fflood hat geschrieben:Ssnake hat geschrieben:labrador1 hat geschrieben:2001 ist sicherlich ein Meilenstein in der Geschichte der SF-Filme, auch wenn er IMO an der ein oder anderen Stelle etwas weniger in die Länge gezogen sein könnte.
Dachte ich auch mal, aber je öfter ich ihn dann gesehen habe, desto weniger könnte ich benennen, was man kürzen oder weglassen könnte.
Zumal ich schon des öfteren die Meinung gehört habe, dass man den Film eigentlich nur vollständig verstehen kann, wenn man das Buch gelesen hat, eben weil Kubrick schon so viel weggelassen hat (als ich den Film gesehen habe fand ich ihn todlangweilig. Ist aber auch schon ein paar Jährchen her).
Nö, das Buch von Clarke kann man sich eigentlich sparen (auch wenn ich seine Stories durchaus schätze). Clarke stellt rein auf die technischen Aspekte ab und erklärt die Fehlfunktion von HAL im Buch mit widersprüchlichen Handlungsdirektiven. Kubrick war so klug, diese sehr materielle Deutung des Geschehens zu transzendieren, und HAL zum Vertreter der Technologie an sich zu machen, die sich gegen ihre Abschaffung wehrt und versucht, den nächsten Evolutionsschritt zum "Übermenschen" (im Sinne Nietzsches) zu sabotieren.
Im "Lexikon des Science Fiction und Fantasy Films", wenn ich mich recht erinnere, war zur Deutung des Films eine recht außschlußreiche Kritik. Leider habe ich besagtes Loseblatt-Lexikon nicht, das gib't nur im Abo - irgendwo. Ist schon mindestens ein Jahrzehnt her, daß ich es mal durchgeblättert habe.
Kurzum, der Film versucht i.W. auszusagen, daß die Evolution der Menschheit gelenkt ist von Außerirdischen, die die Monolithen hinterlassen haben. Ohne die Einpflanzung von Intelligenz von Außen wäre die frühe Menschheit zum Aussterben bestimmt (Futtermangel, der Leopard, die Vertreibung vom Wasserloch). Dann kommt der Monolith, und die Menschen entdecken das Hebelgesetz, klumpen die Wasserkonkurrenz zusammen, der Rest ist technologische Evolution bis hin zur Weltraumfahrt (daher werden ja auch zwei Millionen Jahre in einem Filmschnitt zusammengerafft).
Es kommt nun zur nächsten Begegnung mit dem Monolithen. Die Außerirdischen haben ihn auf dem Mond vergraben. Sobald die Menschheit Weltraumfahrt entwickelt hat, findet sie den Monolithen und buddelt ihn aus. In dem Moment, wo er Sonnenlicht registriert, sendet er das Signal aus "Intelligente, raumfahrende Spezies gefunden!".
Die Menschen fliegen nun zu Jupiter, die Technik rebelliert, Bowman besiegt (wie der ausgezeichnete Bogenschütze Odysseus den Polyphemos) den zyklopischen Rechner und wird dann über den gigantischen Monolithen (Kantenlänge 1:4:9 = 1², 2², 3²) zum Zoo der Aliens teleportiert, den sie, basierend auf der Analyse der von der Erde ausgestrahlten Fernsehsignale, für ihn gebaut haben. Dort verbringt er den Rest seines Lebens (drei kurze Szenen; die unwirkliche Atmosphäre in den Räumen soll dem Zuschauer nahebringen, daß es zwar irgendwie erdähnlich dort ist, aber eben doch künstlich und fremdartig - so wie einem Tiger sein Mini-Kunstdschungel im Zoo fremdartig erscheinen muß, selbst wenn er darin leben und alt werden kann).
Am Ende steht mit dem Tod die Transformation zur nächsten Evolutionsstufe, dem "Sternenkind", das um die Erde kreisend die Technologie vernichtet (das wiederum wird besser im Buch angedeutet).
End of story. Wenn man weiß, worum es geht, ist es eigentlich ganz einfach. Die "populären Szenen" aus dem Mittelteil sind eigentlich Spielerei, die Inszenierung von Tricks um ihrer selbst willen. Aber man mag es dem Film nachsehen, denn vor und nach ihm hat es keinen Film gegeben, der Weltraumbedingungen besser visualisiert hätte. Natürlich gab's auch da noch Macken (Flüssignahrung, die im Strohhalm zurückläuft, ... aber das ist ja Erbsenzählerei).
Die Stärke von 2001 ist, daß er viel Bildsymbolik verwendet (z.B. ist Nahrung im Film, bis auf die Szene im "Zoo", immer irgendwie eklig), und daß er sich vor allem auf Bildsprache konzentriert (nur gut 20 Minuten Dialog in 150 Minuten Film). Und natürlich hat Kubrick das Repertoire an Filmtricks und Bildsprache in vielen Bereichen massiv erweitert. Star Wars wäre ohne 2001 unmöglich gewesen. Die Discorey, die ins Bild fliegt, und fliegt, und fliegt, und fliegt, und immer noch länger wird, und noch ein bißchen - die Parodie bei Mel Brooks funktioniert ja nur deswegen so gut, weil der Zuschauer mindestens Star Wars gesehen hat, was mit den Sternenzerstörern genau denselben Effekt erzielen will wie Kubrick in 2001.