Der Text enthält dezente, kleinliche Spoiler für zwei bis drei Szenen aber nichts wirklich schwerwiegendes. Und ich habe den Text geschrieben, bevor ich den Thread hier gelesen habe.
Ich war ebenfalls gestern abend drin und kann nur sagen: Hui, was für ein Spektakel! Ich glaube, es hätte keinen besseren als Michael Bay für den Film geben können und wir wissen ja alle, wie over-the-top seine bisherigen Actionfilme gewesen sind. Genau deshalb machen diese Filme auch so viel Spaß. Mir jedenfalls. So oberflächlich das Transformers-Franchise dargestellt sein mag, vielleicht ist das der bisher beste Film von Bay.
Mich stört das nicht, wie die Transformers dargestellt werden, da ich bisher keinerlei Berührungspunkte mit ihnen hatte. Tatsächlich habe ich irgendwann in den Actionszenen auch nicht mehr durchgeblickt, welcher Transformer nun welcher war, wer einer der Autobots war und wer zu Megatron gehörte. Ein wenig ist das diesmal sicherlich auch der Kamera zu schulden, die in den hektisch gemachten Actionszenen beständige Nahaufnahmen zeigt und alles andere als Überblick bewahrt. Wenn dann zwei kämpfende Transformers noch in einander verkeilt sind, besteht im Grunde keine Chance mehr, die sichtbaren Teile einem der beiden Roboter zuzuordnen. Noch dazu wirken die Transformers ausgesprochen wuchtig, so als ob es gar nicht möglich sein soll, dass eine kleine Kamera den vollen Blick auf einen der Transformers einfangen kann. Gleichzeitig sind sie ungemein detailliert dargestellt und als Special Effect schlichtweg eine Augenweide, vorausgesetzt es gibt mal einen klaren Blick auf sie, was zwar immer mal der Fall ist, aber lange nicht immer in jeder Szene. Trotzdem sieht es äußerst spektakulär aus, wenn sich einer der Transformers mitten in einer Hochgeschwindigkeits-Szene à la Michael Bay verwandelt, alle Einzelteiler mal herausragen und sich in die korrekte Position drehen, um aus einem Truck oder Flugzeug einen Roboterkrieger zu machen. Unterbrochen wird das manchmal von einigen fantastischen Zeitlupe-Aufnahmen, in denen der Zuschauer doch mal für ein paar Sekunden einen genaueren Blick auf den Ausschnitt der Kampfplatz-Szenerie einschließlich herumfliegender Raketen und Geschosse in der wirklich lang anhaltenden Endschlacht in einer Häuserschlucht von Los Angeles werfen kann. Das ist mal sehr stark! Damit ist Transformers insgesamt auch kein so halbgewalktes Actionschmuhbuh wie noch zuletzt Stirb Langsam 4.0. Allenfalls an kleineren Details ließe sich etwas bekritteln, wenn eben eines der CGI-Kampfjets doch gar zu unmögliche Flugbahnen im Kampf gegen die Transformers von Megatron aufweist. Die Action wirkt aufgrund der allseits beliebten “Wackelkamera” nun doch etwas schmutziger, unübersichtlicher und weniger ästhetisch. Das Prädikat Hochglanz-Action, welches Bay bisher immer einheimsen konnte, trifft diesmal für meine Begriffe nicht so ganz zu. Allerdings war aufgrund der analogen Ausstrahlung auch nicht alles so scharf anzuschauen, wie ich das sonst mittlerweile gewohnt bin.
Meiner Ansicht beweist der Film neben den erstklassigen Special Effects- und fantastischen Actionszenen aber auch noch andere Stärken. Die Handlung und die Dialoge sind wie üblich nicht der Rede wert, der Film startet gleich mit einer Actionszene, die in anderen Filmen einem Showdown würdigen wären, und unterbricht die anschließende Einführung der Figuren und Transformers mit weiteren kleinen Actionscharmützeln. Zwischendurch werden gar einige Militärszenen gezeigt (Präzisionsbeschuss mit irgendwelchen kleinen Geschossen aus einem Flugzeug), die unwahrscheinlich realistisch aussahen und zumindest mir den Mund aufklappen ließen. (Diese Szenerie in der Wüstenlandschaft lässt sich unweigerlich mit dem Irak assoziieren, ich konnte mich dieses Gedankens jedenfalls nicht erwehren.) Aber was von Anfang an auffällt ist die Witzigkeit und Spritzigkeit, die im Film an den Tag gelegt wird. Nicht eine Sekunde lang hatte ich das Gefühl, dass sich der Film auch nur im geringsten ernst nimmt, was bei allen vorherigen Filmen von Michael Bay noch nicht so eindeutig war. Das ist mit Sicherheit auch den Produzenten (u.a. Steven Spielberg) und Autoren (Alex Kurzman und Bob Orci, die schon für Alias geschrieben haben, The Island und Mission: Impossible 3 auf dem Kerbholz haben, nun das Script für den neuen Star Trek-Film ablieferten und schon am nächsten Drehbuch für Film 2012 schreiben, einem Weltuntergangs-Film ebenfalls unter Regie von Bay). Sie alle scheinen zu wissen, wie wenig Sinn ein solcher Film macht und sie lassen das noch so richtig raushängen. Die Handlung ist alles andere als schwer zu verstehen, der Film ist sowieso von vorn bis hinten kitschig und es reiht sich eine tollpatschige Situation an die andere. (Shia LaBeouf dürfte damit für die Rolle als Indys Sohn genug Erfahrung gesammelt haben.
) Tollpatschige Situationen betreffen sowohl den Jungen, der versucht das Mädchen anzubaggern, als auch die Entdeckung um die “Fähigkeiten” seines Autos. Selbst die Transformers um Optimus Prime herum werden in einem Gag nach dem anderen einbezogen, einige der Highlights des Films sind für mich die brillanten Szenen im Vorgarten der Familie - so viel Spaß hatte ich jedenfalls schon lange nicht mehr bei einem Film. Eine der besten Szenen in diesem Zusammenhang ist außerdem die Umwandlung eines Handys in einen Minitransformer in einer experimentellen Glasbox. Der kleine Quälgeist versucht anschließend mit allen seinen miniaturhaften Mittelchen aus dem Ding auszubrechen - einschließlich Mini-Raketen und miniaturisierten Maschinengewehr-Beschuss der Glaswand. Urkomisch! Gelegentlich wirkt ansonsten manche Szene noch etwas platt und der Patriotismus-Einschlag darf ebenfalls nicht fehlen, aber auch das war lange nicht so oft und stark der Fall, wie in vorherigen Filmen von Bay.
Insgesamt für mich ein sehr, sehr sehenswerter Film, äußerst spaßig und mit Sicherheit das bisherige Kinohighlight in diesem Jahr. Man muss weder Autofreund noch Transformers-Fan sein, um Freude an dem Film zu haben. Stattdessen kommen auch Militär-Freaks (sorry!) oder CGI-Spezis auf ihre Kosten und es wird jedes dieser Klientel bedient. Es ist eben vor allem ein richtiger Film für uns Jungs.