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Verfasst: Mi, 7. Mai 2003, 09:20
von Alex
Übrigens hab ich mich gestern mit einem Kumpel getroffen, der bei der "Weltpremiere" (also der ersten Pressevorführung hier in Berlin) war und da hat sich Fox ja wohl schier unglaubliches erlaubt. 20 schwarz angezogene Security-Leute haben alle von oben bis unter gefilzt, schlimmer als im Fußballstadion, und man musste wirklich alles abgeben. Vor allem Handys - man könne ja damit ein Foto schießen oder gar zehn Sekunden von der Leinwand abfilmen - rolf! Und trotz dieser Maßnahmen sind diese Security-Typen die ganze Zeit die Gänge auf- und abgelaufen und haben während des Films mit Taschenlampen rumgeleuchtet um zu schaun, dass wirklich niemand noch ne Spionagekamera dabei hat. Wahnsinn. Und nach Filmende waren die 20 Männer weg und plötzlich musste nur 2 alte Frauen die Sachen zurückgeben und die konnten dann manche Handys nicht mehr finden und und und.

Und vor dem Film stand dann Mr Fox Deutschland vor der Leinwand und hat nicht, wie üblich, nur ne kurze Rede gehalten, sondern von einem Blatt Papier abgelesen auf dem etwas stand wie "ihr schreibt, der Film sei gut, am besten mit den Worten 'eine berauschende Achterbahnfahrt' etc und jeder der was schlechtes über den Film schreibt wird nie wieder zu eine Pressevorführung zugelassen" - so was in der Richtung. Es sind wohl einige sofort aufgestanden und gegangen.

So was kann man sich doch wirklich überhaupt nicht erlauben, bei keinem Film, und schon gar nicht so einem ollen Popcorn-Kinofilm wie X-Men 2.

Verfasst: Mi, 7. Mai 2003, 14:01
von Ssnake
...naja, da kommen Pseudonyme doch schnell wieder in Mode. Eine alte deutsche Tradition wird wiederbelebt. :twisted:

Verfasst: Mi, 7. Mai 2003, 14:48
von ButtSeriously
Tja, willkommen in der wunderschönen Medienwelt des Rupert Murdoch. Da läuft das immer so: Semi-Faschismus trifft Paranoia. Fast schon bemitleidenswert. :lol:

Wenn man das mal mit Paramount vegleicht: Da müssen Teilnehmende nur eine kleine Erklärung unterschreiben, daß sie gewisse Vorabinformationen nicht flugs überall verbreiten - das war's. Keine Kontrollen, keine Einschüchterungsversuche, nix. Zufall? Angesichts der Tatsache, daß der Konzern von der Erz-Liberalen Sherry Lansing geleitet wird, glaube ich das nicht... ;)

Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001

Verfasst: Mi, 14. Mai 2003, 11:19
von Ssnake
Alex hat geschrieben:
...da hat sich Fox ja wohl schier unglaubliches erlaubt. 20 schwarz angezogene Security-Leute haben alle von oben bis unter gefilzt, schlimmer als im Fußballstadion, und man musste wirklich alles abgeben. Vor allem Handys - man könne ja damit ein Foto schießen oder gar zehn Sekunden von der Leinwand abfilmen - rolf!
Nun, die Fortsetzung fand sich denn gestern Abend, als 20 Sekunden lang ein Sermon über die bösen Filmpiraten eingeblendet wurde und daß man doch bitte alle Sitznachbarn melden möge, die jetzt gerade eine Kamera in der Hand hielten, damit sie auf ewig in den Hungerturm geworfen werden könnten.

Diese Generalverdächtigung des gesamten Publikums ist megapeinlich. Publikumsbeschimpfung -insbesondere zahlender Kunden- wähnte ich bislang als nur im Theater ansässig. Dumm, daß man Filme im Kino nicht scrambeln kann - und daß die guten Kopien ja direkt schon beim Filmverleih ins Internet gestellt werden. Sollen sie also dort eine Werkstasi installieren, anstatt mich und andere Kunden des Diebstahls zu bezichtigen. :motz:

Verfasst: Mi, 14. Mai 2003, 18:42
von Doc SoLo
Nun, die Fortsetzung fand sich denn gestern Abend, als 20 Sekunden lang ein Sermon über die bösen Filmpiraten eingeblendet wurde und daß man doch bitte alle Sitznachbarn melden möge, die jetzt gerade eine Kamera in der Hand hielten, damit sie auf ewig in den Hungerturm geworfen werden könnten.


GENAU! Das hab ich auch gesehen, ich dachte, ich spinne. Im Kino kam gleich spontanes Gelächter auf. Die ticken ja nicht mehr richtig. Ich dachte aber, das wird von nun an von der Kino-Kette eingespielt, dass das filmspezifisch war, wusste ich gar nicht.

Ciao,

Doc SoLo

Verfasst: Mi, 14. Mai 2003, 18:55
von Hardbern
Hi !

Ich meine ich verstehe, dass die Filmindustrie es nicht lustig findet, wenn ein aktueller Kinofilm -gerippt- eine Woche vor Kinostart in vielen Wohnzimmern schon über den Bildschirm flimmert. Aber sowas....?

War eine Belohnung ausgesetzt für evtl. Denunzianten? Und kam das vor dem eigentlichen Film oder mitten drin? Mitten drinn wäre die Härte .

Hardbern

Verfasst: Mi, 14. Mai 2003, 19:04
von Doc SoLo
Hardbern hat geschrieben:
Hi !

Ich meine ich verstehe, dass die Filmindustrie es nicht lustig findet, wenn ein aktueller Kinofilm -gerippt- eine Woche vor Kinostart in vielen Wohnzimmern schon über den Bildschirm flimmert. Aber sowas....?

War eine Belohnung ausgesetzt für evtl. Denunzianten? Und kam das vor dem eigentlichen Film oder mitten drin? Mitten drinn wäre die Härte .

Hardbern

Von Belohnung war keine Rede und es kam direkt vor dem Film, ähnlich des Kopierschutzhinweises auf VHS/DVD.

Ciao,

Doc SoLo

Verfasst: Mi, 14. Mai 2003, 22:12
von Ssnake
...spontane Bemerkungen im Publikum: "Hast Du das jetzt mit drauf?"
"Jo, aber das können wir später schneiden!"
:lol:

Verfasst: So, 18. Mai 2003, 11:22
von Alex
:D

Das ist ja wirklich unglaublich. Zumal es stimmt, wer will schon eine wacklige Kameraaufnahme, wenn es im Netz schon längst einen DVD-Screener gibt? Mir ist aufgefallen, dass die immer häufiger auftauchen und das viel größere Problem sind.

Zumal ich jetzt keine Zahlen kenne, aber ich tippe einfach mal, dass das Problem im Vergleich zur Musikindustrie zu vernachlässigen ist - ein Kinobesuch kann man nun wirklich nicht ersetzen (ok, vielleicht mit ner 10.000 Euro teuren Heimkinoanlage), wer will denn schon Matrix 2 oä auf dem PC sehen, ich hab ne Karte für Mittwoch bereits in der Tasche.

Verfasst: So, 18. Mai 2003, 11:47
von wulfman
tja.. ich habe matrix 1 nicht im kino gesehen, würde mir am mittwoch gerne das double-feature anschauen - und kann nicht. verdammt.

mfg
wulfman

Verfasst: So, 18. Mai 2003, 12:20
von ButtSeriously
Alex hat geschrieben:
Zumal ich jetzt keine Zahlen kenne, aber ich tippe einfach mal, dass das Problem im Vergleich zur Musikindustrie zu vernachlässigen ist - ein Kinobesuch kann man nun wirklich nicht ersetzen (ok, vielleicht mit ner 10.000 Euro teuren Heimkinoanlage), wer will denn schon Matrix 2 oä auf dem PC sehen, ich hab ne Karte für Mittwoch bereits in der Tasche.


Das größte Problem entsteht bei Filmen, die deutlich unterschiedliche Veröffentlichungstermine in den USA und Europa haben. Wenn da 1-2 Monate dazwischen liegen, kann der Schaden schon beträchtlich sein. Es entsteht dann einfach folgende Konstellation: Potentielle Zuschauer, die sich schon lange auf den fraglichen Film freuen, können es nicht abwarten und laden ihn aus dem Internet herunter. Tja, jetzt haben sie ihn gesehen - und die Motivation, für etwas zu zahlen, das man schon konsumiert hat, ist allgemein eher gering.

Zum Glück liegst Du aber mit Deiner Einschätzung, daß es bislang kein gewaltiges Problem ist, (noch) richtig: Paramount gab den Schaden für sein Unternehmen letztes Jahr zwar offiziell mit 300 Mio. Dollar an, aber da haben sie de Facto schon die Ausfälle durch DVD-Raubkopien mit eingerechnet (nicht, daß diese kein Problem wären). Außerdem gehen sie stillschweigend davon aus, daß jeder Kopierer, wenn er an seiner Tat gehindert worden wäre, brav gezahlt hätte. Ein Kollege hat mir gesteckt, daß die Firma intern eher von Schäden in der Größenordung von 20-25 Mio. ausgeht (nur Kinoverluste).

Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001

Verfasst: So, 18. Mai 2003, 16:07
von Ssnake
20-25 Millionen sind ja immer noch ein Wort. Ich würde die Jungs ja viel ernster nehmen, wenn sie ihre Zahlen nicht so absurd aufplustern würden. Es ist einfach nicht glaubwürdig, so daß auch jede Aussagen, die tatsächlich zutreffend sind, in Mißkredit geraten. 20 Millionen, das ist immerhin ein B-Film weniger pro Jahr, und noch dazu (gemessen am Umsatz, der an den besagten 20 Millionen hängt, die nicht bei Paramount ankommen) vielleicht zwanzig kleinere Kinos, die dicht machen müssen und je 20 Mitarbeiter auf die Straße setzen, mithin also bis zu 400 Familien, die dann ein ernstes Problem haben.

Die Probleme, die Paramount hat, haben MGM, Fox, Columbia und fünf weitere mittlere Studios sicher auch. Mithin ist der Gesamtschaden wahrscheinlich in der Größenordnung, die Paramount für sich reklamiert - oder eben eine Kleinstadt, die pro Jahr auf die Straße gesetzt wird, weil es Schnorrer gibt.

Verfasst: So, 18. Mai 2003, 19:43
von Doc SoLo
Außerdem gehen sie stillschweigend davon aus, daß jeder Kopierer, wenn er an seiner Tat gehindert worden wäre, brav gezahlt hätte.

Das brauchten sie sich ja nur von der Musikindustrie abschauen. Dort gab es ja Statistiken, die JEDEN verkauften CD-Rohling als raubkopiertes Voll-Preis-Album angenommen haben, das ganze dann mal 17 EUR (höchster Marktpreis im kleinen Musikgeschäft in der Fußgängerzone), mal 1,5 (auf einen 80min-Rohling passen ja anderthalb Alben) und mal 3 (für die nichtgebrannten MP3z von Napster & Co) ergibt dann den Schaden für die Musikindustrie. Es kommt auch noch der Tag, da steht offen unter der Statistik: "...und Robby Williams braucht schließlich auch jedes Jahr seine 50 Millionen - das müssen die Raubkopierer doch endlich einsehen."...

Ich würde die Jungs ja viel ernster nehmen, wenn sie ihre Zahlen nicht so absurd aufplustern würden. Es ist einfach nicht glaubwürdig, ...

...eine Kleinstadt, die pro Jahr auf die Straße gesetzt wird, weil es Schnorrer gibt.

Der war gut Ssnake! :wink:

Ciao,

Doc SoLo

Verfasst: So, 18. Mai 2003, 20:20
von ButtSeriously
Nun, genauso wenig, wie man das Problem übertrieben aufblasen sollte, darf man es kleinreden. Schließlich sind die 20 Mio. dann nun wirklich ein realistischer, nicht mehr künstlich aufgeplusterer Wert. Und das ist nur ein Studio, und bei dem auch nur der Verlust an der Kinokasse. Die Schäden im DVD-/Video-Bereich kommen noch dazu - etwa 35 Mio. pro Jahr. Wenn man bedenkt, daß sich der prozentuale Anteil des DVD-/Video-Bereichs am Gesamtumsatz in den letzten zehn Jahren vervierfacht hat, ist das wirklich auch ein ernst zu nehmendes Problem.
Wenn man das mal ganz vorsichtig auf die anderen großen Studios umrechnet, läppert sich da einiges zusammen. Geld, das der Branche nicht zur Verfügung steht. Da leiden die großen Stars natürlich kaum drunter, aber die kleinen Durchschnittsschauspieler könnten die Filme, die von dem fehlenden Geld zusätzlich produziert würden, durchaus gebrauchen, denn die bringen wirklich nicht viele Brötchen nach Hause. Was die Stars ja mittlerweile auch wissen und kritisieren. Gerade im Moment kommt in den USA eine große Initiative in Gang, mit der sie das verändern wollen: Viele verzichten freiwillig auf Teile ihrer Gagen, wenn das Geld dafür den kleinen Kollegen zu Gute kommt. Und diese Erklärung haben immerhin schon prominente Millionenverdiener wie Paul Newman, Ewan McGregor, Helen Hunt, Jodie Foster, Cameron Diaz, Mel Gibson und Patrick Stewart unterschrieben. Die Legende von den ohnehin viel zu reichen Geldsäcken, die sich über die paar Mücken nicht künstlich aufregen sollen, kann man in der Filmbranche also getrost vergessen. Die trifft's nicht wirklich, die haben immer genug gut bezahlte Engagements. Aber die Mehrzahl der Beschäftigten, besonders vor der Kamera, verdient überhaupt nicht gut, und dann tut das gleich richtig weh.

Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001

Verfasst: Mo, 19. Mai 2003, 09:02
von Ssnake
Absolut richtig.
In jeder Künstlerbranche, die echte Stars hevorbringt - sei es nun Musik, Film, (in Grenzen) Computerspiele, oder auch Sport - ist die Spanne der Gagen enorm. Für einen Michael Jackson gibt es 10.000 Profi-Musiker, die irgendwie und mehr schlecht als recht über die Runden kommen. Im Film ist es ähnlich - da sind es sowohl Regisseure als auch Schauspieler, die einerseits in einer überschaubaren Minderheit enorme Summen abgreifen können, andererseits ein riesiges Heer von Kreativen, die de facto ausgebeutet werden.
Es sind selten die Stars, die leiden müssen, wenn es der Branche insgesamt schlechter geht, sondern diejenigen, die ohenhin nur von den Krümeln leben, die vom großen Tisch fallen (die einzige Ausnahme, die mir spontan einfällt, ist Mariah Carey). Die Bereitschaft, in neue Talente zu investieren oder "künstlerisch wertvolle" (= noch nicht völlig ausgelutschte) Projekte zu finanzieren, ist direkt von den Gewinnen abhängig, die eingefahren werden. Neues wird stets als risikoreich empfunden (deswegen auch die vielen Sequels und Retortenbands), also zieht man sich in der Krise auf bewährte Rezepte zurück. Am Ende leidet das Publikum, weil nur noch Einheitsware im Regal liegt.