Eine weitere persönliche ButtSeriously-Regel hat fröhlich bestand: Kein Film von Steven Spielberg kommt an mir vorbei, ohne mit einem Kinobesuch bedacht zu werden.
So ergeht's auch "Catch Me If You Can", Spielbergs Rückkehr zu federleichter Unterhaltung - nach dem recht guten, aber genaugenommen doch etwas enttäuschenden "Minority Report" auch eine Rückkehr zu gewohnter Form. Ein Drehbuch mit geschliffenen Dialogen, ein gelungen verspielter Soundtrack von John Williams, eine Inszenierung mit gutem Gespür für Timing - Herz was willst Du mehr? Moment - habe ich da jemanden "Tiefgang!" rufen hören? Nun ja, auf den ersten Blick könnte man meinen, daß es dem Film genau daran mangelt. Er hangelt sich von einem spaßigen Ereignis zum nächsten, durchaus nicht ohne den einen oder anderen dramatisch-nachdenklichen Zwischenton, aber mehr als an der Oberfläche zu kratzen traut er sich dabei nie. Wie schon gesagt - federleichte Unterhaltung. Was vielleicht ganz gut so ist, denn die Suche nach Tiefe führte Spielberg schon mehr als einmal in holprige Gefilde.
Der einzige gute Grund, warum man dem Film seine latente Oberflächlichkeit ernsthaft vorwerfen könnte, wäre vielleicht die anfängliche Behauptung, es handle sich hier um eine "wahre Geschichte". Wahr ist an dieser Geschichte vermutlich nicht mehr als an den zahllosen Lügengeschichten, die der echte Frank Abagnale Jr. in den 60ern der Welt auftischte. Aber wenn man den fraglichen Satz einfach ignoriert, ist das kein Problem, denn "Catch Me If You Can" macht einfach nur Spaß.
Einen nicht ganz geringen Anteil daran haben die Schauspieler. Di Caprio macht seine Sache ausgesprochen gut, hat aber dennoch ein gewisses Problem: Ein sichtlich gut aufgelegter Tom Hanks und ein brillianter Christopher Walken sind noch um einiges besser. Bei Hanks sitzt wie gewohnt einfach jede Geste, jeder Gesichtsausdruck. Walken ist... nun, es ist schwer zu beschreiben, aber ich halte seine Darstellung des Frank Abagnale Sr. für eine der stärksten Leistungen seiner Karriere.
"Catch Me If You Can" ist Spielberg alter Schule: Unterhaltung vom Feinsten, aber eben ohne Botschaft, Aussage, Tiefgang, Moral oder ähnliches. Wer das nicht braucht, dürfte glänzend unterhalten werden. Eine reine Komödie mit höchster Gag-Dichte sollte man angesichts der immer wieder eingestreuten leisen Zwischentöne aber nicht erwarten.
Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001