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Hm, ja, "etwas kürzeres", z.B. Blishs Gewissensfall. Dumm nur, wenn man dann feststellt, dass die englische Ausgabe deutlich umfangreicher ist, obwohl normalerweise Übersetzungen um ca. 20% länger sind.

Mal schnell verglichen und, jep, da wird z.B. aus folgenden zwei Absätzen

gerade mal ein einzelner Satz:

Cleavers Puls ging schnell, und sein Atem war etwas unregelmäßig, aber er schlief fest, und es würde nichts ausmachen, ihn eine Weile allein zu lassen.

Leider war sowas früher gar nicht mal so unüblich. Und das wird dann heutzutage einfach als ebook veröffentlicht. Egal, jetzt lese ich halt die verstümmelte Fassung. Aber in Zukunft gibts bei älteren Romanen nur noch die Originale.

Hugo 1959: James Blish - A Case of Conscience. Die Menschheit entdeckt einen Planeten mit hochintelligenten Echsenwesen. Eine Gruppe Wissenschaftler soll entscheiden, ob man den Planeten in Frieden lässt, unter Quarantäne setzt, oder ausbeutet. Unter den Wissenschaftlern ist ein Jesuit, der den Planeten als Garten Eden und damit als Falle ansieht, die der Teufel den Menschen gestellt hat. Letzten Endes wird der Planet als Basis zum Bau von Atomwaffen benutzt, dabei geht etwas schief und er explodiert - genau in dem Moment, in dem der Jesuit einen Exorzismus durchführt, um dem Planeten den Teufel auszutreiben. Am Anfang fand ich es noch ganz interessant, als es um die Diskussion ging, wie man mit dem Planeten verfahren soll, mit der Zeit wurde es aber ein ziemlicher Quatsch. 2/5

Aus den 50ern habe ich jetzt alle Gewinner gelesen. Wirklich empfehlenswert war davon keiner.

Hugo + Nebula 2019: Mary Robinette Kowal - The Calculating Stars. 1952 schlägt ein großer Asteroid auf der Erde ein, die Lebensbedingungen werden sich absehbar dramatisch verschlechtern, die Menschheit macht sich deswegen auf, das Weltall zu kolonisieren. Elma York ist ein weiblicher Computer bei der NASA (wie man sie auch in Hidden Figures gesehen hat). Ihr reicht das allerdings nicht, sie möchte Astronautin werden, was zu dieser Zeit allerdings noch völlig undenkbar ist. Allen Widrigkeiten zum Trotz, versucht sie ihren Traum zu erfüllen. Der Roman wurde in zwei Bücher aufgeteilt, The Fated Sky habe ich auch noch gleich gelesen, in welchem eine Expedition zum Mars startet.

Die insgesamt 800 Seiten hatte ich in Windeseile weggelesen. Was zum einen an der interessanten Story, aber auch daran liegt, dass ein großer Teil des Textes aus Dialogen besteht, was mir generell entgegen kommt. Aus meiner Sicht hätte man etwas mehr auf die Auswirkungen des Asteroiden-Einschlags eingehen können, aber hier geht es halt in erster Linie um die Geschichte der Protagonistin. Außerdem ist mir nicht so ganz klar, wieso der Mars der Ausweg sein soll. Selbst wenn die Erde unbewohnbar werden würde, wären die Bedingungen hier halt noch immer besser als auf dem Mars. Aber vielleicht wird das in den zukünftigen Bänden noch klarer. Beide Bücher sind bei mir knapp an der vollen Punktzahl vorbeigeschrammt und bekommen dementsprechend eine 4/5.

Nach wie vor im Wechsel lese ich ein Karl May-Buch und dann etwas anderes. Jetzt war es Band 4 der Gesammelten Werke und des Orient-Zyklus In den Schluchten des Balkans. Zumindest den sechsbändigen Orient-Zyklus will ich so in jeden Fall noch durchziehen.

Danach war George Orwells Animal Farm dran, gleich im englischen Original, was ich auch angenehm kurzweilig zu lesen empfand. Auch das ist mit rund 110 Seiten in der AmazonClassic-Kindle-Ausgabe eher kurz. Ich fand jedenfalls die Revolution der Farmtiere gegen die Menschen und die anschließende Entwicklung im Großen und Ganzen lustig zu lesen. Die Herde wird schließlich von einer Elite, den Schweinen, geführt, denen der große Eber Napoleon vorsteht. Er bestimmt, was gemacht wird, die Herde hat zu gehorchen. Und wie leicht sich die Herde u.a. aufgrund der eigenen Unwissenheit führen ließ! Oder den eigens herangezogenen und ausgebildeten Hundewelpen, die zur Einschüchterung da sind. Animal Farm ist ganz klar eine Fabel auf totalitäre Gesellschaftsformen, wie sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden. Und manchmal musste ich auch an Fake News in unserer heutigen Zeit denken. Trotz dass es sich hier und da auch mal etwas trocken lesen ließ ein gutes Buch.

Hugo 2006: Robert Charles Wilson - Spin. Eines Tages verschwinden plötzlich die Sterne vom Himmel, der Mond ebenfalls, anstelle der Sonne spendet ein Imitat Licht und Wärme. Eine Membran hat sich um die Erde gelegt. Innerhalb dieser Membran verlangsamt sich die Zeit massiv: Während auf der Erde ein Jahr vergeht, sind es im Rest des Universums 100 Millionen Jahre. Die Konsequenz: In ca. 50 (also 5 Milliarden) Jahren wird die Sonne sich zu einem roten Riesen aufblähen und die Erde verschlucken. Ein Mega-Setup, aus dem Wilson richtig viel herauszieht. Hier stecken so viele gute Ideen drin, dass sie eigentlich für mehrere Romane reichen würden. Ich war von Anfang bis Ende gepackt und gespannt, was als nächstes passieren wird. Ziemlich sicher mein Highlight des Jahres und dafür gibt es natürlich eine 5/5

Der dunkle Wald, Band 2 der Trisolaris-Trilogie von Cixin Liu, ist ganz anders als Die drei Sonnen. Es dreht sich darum, wie die Menschheit mit den Erkenntnissen des ersten Bands umgeht, erstreckt sich dabei über mehr als 200 Jahre und bringt nur sehr wenige der bekannten Charaktere zurück. Aber trotz des großen Zeitraums und des erhöhten Umfangs liest es sich super flüssig und geht immer flott voran, so dass ich es kaum weglegen konnte. Im ersten Drittel kamen mir einige Dinge noch etwas komisch vor und wirklich aufgeklärt haben die sich immer noch nicht, aber im späteren Verlauf dreht es wieder so richtig auf und haut einem spannende Sci-Fi-Konzepte im Schnelldurchlauf um die Ohren. Das Ende kam für mich überraschend und wirft einige Fragen auf, was im noch mal deutlich dickeren dritten Band wohl so alles kommt. Ich habe mal in die "Übersicht der Zeitalter" auf den ersten Seiten gelunst, das wird offenbar richtig episch...

Hugo 1991: Lois McMaster Bujold - The Vor Game. Siebter Teil der Vorkosigan-Saga (s.o.) und wie immer gute Unterhaltung. Aber der beste Roman des Jahres? Wenn so Dinge wie "Use of Weapons" oder "The Fall of Hyperion" erschienen sind? Also ich weiß nicht... 3/5

Auf mein nächstes Buch bin ich schon sehr gespannt: Babel von R. F. Kuang. Bei der letzten Hugo-Verleihung gab es nämlich einen großen Skandal, der verhindert hat, dass der Favorit, eben Babel, gewinnen konnte. Die Verleihung fand erstmals in China statt und die Hugo-Organisation hat in vorauseilendem Gehorsam einfach alle Kandidaten ohne Angabe von Gründen disqualifiziert, von denen man annahm, dass sie der chinesischen Regierung missfallen könnten. Immerhin gab es den Nebula-Award für Babel und es ist eh ein Nr.1-Bestseller.