
Heute widme ich mich mal M. Night Shyamalans neusten Werk "Signs". Da man die Ausgangssituation der Handlung dieser Tage ohne weiteres überall nachlesen kann, will ich mir hier mal nicht unnötig den Mund fusselig reden und schreite gleich zu meiner Meinung. Zum Thema "Minimalspoiler": Das soll heißen, daß ich in den folgenden Zeilen nichts erwähne, was nicht sowieso spätestens nach 15 Minuten eingeführt wurde und IMHO den Genuß des Films in keiner Weise beeinträchtigt. Wer das schon zuviel findet, sollte lieber nicht weiterlesen.
"Signs" ist, vom reinen Unterhaltungswert her, ein absolut erstklassiger Film. Die große Stärke des Streifens ist dabei die unheimliche Stimmung, die Shyamalan aufbaut, und zwar mit einer Mischung aus geschickt aufgebauten Dialogen, langen, wohlüberlegten Einstellungen und dem guten alten Trick, viel anzudeuten und wenig zu zeigen: Hier ein schwarzer Schatten im Mondlicht, da ein unheimliches Geräusch im Kornfeld. Die Tochter hat Albträume von "Monstern", der Sohn hört fremde Stimmen über ein altes Babyfon und dann sind da noch die Kornkreise. Gerüchte machen die Runde...
All dies und noch viel mehr staut sich im Verlauf des Films mehr und mehr zu einer Stimmung latenter Bedrohung auf. Die sich langsam bis zur Panik aufstauende Angst wird fast greifbar: Irgendetwas kommt auf diese Familie (die Shyamalan dem Zuschauer perfiderweise sofort sehr sympatisch darstellt) zu, und auch wenn nicht genau klar ist, was passieren wird, so liegt doch ganz klar in der Luft, das es wohl nichts gutes sein wird.
Kurzum, um es bildlich auszudrücken: Zunächst spannt Shyamalan die Nerven seines Publikums fast bis zum Zerreißen, nur um dann spätestens ab dem letzten Drittel genüßlich Geige auf ihnen zu spielen.

Doch während der Film oberflächlich Science Fiction/Fantasy mit Horror-Elementen sein mag, der eigentliche Kern der Geschichte dreht sich um den Glauben des von Mel Gibson verkörperten Protagonisten. Insgesamt wirkt in erster Linie die Auflösung dieses Teils etwas unausgegoren und aufgesetzt, was den Film in der Retrospektive ein wenig herunterzieht. Nichts wirklich schlimmes, aber es gibt da eine etwas übertrieben plötzliche Wandlung in gewissen Ansichten, die den Verdacht aufkommen läßt, Shyamalan hätte schnell fertigdrehen müssen, bevor ihm das Zelluloid ausgeht.

Trotzdem: Auch so ist mir "Signs" auf jeden Fall mal 8/10 Punkten wert, vielleicht sogar 9/10 - ich muß ihn mir nochmal im englischen Original ansehen. Das werde ich dann aber nicht allein oder nicht zu so später Stunde tun. Als mein Bruder und ich nach der Spätverstellung durch die Dunkelheit nach Hause gingen, zuckten wir beide ziemlich zusammen, als plötzlich ein ziemlich lautes Rascheln durch einen Busch fuhr - ich glaube nicht, daß wir uns nach einem anderen Film in der gleiche Situation erschreckt hätten. Aber vielleicht haben wir ja auch nur eine viel zu lebendige Phantasie.

Ganz nach dem Motto dessen, was Mel Gibson im Film sagt: "Es hat begonnen!"


Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001