Also, erst folgen ungefilterte Eindrücke zum Film, die richtigen Spoiler gibt's dann unten zum markieren.
Nun, man sollte nicht den Fehler machen, Indy für einen alten Mann zu halten.
Er sieht kaum älter aus als in Teil 3 und ist locker so agil und schlagkräftig, wie eben in diesem Film. Außerdem ist es wirklich gut, den Kopf abzuschalten und sich die Murmel voll Popcorn zu stopfen, damit sich kein graues Zellchen mehr regen kann. Für einen guten Kino-/DVD-Abend taugt der 5. Teil allemal, ich persönlich fand ihn allerdings nicht ganz so gut, wie den letzten Kreuzzug. An das Duo Connery und Ford kommen Shia und Harrison einfach nicht ganz ran, dementsprechend fehlt auch etwas der Witz. Was aber nicht heißt, dass es nicht den einen oder anderen wirklich herzhaften Lacher gibt. Der Junge ist gut und passt zu Indy, nervt nicht, sondern macht seine Sache wirklich gut. Trotzdem, dieser Film ist nicht ganz so komödiantisch unterlegt, weil es hier nicht am laufenden Band Sprüche und tollpatschige Situationen gibt.
Über die Handlung brauche ich kaum Worte zu verlieren, denn die macht nicht wirklich Sinn, wenngleich der Mythos, um den es geht, sehr interessant ist. Sehr gut haben mir die Einordnung in die 1950er Jahre gefallen, sowie die zahlreichen Reminiszenzen an die alten drei Filme. Es gibt sogar eine Anspielung auf die Young Indy-Serie. Gelungen sind alle Actionszenen, alles ist "over the top", die eine oder andere Szene vielleicht etwas zu sehr, um im Rahmen des Films noch glaubwürdig zu sein. Wenn da viel CGI drin stecken sollte, dann sieht es jedenfalls nicht so auffällig aus, wie in den neuen Star Wars-Filmen, ganz im Gegenteil macht vieles einen recht handgemachten, also realen Eindruck. Trotzdem auch hier: wirklich im Gedächtnis bleiben wird mir wohl keine Actionszene. Glücklicherweise wirkt der Film in dieser Hinsicht auch nicht überfrachtet, sondern ist sehr ausgewogen.
Es gibt Kleinigkeiten, an denen man rummäkeln könnte. Außer dem Raiders-March dudelt der Soundtrack nur vor sich hin. Die deutsche Synchronisation ruiniert definitiv ein paar Witze, weil einfach die Betonung falsch ist, jedenfalls nach den Schnipseln im Trailer zu urteilen. Wird Zeit, dass hiesige Kinos die Filme endlich auch regelmäßig in Originalsprache zeigen.
Ich finde noch gar nicht mal, dass sich dieser Film so sehr weiterentwickelt hat. Alle Action ist mindestens so gut, wie in den ersten drei Filmen und wird regelmäßig von den Szenen unterbrochen, welche die Handlung voranbringen. Erstaunlich finde ich allenfalls, dass es sehr viele Szenenwechsel und sehr viele Orte gibt, in denen der Film stattfindet. Damit basiert dieser Film im Grunde auch auf den Episodenformaten, die das amerikanische Abenteuer-Kino in den 1930er Jahre produziert hat. Insgesamt hat mir der Film gefallen und ich würde jedenfalls gerne weitere Indy-Filme sehen, auch mit dem Jungen.
Jetzt die richtigen Spoiler (einschließlich dem Ende!):
[spoiler]Die Atombombe erscheint mir etwas kontrovers. Nicht dass es nicht gut aussieht oder witzig ist, wie Indy im Kühlschrank durch die Gegend fliegt. Aber warum ist das im Film? Für die Handlung hat die Zündung der Atombombe keinerlei Bedeutung. Audiovisuell ist die Szene allerdings top.
Zum Ende: Mir hat es gefallen, audiovisuell ebenfalls erste Sahne, aber ich bin mir sicher, dass es die Geister scheidet. Dass da eine fliegende Untertasse drin steckt ist eine nette Idee und dient sicherlich als Anspielung auf die Kinofilme Hollywoods über Außerirdische aus den 1950er Jahren. Was ich vorher aber nicht verstanden habe ist, wieso schon alle anderen 12 Kristallschädel im Palast der Ewigkeit waren. Was war es denn sonst, was die Russen am Anfang in dem Lagerhaus gefunden habe? Der dreizehnte Schädel kann es jedenfalls nicht sein, der war ja im Grab des spanischen Konquistator in Peru.
Peinlich: Der Junge als Tarzan-Verschnitt. Das hätte nicht sein müssen.
Wieder gut: Der Junge nervt nicht, sondern passt gut ins Bild und zu Indy, schauspielert auch gut, anfangs scheint er Harrison Ford sogar etwas die Show zu stehlen. Aber Indy blüht im Laufe des Films richtig auf und der Junge hat trotzdem seine guten Szenen.
Bester Witz: "Dr. Jones, ich hätte da eine Frage zum normativen Kulturbegriff..."
[/spoiler]