Do, 22. Mai 2003, 08:51
ACHTUNG, der folgende Text enthält massive SPOILER, die nicht weiter gekennzeichnet sind. Lesen auf eigene Gefahr.
Ich habe mir gestern beide Matrix-Filme auf der großen Leinwand angeschaut und leider kann der zweite Teil bei weitem nicht mit dem (fast) genialen ersten Teil mithalten. Wieso? Weil der Film nach dem spannenden und interessanten Beginn ab der zweiten Hälfte so ziemlich abflacht. Was sich da auf der Leinwand entwickelt ist eine surrealistische Story und jede Menge surrealistische Action. Letzteres ist ja noch ok, in Sachen Kämpfe wird gegenüber Teil 1 noch eins drauf gesetzt. Aber was die Handlung betrifft, so ist sie bei weitem nicht mehr so interessant, wie im Vorgänger, viel mehr ist sie banal und arg an den Haaren herbei gezogen. Was da an Erklärungen zum Schluß durch die Quelle kommt, ist mir jedenfalls einen Tick zu surrealistisch, dem Gespräche konnte ich schließlich zum Teil auch nicht mehr folgen.
Auch in Sachen Action sieht man jetzt nichts bahnbrechendes, was nicht schon aus Teil 1 bekannt ist. Alle Nase lang kommt die Bullet Time Einstellung zum Einsatz, fast schon wie am Fließband. Die zum Teil Minuten langen Kämpfe sind immer wieder durch kurze Bullet Time-Szenen unterbrochen, was auch sehr gut aussieht, aber nichts neues bietet. Die Bullet Time-Effekte aus Teil 1 fand ich jedenfalls faszinierender. Natürlich genial ist der Abschluss der Verfolgungsjagd mit dem Zusammenprall der beiden Trucks.
Um noch einmal auf die Story zurückzukommen: Der Anfang geht wirklich sehr gut los, Trinity hat gleich einen spektakulären Bullet Time-Effekt und Neo macht mal fix zwei Agenten fertig. Es sollte eigentlich ein Vorgeschmack auf das sein, was da noch kommen würde. Aber von dieser Art Action ist schließlich der ganze Film.
Interessant ist auch das Treffen der Captains, die mir im Film aber insgesamt zu kurz kommen. Besonders Niobe, die offensichtlich etwas aus der Masse der Captains herausragt, hätte ruhig mehr zum Einsatz kommen können. Anschließend ist Zion zu sehen, welches wunderbar eine Endzeit-Stimmung einfängt. Der Konflikt, der zwischen Morpheus und dem Commander angedeutet wird, findet im späteren Verlauf des Films aber keine Beachtung mehr, ebenso die Stadt Zion selber, die sich gerade gegen 250 Millionen Wächter schützen muss. Am Ende erfährt man nur aus einem Gespräch, dass die Stadt gefallen ist. Nachher war mir unklar, warum kein Kampf gezeigt wurde...
Naja, dann kam eigentlich dass, was mir am besten gefallen hat: der Kampf gegen die Horde von Agent Smith. Dieser hat mir mit seinem bissig-zynischen Humor am besten gefallen.
Danach beginnt die Sache leiter abzuflachen, spätestens bei dem Franzosen und dem anschließenden Kampf fängt es an, langweilig zu werden. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich die Kämpfe anfangen zu wiederholen. Interessant sind noch die beiden Jungs, die sich ständig auflösen, die sind zum Teil ganz witzig und effektvoll gemacht. Das Autorennen schließlich sieht lustig aus und es ist auch eine arge Zerstörungsorgie. Bis auf den Schlusseffekt hat mich das aber auch nicht vom Hocker gerissen.
Naja, schließlich kommt der Storypart mit der Quelle, der dann doch so ziemlicher Mist ist. Die Idee mit den Schlüsseln, Programmierhintertüren und konkurrierenden Programmteilen fand ich noch in Ordnung. Aber gerade dadurch wird viel vom Reiz der allmächtigen und allgegenwärtigen Matrix genommen. Irgendwie kann in der Matrix und fast jeder mit der Matrix machen, was er will, ohne wirklich zum System zu gehören.
Das schließlich alles so geplant war, ist ebenfalls mehr als unlogisch (obwohl da Teil 3 vermutlich etwas mehr Aufklärung bieten wird). Aber wieso sollte die Matrix eine Kontrolle durch den Auserwählten aufstellen, wenn sie keine Kontrolle über die Außenwelt und Zion hat? Die Matrix kann nicht vorhersehen, was Neo außerhalb der Matrix macht. Es wird jedenfalls arg banal, den offensichtlich weiß die Matrix um jede Handlung Neos.
Auf Grund des Endes vermute ich auch, dass die "Außenwelt", also die Nebukadnezar, auch ein Teil der Matrix ist, und die vielen Leute nie wirklich aus der Matrix heraus geholt wurden. Oder wie konnte Neo sonst die Wächter aufhalten? Ohne Finale prangt dann schon ein "Fortsetzung folgt ..." über die Leinwand. So erpischt bin ich nun nicht drauf, werd' ihn mir aber bestimmt ansehen. Irgendwann.
Naja, ich schaue mir den 2. Film nochmal an. Aber nur bei Gelegenheit. Vielleicht wird mir dann einiges klarer. Teil 1 werde ich jedenfalls eher im Gedächtnis behalten, als Teil 2.
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thwidra am Fr, 23. Mai 2003, 14:13, insgesamt 1-mal geändert.