Mo, 8. Jul 2019, 10:14
Ich hab mich zuletzt mal an ein paar SciFi-Bücher rangemacht, die ich noch nicht kannte. Ich hab mich dabei auch von den Hugo- und Nebula-Awards leiten lassen, wobei ich da schon eine schlechte Erfahrung mit der Mars-Serie von Kim Stanley Robinson gemacht habe: Ja, starke SciFi-Ideen, aber drumherum sollte es doch noch eine halbwegs spannende Story und sympathische Figuren geben (was diese Mars-Trilogie einfach nicht hinbekommt).
Angefangen hab ich mit Spin von Robert Charles Wilson (Hugo-Sieger 2006). Eine extrem weit hergeholte Prämisse - die Erde wird von einem mysteriösen Feld umspannt und für jede Sekunde auf Erden vergehen über 3 Jahre im restlichen Weltall. Dazu hat der Autor dann zwei gute Ideen, was man mit diesen Bedingungen anfangen kann. Aber im Zentrum stehen drei Figuren, die allesamt extrem nervig sind und den ganzen Spaß verderben. Ist der erste Teil einer Trilogie und die anderen Teile sollen schlechter sein, also hab ich sie mir nicht angetan. Dennoch hab ich danach noch zwei Romane von Wilson gelesen: Blind Lake und Darwinia. Blind Lake war nicht übel, geholfen hat ein Setting, das man eher von Horrorgeschichten kennt, eine große Forschungseinrichtung monatelang unter strikter Quarantäne, die Leute werden verrückt und nehmen das Gesetz in die eigenen Hände. Am meisten hat mir aber Darwinia gefallen, wobei das ziemlich abgedreht endet. Von einem Tag auf den anderen ist Europa verschwunden - bzw. die Landmasse ist noch da, aber Menschen und Städte sind verschwunden und Flora und Fauna sind außerirdisch. Wir folgen einer Expedition in diese neue Welt, Herz der Finsternis, Annihilation, so in etwa. Merkwürdigerweise endet der Teil der Story etwas früh und dann entwickelt sich eine ziemlich fantastische und abgedrehte Story drumherum. Womöglich hat der Autor zwei Idee für Kurzgeschichten in einen Roman zusammengepackt.
Danach kam Blackout/All Clear von Connie Willis, Sieger von beiden Awards 2011. Ganz klar nur ein Roman, der in letzter Sekunde in zwei Teile getrennt wurde, innerhalb weniger Monate veröffentlicht. Vorsicht, Blackout allein bringt nichts, es hört einfach mitten in der Story auf. Ich würd es in die "Young Adult"-Kategorie packen, die Figuren sind recht jung, keine Schimpfwörter, kein Sex, usw. Sehr verwirrender Beginn über zeitreisende Historiker aus dem Jahr 2060, womöglich hätten die Vorgängerromane geholfen. Drei Figuren landen, alle getrennt voneinander, in England im 2. Weltkrieg und ihre Tore in die Zukunft öffnen sich nicht mehr. Dummerweise fand ich die Lösung des Problems extrem offensichtlich, ich hatte es schon längst im 1. Teil rausgefunden. Auch sonst eher keine Empfehlung, aber... "nett".
Dann doch lieber militärischer SciFi. Als Klassiker könnte man The Forever War von Joe Haldeman bezeichnen (erschienen 1974, auch Sieger von beiden Awards). Die Auflösung am Ende ist doch etwas sehr simpel, aber bis dahin ziemlich gut. Es spielt mit der Idee der (extremen) Zeitdilation durch Reisen nahe der Lichtgeschwindigkeit. Unser Soldat hat nur wenige Einsätze, aber auf der Erde vergeht jedes Mal ne Menge Zeit und die Gesellschaft ändert sich extrem. Beim ersten Einsatz vergehen "nur" 22 Jahre, bei nächsten Mal dann schon über 100 Jahre und beim letzten Einsatz 700 Jahre - insgesamt rund 880 Jahre, was für die Hauptfigur 10 Jahre sind. Und auch in denen wird kaum gekämpft, nur monatelang gereist.
Damit dann noch zur "Old Man's War"-Triolgie von Joe Scalzi (nur nominiert im Jahr 2006). Von allen erwähnten Büchern würde ich die Trilogie am meisten empfehlen. Jeder Roman hat was, die Ideen bauen schön aufeinander auf. Die "Colonial Union" besiedelt das Weltall und hat dabei schon 500 oder so andere intelligente Rassen getroffen und befindet sich im Krieg mit 95% von ihnen. ("Wieso habe wir noch mal die Friedensgespräche mit denen abgebrochen?" - "Sie haben ein Drittel unserer Delegierten gefressen." - "Ach ja, ich wusste doch, da war was.") Rekrutiert werden aber komischerweise 75-jährige Erdenbewohner (daher der Name), mit dem vagen Versprechen, sie würden verjüngt und daher einsatzfähig werden. Oh ja, das werden sie wirklich, wie, findet man bald raus, aber es gibt noch genügend weitere Geheimnisse, die erst im Laufe der Trilogie aufgedeckt werden.