Zur Sicherheit: es folgen einige Spoiler zum Film!
Nachdem ich die letzten Tage ein paar Kritiken zum Film gelesen habe, bin ich schon leicht skeptisch geworden, ob J.J. Abrams Kinodebüt gelungen ist. Ich kann Entwarnung geben, das Debüt ist solide und sehenswert, das Genre des Actionfilms wird zwar nicht gerade auf eine neue Stufe gehoben, aber es ist mit ganz großer Sicherheit ein damn fucking good Actionfilm geworden.
Wenn man so die Kritiken liest, nach denen ein Schauspieler und Regisseur nach dem anderen abgesprungen ist, Cruise der Obermacker am Set war, Abrams nur eine Statistenrolle hatte, und Abrams ja eigentlich nur einen Film auf dem Serienniveau von Alias und Lost gemacht hat, dann frage ich mich eigentlich ein bisschen, was sich diese Leute angeschaut haben. "Bullshit!", kann ich zu dem ganz Geblubber nur sagen, der Film trägt ganz eindeutig Abrams Handschrift. Solche Schreibfinken haben offensichtlich weder das eine noch das andere gesehen. Alias oder Lost erreichen schon seit jeher annähernd ein Kinoniveau, Abrams macht dazu nun mit Mission: Impossible 3 einfach eine logische Fortsetzung seiner Arbeit.
Die erste Filmstunde fühlt sich dabei tatsächlich wie ein Alias auf der Leinwand an, das Konzept ist fast schon identisch zur Agentenserie. Nur dass hier der Hauptcharakter Ethan Hunt anstatt Sydney Bristow heißt. Vom Ablauf her ist es ebenfalls nahezu gleich, es gibt zuerst private Szenen des Helden, der schließlich zu einem Briefing gerufen wird und auf einen Einsatz muss. Der Einbruch in den Vatikan hätte ebenfalls aus einem Alias-Script stammen können, genauso mit allerlei Gadgets und phantasievollen Verkleidungen versehen wäre Sydney Bristow und ihr Team das Problem angegangen. Das eine führt natürlich zum anderen, Hunt wird immer tiefer in eine Sache verstrickt, die schließlich auch vor seiner frisch Angetrauten keinen Halt macht. Genau diese Zugabe der persönlichen, intime Ebene, die schon in Alias so stark ausgeprägt ist, zeigt Abrams in Mission: Impossible 3 in seiner eigenständigen Version auf der großen Leinwand. Und es funktioniert hier ganz genauso gut, Tom Cruise überzeugt als strauchelnder Ethan Hunt, der nach der Verwicklung seiner Frau in den Kampf gegen die Widersacher ein paar Momente überrumpelt ist, bis er den Helden nun auf einer ganz persönlichen Ebene weiterspielt. Es dürfte wenige Beispiele geben, in denen man einen Actionheld in einem Actionfilm so menschlich dargestellt sieht, wie in diesem Fall. Die Handschrift von Abrams eben. Tom Cruise hat sich nach meiner Auffassung sowieso mit seinen letzten Filmen immer besser gemacht.
Dazu kommt spektakuläre Action, der ganze Film wirkt dabei bis auf’s letzte durchgestylt, wobei sich unsere Helden auch schon mal dreckig machen dürfen. Eine der coolsten Szenen ist der Angriff der Drohne auf die Brücke. Während man in einer SlowMotion-Szene Hunt die Drohne beobachten sieht, steigt im Hintergrund eine Hubschrauber empor, an dessen offenen Seiten eine ganze Reihe schwerbewaffneter und vermummter Gestalten sitzen, die im nächsten Moment die Party aufmischen. Dieser geniale Moment sucht ebenso seinesgleichen wie das anschließende Spektakel. Auch hier sei auf die Handschrift von Abrams verwiesen, prinzipiell ähnliches hat er auch in Alias schon umgesetzt.
Gezeigt wird eine recht intelligente Story, die auch die eine oder andere Wendung mit einschließt. Insgesamt stimmen hier Stil und Substanz, genauso wie es sein sollte. Während der erste Mission: Impossible-Film für mich noch ein intelligent gemachter Actionknüller war, viel Substanz hatte, war mit John Woo’s Fortsetzung zu sehr nach dem Prinzip style-over-substance gemacht. Nur dass in Mission: Impossible 2 die Substanz gleich vergessen wurde und der Stil einfach mal ein Griff ins Klo war, weshalb wir den Film mal lieber unter den Teppich kehren wollen. Totschweigen ist manchmal auch eine gute Maßnahme. Mission: Impossible 3 ist da schließlich deutlich ausgeglichener. Mir hat er bestens gefallen und von mir bekommt er locker das Prädikat "sehr sehenswert". Dabei ist das scharfe und farblich brillante Bild über den Digitalprojektor in unserem Kino noch ein netter Bonus.