Heute widme ich mal "About Schmidt" von Alexander Payne - ein Film, der sicherlich eher wenig Beachtung finden wird. Kein Wunder, handelt es sich doch um eine latent deprimierende Tragikomödie, also nicht gerade massentaugliches Material.
In aller Kürze worum's geht: Warren Schmidt (Jack Nicholson) war vier Jahrzehnte lang im Versicherungsgeschäft tätig und geht schließlich in Ruhestand. Doch viel weiß er mit seinem Leben nicht mehr anzufangen: Er hat nichts zu tun, grübelt zuviel über den Sinn der Welt nach und seine Frau ist ihm fremd geworden. Wie sehr er sie im Grunde doch geliebt hat, wird ihm erst klar, als sie stirbt. Nun gibt es erst recht nichts mehr für Schmidt - außer seiner Tochter, die ihm noch ein Ziel gibt. Aber kein sehr nettes, denn Schmidt setzt sich schließlich in den Kopf, deren Hochzeit mit dem wenig geschätzen Schwiegersohn in spe zu verhindern.
Der Film lebt von zwei Dingen: Erstens von seiner wunderbaren Beobachtung der Realität. Auch wenn absichtlich überzeichnet wird, wirkt vieles erschreckend authentisch - amerikanisches (und genaugenommen auch europäisches) Leben auf den Punkt gebracht. So schwankt die Handlung immer wieder zwischen traurig-tragischen Momenten und beißendem Witz (einfach herrlich: Schmidts sarkastische Kommentare in den Briefen an sein afrikanisches Patenkind - der einzige Mensch, dem er seine wahren Gedanken komplett offenbahrt).
Stärke Nummer Zwei ist, mal wieder, Jack Nicholson, der die gesamte inhaltliche Bandbreite genial zu verkörpern weiß. Seine brilliante Vorstellung führt dem Zuschauer auf beeindruckende Art und Weise vor Augen, daß Francis Ford Coppola völlig recht hatte, als er Nicholson den "besten Schauspieler seiner Generation" nannte.
"About Schmidt" ist absolut kein Film für jedermann, den er geht bewußt langsam und gemächlich durch seine Handlung - ein Rhythmus, der einfach zu Thema paßt. Aber für mich ist er ein unscheinbares Kinojuwel. Klein, aber verdammt fein.
Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001