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thwidra
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Operation: Kingdom

So, 28. Okt 2007, 13:10

Der Text enthält SPOILER zum Film.



Nun das ist jetzt nicht unbedingt ein Film, den man sonderlich zerlegen kann, weil an allen Ecken und Enden etwas ausgesagt wird. Ich habe mir ansonsten auch keine großen Gedanken drum gemacht und schreibe deshalb auch nur die paar Sätze auf, die mir durch den Kopf gingen. Operation: Kingdom ist sicherlich nett und sehenswert, aber für mich ein Film, den ich bald wieder vergessen habe. Wieso? Das steht im folgenden Text, in dem ich dann allerdings auch einige Sachen zur Handlung verraten werde.

Operation: Kingdom ist ein Mix aus Politthriller und Action. Das ganze glänzt dann noch durch einige bekannte Schauspieler, wie Jamie Fox und Jennifer Garner, die übrigens in der deutschen Fassung eine andere Synchronstimme erhielt, als in Alias. Wie das ankommt, kann sich wohl jeder denken. Dieser Genremix muss an sich ja nichts schlechtes sein, wenn ich da nicht das Gefühl hatte, ausgerechnet diese Teile schon einmal eigenständig gesehen zu haben. Die Auseinandersetzung der USA (und der westlichen Welt - die wollen wir schließlich mal nicht unterschlagen) mit Saudi-Arabien und dem Nahen Osten um Öl und Machteinfluss in der Region gab es meiner Ansicht nach schon besser in Syriana zu sehen. Zudem sich sowohl Syriana als auch Operation: Kingdom beide wie Dokumentarfilme anfühlen. Dementsprechend passiert in der ersten Hälfte des Films auch nicht so viel, in der die FBI-Agenten versuchen, eine Einreise- und Ermittlungsgenehmigung in Saudi-Arabien zu bekommen, wo ein Anschlag auf eine amerikanische Arbeitersiedlung stattgefunden hat.

Die zweite Hälfte des Films wird dann zum Actionfilm. Nachdem einige Ermittlungen stattfanden und es Hinweise auf einen Terroristenanführer gibt, wandelt sich der Film in meinen Augen zu einen üblichen übertriebenen Actionfilm. Die Protagonisten überleben Unfälle bei Geschwindigkeiten von 200 km/h und kämpfen ohne Rücksicht auf Verletzungen weiter. Das ganze wirkt dabei noch nicht einmal sonderlich spektakulär, den Angriff auf den Autokonvoi gab es schon besser in Mission: Impossible 3* zu sehen, die Schießerei erinnert ein wenig an Das Kartell und bestimmt auch andere Filme. Wobei die Actionszenen nicht zwangsläufig so cool wirken, wie in den erwähnten Filmen, sondern gewissermaßen einen realistischen Anblick beibehalten.

Gut, das alles ist an sich schon ganz nett gemacht, aber bestimmt nicht überragend. Was mich am meisten aber gestört hat, war die finale Aussage des Films. “Wir bringen sie alle um!” wird von beiden Seiten unabhängig voneinander konstatiert. Sowohl Amerikaner als auch die fundamentalistischen (? öhm, ich hab’s schon wieder vergessen, wie dieser Teil der Araber im Film bezeichnet wurde) Saudis bringen diesen Spruch an und ich halte ihn für ein schwaches Ergebnis des Films. Was soll mir das als Zuschauer sagen, was ist hier dran die Botschaft? Soll das auf eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden Kulturkreisen hinweisen und mir sagen, dass sie ja gar nicht mal so unterschiedlich sind? Na, darauf lässt sich sicherlich eine gemeinsame, friedfertige Zukunft aufbauen… Oder soll das als Rechtfertigung für andauernde Auseinandersetzungen dienen, weil es gilt, Interessen zu vertreten und durchzusetzen? Dann wäre es in meinen Augen ein übles Machwerk und beste Propaganda für den Falkenverein.

Na gut, vielleicht habe ich es aber auch einfach nicht verstanden, diese Möglichkeit besteht ja auch noch. Es wirkt nur auf mich einfach nicht sonderlich intelligent gemacht und das ist doch etwas enttäuschend.


*Diesen Film erwähne ich eigentlich nur, um hier ein wenig mit dem roten Tuch zu wedeln. *har* :twisted:
 
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Ganon
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So, 28. Okt 2007, 15:36

Ich hab den Film auch schon gesehen. Achtung, noch mehr Spoiler!

Den Thriller-Teil fand ich interessant, da er noch realistisch wirkt und das Verhältnis zwischen Saudis und Amis beleuchtet. Das letzte Drittel ergeht sich dann leider in weniger glaubwürdiger Action. Die Darstellung der Saudis ist etwas zwiespältig. Einerseits wird klar gemacht, dass nicht alle Saudis Terroristen sind, die meisten sind den FBI-Ermittlern mehr oder weniger freundlich gesonnen. Andererseits kriegen die örtlichen Ermittler ohne sie anscheinend nichts hin. Und einer der Saudis "darf" am Ende den Heldentod sterben, während den amerikanischen Helden nichts passiert. Die von thwidra erwähnte finale Aussage habe ich schon so verstanden, dass die Amerikaner im Grunde "auch nicht besser" sind als die Extremisten. Also letztendlich ein tatsächlich nicht so ganz gelungener Versuch, den vorhandenen Patriotismus zu relativieren. Für Hollywood-Verhältnisse muss man damit aber wohl zufrieden sein.
Die andere Stimme von Jennifer Garner hab ich übrigens gar nicht bemerkt.
Zuletzt geändert von Ganon am So, 28. Okt 2007, 15:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Leland Yee, the Senator that decided that violent videogames were so dangerous to society that he needed to propose a law that banned selling them to minors, was arrested recently for weapons trafficking. He was buying shoulder-mounted rocket launchers from an extremist Islamic group and accidentally sold them to a member of the FBI. I mean, thank God he doesn't play videogames or he might have really become a threat to society.

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Di, 8. Dez 2009, 00:24

Hm, das Montagskino im ZDF scheint perfekt, um alte Threads wieder auszugraben...

Hach, was waren das für schöne Zeiten als es die Rambo-Filme gab. Der Russe war einfach nur böse (und in Afghanistan), verdiente den Tod und blaues Licht leuchtete noch blau. Es war so leicht einen No-Brainer hinzulegen. Der Held brauchte nur einen Anreiz, musste sich gut mit der einheimischen Bevölkerung stellen und gemeinsam brachte man dann die Bösewichte um die Ecke. Kein Moralgedöns, einfach nur Balleraction und ein wenig Rahmenhandlung, um die Szenen miteinander zu verbinden. Operation: Kingdom sollte wohl der ameriaknische Versuch sein, mit ein wenig Scheinheiligkeit die Wieberbelebung solcher alten Filmtraditionen dem Publikum schmackhaft zu machen.

Auf diesen Blödsinn mit dem erhobenen Zeigefinger hätte man ruhig verzichten können, zumal es doch recht sinnlos ist, wenn man die ganze Zeit Begeisterung für das Tun der Protagonisten schürt und es am Ende dann wieder krampfhaft zu relativieren versucht. Dann lieber gleich ganz auf die Patriotismus-Schiene setzen, was weit ehrlicher ist und auch heute noch funktionieren dürfte. Über all den Ärger darüber kann ich wunderbare die Verwandlung eines FBI-Ermittlerteams zur Spezialeinheit im Häuserkampf und andere Hirnrissigkeiten locker verschmerzen. Apropos Jennifer Garner: Ich warte immer noch darauf, von dieser Frau mal eine schauspielerische Leistung zu sehen...
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Di, 8. Dez 2009, 10:07

Abdiel hat geschrieben:
Apropos Jennifer Garner: Ich warte immer noch darauf, von dieser Frau mal eine schauspielerische Leistung zu sehen...

Mich hat jetzt beim zweiten Sehen nur ihre unpassende Kleinmädchenstimme im Vergleich zu Alias gestört.
Hm, in meinem früheren Posting schrieb ich, dass die mir nicht aufgefallen war. Was soll's, sowas kann sich ja ändern...

EDIT & OT: Was die "Wiederbelebung alter Filmtraditionen" betrifft: The Expendables scheint da sehr vielversprechend zu sein...
Zuletzt geändert von Ganon am Di, 8. Dez 2009, 15:01, insgesamt 1-mal geändert.
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