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Solaris

Verfasst: Fr, 14. Mär 2003, 23:10
von ButtSeriously
So, jetzt bin ich im Regisseursalphabet doch wieder bei "S" gelandet, genauer gesagt bei Steven Soderbergh.
Bei Solaris, seinem höchst umstrittenen Remake des fast gleichnamigen russischen SF-Films aus den 70ern, streitet sich im Moment ja wirklich alle Welt, was der Film denn nun ist: Meisterhaft oder einfach nur sterbenslangweilig?
Ich persönlich bin für "irgendwo dazwischen". Stilistisch hat sich Soderbergh ganz klar 2001 zum Vorbild erkoren. Und tatsächlich: Über kurze Zeiträume erreichen Solaris' Bilder immer wieder die beeindruckende visuelle Kraft von Kubricks Genre-Klassiker. Aber eben leider nur über kurze Zeiträume. Über weite Strecken wirkt der Stil eher etwas bemüht, was dem Film enorme Längen einbringt. Mich persönlich hat das kaum gestört, aber die Leute, die das ganze höchst ermüdend finden, kann ich trotzdem gut verstehen.
Aber nicht nur die arg krampfhaft auf künstlerisch wertvoll getrimmte Inszenierung verhindert, daß der Film durchstartet, sondern zwei weitere Stolpersteine kommen hinzu: Zum einen wirkt das Spiel der Schauspieler - obwohl grundsolide - stellenweise fast etwas anteilnahmslos, als würden die eigentlich doch aufwühlenden Ereignisse sie nur bedingt berühren. Das mag Absicht sein, nimmt dem Geschehen aber für meine Begriffe hier große Teile der Intensität.
Zum anderen versucht die Inszenierung, relativ wenig Substanz mit relativ viel Anspruchs-Bohei an dem Mann zu bringen. Nach dem wenig überraschenden Ende habe ich mich ersthaft gefragt, ob ich irgendwas übersehen habe. Aber auch bei angestrengtem Nachdenken fällt mir nichts ein. Die paar Fragen, die noch offenbleiben, will ich eigentlich gar nicht beantwortet haben - was wohl am oben erwähnten Mangel an Intensität liegt. Und ansonsten? Im Gegensatz zu dem großen Mysterium, das die Inszenierung impliziert, ist von Anfang an alles schon ziemlich offensichtlich...

Das klingt jetzt alles negativer, als es gemeint ist. Ich persönlich fand den Film ganz ordentlich. Solide gemachtes Kino, das an seinem himmelhohen Anspruch scheitert. Aufgrund des schwer verdaulichen, elegischen Stils tue ich ich mich aber schwer, Solaris irgendwem ernsthaft zu empfehlen.

Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001

Verfasst: Sa, 15. Mär 2003, 13:19
von Ssnake
Stanislaw Lem persönlich hält Solaris ohnehin für "nicht verfilmbar", hat aber in einem Interview gesagt, daß sein Leben zu kurz ist, als daß es es damit verschwenden möchte, andere von ihren Fehlern abzuhalten, wenn sie denn darauf bestehen, sie zu begehen und ihm dafür Geld zu zahlen.

Verfasst: Sa, 15. Mär 2003, 22:32
von Ganon
Das Buch hatte auch seine Längen, war aber insgesamt recht interessant. Hat mir schon gefallen. Den alten Film kenne ich nciht. Bei der Kino-Vorschau vom neuen wusste ich nicht so recht, was ich davon halten soll. Aber wahrscheinlich finde ich eh niemanden, der den mit mir im Kino sehen würde, also wird es wohl noch etwas dauern, bis ich ihn sehe.

Verfasst: So, 16. Mär 2003, 23:59
von Ssnake
Die Tarkowski-Verfilmung ist sterbenslangweilig. Nun muß man berücksichtigen, daß die Sehgewohnheiten in den 70ern eh' zu ruhigerem Tempo neigten, und noch dazu daß die russische Version ... nun ja, eben in Rußland für ein sozialistischen Publikum gedreht wurde, was ja ohnehin kein Popcorn-Kino im Wettbewerb hatte. Aber bei allem Respekt vor den Umständen - freiwillig würde ich mir diesen Film nicht nochmal antun.