Mi, 29. Mär 2023, 20:50
Tja, ist wirklich Zufall, aber die letzten Tage habe ich wirklich alles auf einmal beendet bzw. gesehen (Bioshock Infinite, John Wick 4, Three Stigmata of Palmer Eldritch).
Daher an der Stelle mal ein kleines Philip K. Dick-Round-up:
Solar Lottery: Nachdem ich von The Man in the High Castle echt begeistert war, wollte ich am liebsten gleich alles von PKD lesen. Solar Lottery ist sein erster veröffentlichter Roman aus dem Jahr 1955 und dreht sich um einen Quizmaster, der gleichzeitig soetwas wie der Präsident der Erde ist, und der völlig legal von einem Attentäter gesucht und angegriffen werden darf. Das Ganze ist ein „Spiel“, bei dem jeder entweder den Posten des Quizmasters oder Attentäters gewinnen kann. Das Buch ist leider ein völliges Durcheinander, ich wusste nie so recht, wer jetzt welcher Charakter ist, was er zu tun hat oder wo die Reise hingeht. Es passiert auf den ersten 70 Seiten auch so gut wie nichts, wobei das Buch mit rund 200 Seiten eh nicht sonderlich dick ist. Es gibt noch einen Subplot, der aber gar nichts mit der Hauptstory zu tun hat. Bei Solar Lottery musste ich mich echt durchkämpfen und würde es nur hartgesottenen PKD-Fans ans Herz legen. Sonst ist das eher enttäuschend. Die zwei, drei spektakulären Szenen reißen es nicht raus.
Time out of Joint: Nach Solar Lottery habe ich mir dann Bücher von PKD rausgesucht, die besser bewertet sind, Time out of Joint von 1959 wurde das nächste Buch. Die Story war schon besser, hat sich auf einige wenige Charaktere konzentriert und folgte ziemlich stringent einem roten Faden. Ragle lebt in einer amerikanischen Kleinstadt und gewinnt tagtäglich das Rätsel in der Zeitung. Doch in seiner Umgebung verschwinden plötzlich Objekte und er findet ein altes Telefonbuch, in dem unter keiner Nummer jemand zu erreichen ist. Irgendwas stimmt mit der Realität nicht… Das ist nett geschriebene SciFi, vielleicht auf dem Niveau einer durchschnittlichen Star Trek-Folge, die heute aber niemanden mehr vom Hocker reißt. PKD hat das Buch aber Jahre vor der ersten Star Trek-Serie geschrieben. Das Buch ist schon eher zu empfehlen, wenn man etwas stärker in PKDs Werke abtauchen will.
Martian Time-Slip: So, hier wird’s schon ein bisschen schräger. Martian Time-Slip erschien 1964, in der Hochphase von PKDs Schaffen. In einer Kolonie auf dem Mars lebt ein autistischer Junge, von dem einige glauben, dass er in die Zukunft sehen kann. Das will der hartgesottene Arnie Kott für sich ausnutzen. Jack Bohlen dagegen, der selbst schon unter Schizophrenie gelitten hat, versucht den Jungen zu beschützen. Die ganze Geschichte und all die Erlebnisse, die folgen, sind schwer zu beschreiben, immer wieder folgen psychotische Episoden der einzelnen Charaktere. Das ist durchaus interessant gemacht, aber auf einem grenzwertigen Vorstellungs-Niveau, was es wieder etwas schwer macht, den Ereignissen zu folgen. Ich fand es nicht ganz so spannend, das ultimative Werk von PKD ist es nicht, obwohl es bei Fans sehr beliebt zu sein scheint.
The Three Stigmata of Palmer Eldritch: Auch das Buch aus dem Jahr 1965 hat mich nicht so ganz überzeugt, die rund 230 Seiten lesen sich aber locker runter. Hier geht’s um Drogen, einen umkämpften Markt um das „bessere“ Produkt und Menschen, die in die Zukunft blicken können. Das wird dann eine sonderbare Mischung um falsche und echte Realitäten und man muss als Leser schon enorm aufpassen, um zu merken, wo man gerade ist und was da eigentlich passiert. Das war das pure Labyrinth für mich als Leser, was durchaus interessant ist aber ich fand es auch superschwer zu folgen und habe paar Mal den Faden verloren. Vielleicht beabsichtigt? Die Drogenthematik spricht mich nun nicht ganz so an, weshalb ich das die letzten paar Tage ziemlich fix runtergelesen habe.
So, fünf PKD-Bücher habe ich nun gelesen (eigentlich sechs, aber die deutsche Ausgabe „Blade Runner“ vor vielen Jahren zählt jetzt nicht) und bis jetzt ist noch kein Buch wieder an das Niveau von The Man in the High Castle rangekommen. Dafür hatte PKD ja den Hugo gewonnen. Ich bin natürlich noch nicht bereit, wieder mit PKD aufzuhören und werde mir als nächstes Do Androids dream of Electric Sheep? und Ubik vornehmen.
Zwischendurch habe ich noch The Hobbit und The Lord of the Rings gelesen, beides auf Englisch, den Hobbit gar zum ersten Mal. Ein wunderbares Buch. Jetzt überlege ich mir, ob ich mir das Silmarillon mal geben sollte, bin aber nicht sicher, was mich dabei erwartet, denn ein Lexikon will ich eher nicht lesen.