Ich hab mich mit dem Programm des Fantasy Filmfests mal auf DVD-Suche gemacht und dabei noch ein paar Perlen entdeckt. Bevor ihr schreiend davonklickt (schließlich hat niemand auf meinen letzten Post geantwortet), hier erst mal das zwar fantasievolle, aber absolut ungruselige Highlight:
<b>Human Nature</b>
Der neue Geniestreich von Autor Charlie Kaufman, der schon den bizarr genialen Being John Malkovich schrieb. Regie führt ein gewisser Michael Gondry, der bis dahin nur mit dem Dreh von Björk-Videos (zB Human Behavior) sein Geld verdiente. Aber mit dem brillanten Drehbuch und guten Darstellern (allen voran Tim Robbins, dazu Patricia Arquette und Rhys Ifans) konnte er nichts falsch machen. Teilweise brüllend komisch, insgesamt wirklich gut. Kinostart in D: 5.12.02
<b>Frailty</b>
Der diesjährige Eröffnungsfilm des Fantasy Filmfests hat es in sich. Hauptdarsteller Bill Paxton (sicherlich bekannt aus vielen mehr oder minder guten Filmen wie Titanic, One False Move, Aliens, allen Schwarzeneggerfilmen von Terminator bis True Lies, usw) führt gleichzeitig zum ersten Mal Regie und herausgekommen ist ein wirklich verstörender Film um einen alleinerziehenden Vater und seine beiden Söhne sowie mindestens einen Massenmörder. Übrigens kommt der Film fast ohne Blut oder sonstige Schockeffekte aus. Nur das Ende hat mich etwas enttäuscht. Kinostart in D: 18.12.02
<b>The Boondock Saints</b>
Der Abschlussfilm des Fantasy Filmfests vor zwei Jahren. Kam kurz darauf ins Off-Kino für vielleicht zwei Wochen. Willem Dafoe bekam eine wirklich erinnerswerte Rolle aufs Leib geschrieben, aber das Highlicht sind die beiden irischen Zwillingsbrüder, die nach einer Auseinandersetzung mit der Russenmafia sich auf das Auslöschen der Unterwelt Bostons spezialisiert haben. In der imdb hochgelobt (7.7 bei 4600 Stimmen), nicht völlig zu unrecht: Teilweise zwar unnötig brutal, dabei aber meist mit dem nötigen Schuss Humor. Sehenswert.
<b>The Salton Sea</b>
Kinostart war letzten Monat, wahrscheinlich schon wieder verschwunden. Dabei handelt es sich um einen bemerkenswerten Film, allein schon deshalb, weil Val Kilmer zum ersten Mal überhaupt (?) einen überaus sympathischen (Anti-)Helden spielt. Zuerst lernt der Zuschauer ihn als volltattoovierten Drogenabhängigen kennen aber ohne etwas von der Story preisgeben zu wollen stellt sich bald heraus, dass er nicht umsonst in dieser Szene gelandet ist - und die Storyline hat noch weitere Überraschungen für uns parat. Die Rolle von Vincent D'Onofrio als nasenlosen Drogendealer gehört zu den absoluten Highlights des Films, da werden sicherlich sogar Quentin Tarantino und die Coen-Brüder neidisch. Allein die Szene, in der das Kennedy-Attentat nachgestellt wird, rechtfertigt es, diesen Film zu sehen.
<b>Ichi the Killer</b>
Wer noch nie einen Film von Takeshi Miike gesehen hat, sollte unbedingt mit "The Audition" anfangen - aber Vorsicht, der Film ist nicht das, was er über eine Stunde lang erfolgreich vorzugaukeln versucht, nämlich eine harmlose Komödie. Sein aktuelles Werk heißt "Ichi the Killer" und soweit ich es nachprüfen konnte, läuft der Film sporadisch in Deutschland seit April. Anders als bei The Audition kann und will ich erst gar keine Empfehlung für Ichi abgeben - es ist ein zweistündiges Sammelsurium von absoluter Brutalität vorgetragen von dem wohl krankesten Mix an Charakteren, den es je gab. Sowohl Ichi als auch sein Jäger Kakihara sind in ihrer rohen Gewalt todtraurig, die Nebendarsteller stehen den beiden jedoch in nichts nach.
<b>Long time dead</b>
Wohl auch bereits im April in D angelaufen, sicherlich ohne großen Erfolg. Ein englischer Horrorfilm nach dem Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip: Eine Geruppe Jugendlicher (na klar) probiert sich am Gläserrücken und hat damit wohl einen Dämon geweckt, der in der Körper einer ihren gewandert ist und jetzt seine Freunde nach und nach abmurkst. Absoluter Genre-Standard, keinerlei Überraschungen, vergessenswert - aber wer auf so was steht, wird halbwegs gut bedient.