Also, ich muss jetzt mal ein Rad brechen für eines der besten Bücher, welches ich je gelesen habe. Ich habe echt lange überlegt, wann ich zum letzten mal ein Buch in diesem Maße regelrecht verschlungen habe.
(Eigentlich wollte ich das Posting in den "Klassische Literatur"-Thread stellen, aber da dort die Diskussion um Kafka und Deutsch-Unterricht ist, wäre das wohl jetzt ein wenig fehl am Platz.)
Okay, ich versuche mal in eigenen Worten zu schildern, was dieses Buch bedeutet: Es geht um Erich Maria Remarque's "Im Westen nichts Neues", ein Buch über den Grabenkrieg des Ersten Weltkrieges. Gleichzeitig ist es eine beeindruckende, nüchternde und absolut mitreißende Darstellung des Traumas, welches die jungen Soldaten erleben. Die Geschichte erzählt der Ich-Erzähler Paul Bäumer, der als 19jähriger mit seinen Klassenkameraden an die Front kommt. Paul sieht in den folgenden Jahren zu, wie einer nach dem anderen wegstirbt. Die Geschichte und das Denken des Ich-Erzählers, Handlungsmotive, Handlungen der Kameraden, werden dabei auf eine banale und teilweise auch lapidare Weise erzählt, die erschreckend ist. Und trotzdem bleibt es eine nüchterne Erzählweise, ohne romanhafte, erzählerische Stilblüten. Ich denke, dass es diese Art der Erzählweise ist, die den Leser (oder auch nur mich?) sofort adequat in den Protagonisten hineinversetzt.
Das Buch erzählt erschreckend von den Kriegshandlungen aus der Sicht eines einfachen Soldaten, nämlich Paul. Dabei ist aber nicht das ganze Buch bedrückend, ich selbst konnte mir auch den einen oder anderen Grinser nicht verkneifen, als Paul z.B. eine Ganz stehlen will. Oder als er und einer seiner Kameraden in einem französischen Dorf, welches geräumt wurde, noch zwei Ferkel entdecken. Anschließend bereiten sie daraus ein Festmahl für 11 Personen zu. Trotzdem kann man aber nicht von Humor sprechen, das wäre bei diesem Buche fehl am Platze.
Erschrocken war ich dann wieder nach der Lektüre, als ich im geschilderten Soldatenleben durchaus Parallelen zu meiner eigenen Bund-Zeit entdecken konnte (wenn auch total abgeschwächt im Vergleich und unter ganz anderen Voraussetzungen). Wenn ich heute dran denke, wie oft ich da eine Waffe getragen hatte, und wie wenig ich dafür meinen verstand gebrauchte, komme ich nur noch ins Kopfschütteln. Ich glaube nach diesem Buch fasse ich keine Waffe mehr wirklich freiwillig an, den dieses Buch zeigt auf beindruckende und nachhaltige Art und Weise, was es bedeutet eine Waffe zu benutzen und Krieg zu haben. Bisher dachte ich im übrigen auch, einige martialische Sachen beim Bund erlebt zu haben...
Meiner Meinung anch sollte dieses Buch von jedem jung-erwachsenen Menschen gelesen werden. Mit Sicherheit sensibilisiert dieses Buch den Leser gewaltig. Ich wüßte jedenfalls keinen Grund, von diesem buch abzuraten.