusion. Eine etwas differenziertere Sichtweise wäre da sicher angebrachter gewesen, denn schließlich war das Tokugawa-Bakufu auch nicht gerade die Heilsarmee.
Aber als Geschichtsstunde taugen Spielfilme sowieso nicht wirklich, weshalb The Last Samurai am Ende des Tages ein gelungener Historienschinken mit schönen Bildern und für uns Mitteleuropäer herrlich extotischem Flair bleibt. Dank des hohen Unterhaltungswertes kann ich den Film daher guten Gewissens weiterempfehlen.
Sehr positiv ist mir übrigens auch der Soundtrack aufgefallen. Normalerweise bin ich kein so großer Fan von Hans Zimmer, aber diesmal hat er einen sehr gefühlvollen, majästetischen und auch stilistisch perfekt zum Thema passenden Score abgeliefert, zu dem mir eigentlich nicht mehr als "einfach nur schön" einfällt.
Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001
